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Hospizgarten mit Fluss der Erinnerung ist fertig

Am Sonnabend wird das parkähnliche Freigelände eröffnet. Dessen Pflege ist schon die nächste Herausforderung für die Ehrenamtlichen.

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© André Braun

Von Heike Heisig

Leisnig. Er plätschert leise vor sich hin – der Fluss der Erinnerung. Er ist eine der Besonderheiten im neu gestalteten Freigelände des Hospizes „Lebenszeit“ am Leisniger Hasenberg. Am Sonnabend um 18 Uhr wollen Mitglieder des Vereins „Lebenszeit“ den parkähnlichen Garten einweihen. Und alle, die sich für das Projekt interessieren, es möglicherweise sogar durch Baum- oder Strauchspenden unterstützt haben oder künftig im Garten mitwirken wollen, sind dazu eingeladen.

Ein so großes Fest wie die Eröffnung der Einrichtung Ende März wird das bevorstehende natürlich nicht, sagt der Geschäftsführer der Hospiz gGmbH Eiko Weber, die das Haus betreibt. Seit 1. April werden dort Gäste aufgenommen, denen die Ärzte nur noch wenig Lebenszeit prognostizieren. Das Einzugsgebiet der neuen Einrichtung auf dem Land reicht über die Region und Mittweida, Oschatz und Meißen bis Borna und Dresden. „Wir sind in den Betrieb gut reingekommen“, schätzt Eiko Weber ein, „befinden uns aber dennoch nach wie vor in der Anlaufphase.“

Anlaufen beziehungsweise sich einspielen muss sich nun auch die Gartenpflege. Die bezeichnet der Geschäftsführer als die nächste große Aufgabe und Herausforderung. Denn: Bis auf wenige Arbeiten, die wie Rückschnitte später einmal Fachleute übernehmen müssen, will der Verein die gesamte Pflege mit ehrenamtlichen Helfern abdecken. Obwohl zwischen den Pflanzen in den Rabatten im Eingangsbereich und sonst vielerorts auf dem Parkgelände zentnerweise Rindenmulch ausgebracht ist, wird es hier und da nötig werden, Unkraut zu ziehen. Der frisch eingesäte Rasen braucht zwar noch eine Weile. Doch auch er soll immer gepflegt sein. „Die Arbeiten gilt es zu organisieren“, sagt Eiko Weber.

Kleine Gemüsebeete sind angelegt

Hinterm Haus sind Helfer schon damit beschäftigt, ein Stück Garten zu bewirtschaften. Auf einer kleinen Fläche sind Obst und Gemüse angebaut. Ein paar Naschsträucher sind genauso am Wegesrand im Park zu finden. Nicht mehr lange, und die Gäste werden wohl von den ersten reifen, schwarzen Johannisbeeren probieren können. Um die Gartengeräte und manch Handwerkszeug, das benötigt wird, unterzubringen, gibt es am Rande des Geländes ein Gartenhaus. Das soll bis Ende des Jahres noch so hergerichtet werden, dass es als kleine Werkstatt und Geräteschuppen genutzt werden kann.

Die Wege im Park sind so angelegt, dass sie gut begeh- und mit Rollstühlen befahrbar sind. Auf nahezu jeder Ebene stehen Bänke, in Abständen werden die Wege in den dunkleren Stunden beleuchtet. Einer der begehrtesten Sitzplätze wird wohl der an der Blühwiese sein. Aber nicht nur, weil dort einmal Insekten und Schmetterlinge zu beobachten sind. Neben der Insektenwiese befindet sich eine Art Flusslauf, den größere Steine begrenzen. Das Wasser läuft sacht in einen großen Teich, der noch mit Pflanzen sowie Goldfischen und Kois ausgestattet wird. „Das ist unser Fluss der Erinnerung“, erklärt Heike Andrä. Sie ist im Hospiz dafür zuständig, die ehrenamtlichen Helfer und deren Einsatz zu koordinieren. Zur Parkeröffnung am Sonnabend sollen die ersten Angehörigen beginnen, Erinnerungssteine in den nachempfunden Flusslauf zu legen.

Jeder Gast, der ins Hospiz kommt, darf sich einen Stein aussuchen oder einen im Laufe des Lebens selbst gesammelten und mit eigenen Erinnerungen verbundenen mitbringen. Dieser Stein kann von den Gästen und deren Angehörigen gestaltet oder schlicht mit den Lebensdaten versehen werden. Nach dem Tod des Angehörigen bekommen die Hinterbliebenen die Möglichkeit, den Stein in den Fluss der Erinnerung zu legen und so sich selbst noch einmal an den Verstorbenen zu erinnern oder auf besondere Weise von ihm Abschied zu nehmen. „Das kann in ganz individuellen Runden passieren“, sagt Eiko Weber. Aber womöglich finden sich auch Angehörige zusammen oder es bilden sich eigene Rituale. Das alles soll sich entwickeln.

Die Gestaltung des 3 500 Quadratmeter großen Freigeländes hat rund 100 000 Euro gekostet. Zwei Drittel bekommt Bauherr und Landeigentümer Frank Lohse über EU-Gelder gefördert, die in der Ile-Region Sachsenkreuz plus eingesetzt werden können. Den „Rest“ haben überwiegend private Spender über eine Art Baum-, Bank- oder Strauchpatenschaft finanziert.

Termin: Einweihung des Freigeländes am Hospiz „Lebenszeit“ in Leisnig am Sonnabend, 18 Uhr.