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Hot Dog ohne Wurst

Kinderbetreuung kostet Geld. Darauf möchte Bischofswerdas Awo-Hort am Weltkindertag aufmerksam machen – mit einem besonderen Fest.

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© Steffen Unger

Von Ingolf Reinsch

Bischofswerda. Ein solches Kinderfest dürfte Bischofswerda noch nicht erlebt haben. Es wird gespielt am Donnerstag im Lutherpark, und es wird gemalt. Gemalt mit nur zwei Farben. Denn das zweistündige Fest, das öffentlich ist, läuft auf Sparflamme. Dazu passen auch die Hot Dogs, die Anne Kaiser, Leiterin des Awo-Hortes Ameisenhaufen am Lutherpark, und ihre Kolleginnen den Besuchern reichen werden. Die Brötchen sind mit Zwiebeln und Sauce gefüllt, doch auf die Wurst wird verzichtet.

Mit dieser Aktion am Weltkindertag, dem 20. September, möchte die Arbeiterwohlfahrt (Awo) Forderungen nach besseren Rahmenbedingungen für die Kinderbetreuung Nachdruck verleihen. Adressat sind in erster Linie Sachsens Staatsregierung und die Landtagsabgeordneten, die über die finanzielle Ausstattung der Kindertagesstätten entscheiden. Es gehe um Fragen eines besseren Betreuungsschlüssels in Krippe, Kindergarten und Hort, um Zeiten für die Vor- und Nachbereitung für die Erzieherinnen sowie personelle Reserven für Urlaubszeiten, Krankheit und Weiterbildung, sagt Annett Fahland, Leiterin Kindertagesstätten beim Awo-Kreisverband Bautzen. Sie bemerkt seitens der Politik „erste Schritte in die richtige Richtung“. Etwa die ab nächstem Jahr in Aussicht stehende Vor- und Nachbereitungszeit für Kita-Personal. Sie hoffe für die Erzieherinnen, dass das auch tatsächlich realisiert wird, sagt Annett Fahland.

Seit dem 1. September gilt in Sachsen für die Krippe ein Betreuungsschlüssel von eins zu fünf, im Kindergarten kommt rechnerisch eine Erzieherin/ein Erzieher auf zwölf Kinder. Im Hort gibt es bislang keine Veränderungen. In einem Strategiepapier benennt der Awo-Landesverband – auch im Namen anderer Träger, die sich in der Liga der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege in Sachsen zusammengeschlossen haben – seine Forderungen nach besseren Rahmenbedingungen in den Kindereinrichtungen. Da geht es ums weitere Absenken des Personalschlüssels von 1:4 in Krippen; 1:10 in Kindergärten und 1:16 im Hort sowie um die Anerkennung von vier Stunden pro Woche Vor- und Nachbereitungszeit – Zeit, die Erzieher und Erzieherinnen brauchen, um Bildungsangebote inhaltlich vorzubereiten oder Fortschritte der ihnen anvertrauten Kinder zu dokumentieren. Auch bei der Ausbildung von frühpädagogischen Fachkräften sieht die Liga Handlungsbedarf. „Deshalb fordern wir für das Arbeitsfeld der Kinderbetreuung eine Reform der Ausbildung“, heißt es im Strategiepapier, das mit vielen Fachberatern aus der Kita-Praxis erarbeitet wurde. Auch Annett Fahland arbeitet in der landesweiten Arbeitsgruppe mit. Wer heute Erzieher werden möchte, muss erst zwei Jahre zum Sozialassistenten absolvieren, dem schließen sich drei Jahre Ausbildung an. Hier wäre eine kürzere Ausbildung mit höherem Praxisanteil wünschenswert.

Der Awo-Kreisverband Bautzen ist für 24 Kindertagesstätten und fünf Tagesmütter verantwortlich. Er beschäftigt im Kita-Bereich kreisweit 291 Mitarbeiter. Nicht nur beim Kinderfest am Donnerstag in Bischofswerda, sondern auch beim Tag der offenen Tür am Freitag von 15 bis 19 Uhr in der Putzkauer Kita „Zwergenland“ wird die Arbeiterwohlfahrt auf ihre Bemühungen um bessere Rahmenbedingungen in der Kinderbetreuung hinweisen.

Öffentliches Kinderfest der Awo im Bischofswerdaer Lutherpark am 20. September von 13 bis 15 Uhr