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„Ich bin seit vier Jahren impotent“

Ein 57-jähriger Pirnaer soll seine Stieftochter in der Silvesternacht 2015 sexuell missbraucht haben. Er bestreitet die Vorwürfe.

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© Symbolbild: dpa

Von Stephan Klingbeil

Pirna. Im Februar 2016 entschied sich die 13-Jährige zum Jugendamt Pirna zu gehen. „Sie kannte mich, es gab schon vorher Konflikte in ihrer Familie“, sagt der damalige Sachbearbeiter. Das Mädchen, das aufgrund eines angeblich zu geringen Intelligenzquotienten auf eine Förderschule für geistig Behinderte geschickt wurde, hatte nur diesen einen Wunsch: „Sie wollte freiwillig ins Kinderheim“, sagt der damalige Sachbearbeiter nun vor der Jugendkammer am Landgericht Dresden. Er war dort Zeuge im Prozess gegen den Stiefvater des Kindes.

Der 57-jährige Angeklagte aus Pirna soll sich in der Silvesternacht 2015/16 an dem Mädchen vergriffen haben. Der Deutsche bestreitet die Vorwürfe, die aufkamen, als sich der ältere Bruder des Mädchens im März 2016 seiner Mutter offenbarte. Damals war die 13-jährige schon im Heim untergebracht, wo es noch immer wohnt.

Fall ans Landgericht verwiesen

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der inzwischen arbeitslose Gerüstbauer seine damals 13-jährige Stieftochter in einer Laube auf dem Pirnaer Waldgrundstück der Familie sexuell missbraucht haben soll. So habe sich der Mann erst vor ihr befriedigt, sie dann zu sexuellen Handlungen an ihm und schließlich zu Geschlechtsverkehr gedrängt. Die Anklage geht von drei Fällen des sexuellen Missbrauchs aus.

Ursprünglich sollte der Prozess am Amtsgericht Pirna stattfinden. Doch dort stellte der Richter fest, dass der Stiefvater bei einer Verurteilung womöglich mehr als vier Jahre ins Gefängnis müsste. Bei dieser Straferwartung sei jedoch das Landgericht in Dresden zuständig. Der Fall wurde somit an die dortige Jugendkammer verwiesen. Dort wurde zum Prozessauftakt am Dienstag zunächst eine Beschränkung des Strafrahmens angeregt. Hätte der Angeklagte gestanden, könnte er mit einer Haftstrafe zwischen zwei Jahren und neun Monaten und drei Jahren und drei Monaten rechnen.

Doch der Angeklagte will keinen Deal. Er wehrt sich gegen die Anschuldigungen und bleibt dabei: „Sie ist wie meine eigene Tochter, ist eine Prinzessin für mich. Ich fasse sie doch nicht an“, erklärt er und beteuert: „Ich habe sie auch nicht geschlagen, ich schlage keine Kinder und Frauen.“ Und außerdem sei er doch impotent. „Ich kriege seit vier Jahren keinen mehr hoch“, sagt der Pirnaer. Er könne sich nicht erklären, wieso es zu den schweren Vorwürfen kam.

Laut dem damaligen Jugendamtsmitarbeiter hätte das Mädchen gesagt, der Stiefvater hätte sie öfter in den Keller gesperrt. Auch soll es Gewalt gegen die Mutter gegeben haben. Der Angeklagte bestreitet dies, spricht von Versehen. Anders als beim ersten Prozess in Pirna erklärte er nun, dass er in jener Silvesternacht nicht mehr in dem Bungalow war. Es sei nach einem Streit noch in der Nacht von der Mutter rausgeworfen worden. Am Amtsgericht hätte er aber gesagt, der Rausschmiss ereignete sich erst ein paar Tage später. Was damals tatsächlich geschah, muss die Kammer nun klären. Ein Urteil wird im August erwartet.