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Honigernte bei Edeka

Seit Juni summt es unmittelbar am Einkaufsmarkt. In der vergangenen Woche wurde nun erstmalig geschaut, wie fleißig die Bienen gewesen sind.

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© Kristin Richter

Von Catharina Karlshaus

Großenhain. Rico Heinzig ist der Mann, dem die Bienen vertrauen. Zumindest vermittelt der passionierte Imker aus Diera-Zehren ihnen an diesem Morgen das Gefühl. Ruhige und unaufgeregte Bewegungen sind neben der fachlichen Erfahrung die Utensilien, welche in der nächsten Stunde am meisten gefragt sein werden. Immerhin: Rico Heinzig und Helfer Robert Rost wollen schließlich an das, was die Tiere seit Juni bewahren. 400 000 leben seit Mitte Juni am Edeka-Markt auf der Theodor-Neubauer-Straße 1 in Großenhain. Nachdem der Geschäftsführer von insgesamt drei Edeka-Märkten sehr gute Erfahrungen mit den fliegenden Untermietern in Dresden gemacht hatte, sollte es auch in der Röderstadt kräftig summen. Immerhin biete Großenhain – nicht umsonst die Stadt im Grünen genannt – die allerbesten Bedingungen, um selbst naturbelassenen Honig herzustellen. Durch die Große Röder hätten die Bienen schließlich ausreichend Feuchtigkeit zur Verfügung und die Vegetation sei überaus vielfältig. Abgesehen vom opulent bepflanzten Stadtpark, fänden sich neben Linden, Robinien, vielen anderen Bäumen und Blumen natürlich auch zahlreiche kleine und große Gärten in Großenhain. Durchgängig gebe es genug blühende Pflanzen, an denen die Tiere den Nektar saugen könnten. „Durchschnittlich legen sie ab dem Stock gut drei Kilometer zurück. In diesem Umkreis finden sie rund um den Großenhainer Edeka-Markt ein breites, teilweise sogar exotisches Pflanzenangebot“, weiß Rico Heinzig.

Honigernte bei Rico Heinzig aus Diera-Zehren

Eierpappe und ein paar Pflanzen verwendet Heinzig zum Anzünden des Smokers. Der in ihm erzeugte Rauch soll die Tiere ruhig stellen.
Eierpappe und ein paar Pflanzen verwendet Heinzig zum Anzünden des Smokers. Der in ihm erzeugte Rauch soll die Tiere ruhig stellen.
1Mit einem Blasgerät werden die entnommenen Honigräume nun bienenfrei gemacht. Rico Heinzig macht dies kurz und behutsam.
1Mit einem Blasgerät werden die entnommenen Honigräume nun bienenfrei gemacht. Rico Heinzig macht dies kurz und behutsam.
Reiche Beute: Gut 30 Kilogramm schwer sind die entnommenen Kisten mit Honigwaben. Viel mehr als Imker Rico Heinzig erhofft hatte.
Reiche Beute: Gut 30 Kilogramm schwer sind die entnommenen Kisten mit Honigwaben. Viel mehr als Imker Rico Heinzig erhofft hatte.
Zum Schluss bekommen die Bienen noch Ersatz für den entnommenen Honig: Mit leicht gesüßtem Wasser werden sie eingefüttert.
Zum Schluss bekommen die Bienen noch Ersatz für den entnommenen Honig: Mit leicht gesüßtem Wasser werden sie eingefüttert.

Wie ergiebig die Streifzüge seiner Schützlinge nun tatsächlich gewesen sind, wird der 43-Jährige gleich einschätzen können. Bekleidet mit Jacke nebst zugehörigem Netzhut geht er ans Werk. Bereits am Vorabend hat Heinzig, der seinen Schützlingen einmal in der Woche einen Besuch abstattet, eine sogenannte Bienenflucht eingesetzt. Für den Laien bedeutet das: Die surrenden Bewohner haben seitdem nur noch Zugang zu ihrer Wohnstätte. Der Bereich, in welchem sich die begehrten Honigwaben befinden, ist für sie tabu. Um sie ungestört entnehmen zu können, tut Heinzig das, was viele Imker an dieser Stelle tun: Er lässt es erst mal rauchen. Ein Smoker gaukelt vor, was die Tiere so gar nicht mögen. Sie treten den Rückzug an und verhalten sich im besten Falle ruhig. Seine Großenhainer Zöglinge reagieren prompt. Alles läuft nach Plan. Nun noch mit einer Art Handstaubsauger die entnommenen Honigräume vorsichtig bienenfrei gemacht und dann schnell die schwere Fracht an Helfer Robert Rost übergeben.

Achtmal wird der junge Mann zwischen dem Bienenstandort neben dem Markt und einem bereitstehenden Transporter hin und herlaufen. Bei 28 Grad und einem satten Gewicht der Honigwaben von 25 bis 30 Kilogramm wahre Schwerstarbeit. Denn eines ist allen Beteiligten auf den zweiten Blick klar geworden: Die Ausbeute an Großenhainer Honig ist größer als bisher erwartet. Mit einem Lächeln im Gesicht schaut Edeka-Chef John Scheller auf die opulent bestückten Honigwaben. „Angesichts des extrem trockenen Sommers hatten wir unsere Erwartungen bewusst nach unten geschraubt. Was wir nun ernten konnten, ist daher wirklich mehr, als wir zu hoffen gewagt hatten“, bekennt Rico Heinzig. Mit gut 130 Kilogramm rechnet er. Die genaue Menge lasse sich erst auf seinem Hof in Diera-Zehren feststellen. Auch welche Geschmackskomponenten dem ersten Großenhainer Honig zu Eigen sein werden, könne er erst nach einer Verkostung sagen. Angesichts der vielfältigen Pflanzen und Bäume, die in der Umgebung wachsen würden – die Bienen legen ab dem Stock gut drei Kilometer zurück – könne durchaus mit einer blumigen, aber auch herben Note gerechnet werden.

Bis sich die Großenhainer im Markt selbst von der Ernte überzeugen dürfen, dauert es noch ein wenig. In gut zwei bis drei Wochen, so Rico Heinzig, könnten die ersten Honiggläser in den Regalen stehen. Die Bienen, die am Markt offenbar eine einträgliche Heimat gefunden haben, werden dann noch immer ihrer Bestimmung nachgehen. Vom Imker mit einem Zucker-Wassergemisch für den entnommenen Honig entschädigt, bereiten sie sich dann bald auf die kühleren Tage vor. Die im Spätsommer erzeugten Jungbienen verausgaben sich dann nur noch wenig durch Brutpflege und Sammelflüge. Durch die Aufnahme von Pollennahrung legen sie sich ein Fett-Eiweiß-Polster an, welches die Reserve für den Winter bildet.

Allerdings: Noch ist es nicht soweit. Noch genießen auch die Großenhainer Bienen die sommerlichen Tage. Gut betreut von Imker Rico Heinzig, der sie wie auch in den vergangenen heißen Monaten mit zusätzlicher Flüssigkeit versorgt.