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Hoffnung für den Sachsenhof

Die SZ hat mit dem Mann gesprochen, der das Hotel an der Hauptstraße übernehmen will. Noch will er anonym bleiben.

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© Sebastian Schultz

Von Britta Veltzke

Riesa. Trostlos wirkt die Hauptstraße vor dem Sachsenhof, seitdem Restaurant und Hotel geschlossen sind. Sonst saßen im Sommer die Gäste an den Tischen auf dem Freisitz. In den Blumenkästen vor den Fenstern blühten üppige Geranien. Seit Februar ist der Gasthof zu. Die Betreiber, Peter und Gunthild Häschel, haben sich in den Ruhestand verabschiedet. Ist ihr Versuch, den Gasthof zu verkaufen, nun geglückt?

In der Stadt munkelt man, dass es einen Interessenten gebe. Die SZ hat ihn ausfindig gemacht. Seinen Namen will er jedoch noch nicht in der Zeitung lesen, so lange er beruflich noch anderweitige Verpflichtungen hat. „Ich werde den Sachsenhof übernehmen“, erklärt er auf Anfrage. Im Oktober wolle er den Hotelbetrieb wieder aufnehmen. Das Restaurant solle im kommenden Jahr wieder eröffnen. Die Rede ist von einem Steakhaus. „Das Problem ist, dass ich nicht alles auf einmal machen kann. Ich muss viel Geld für die Renovierung in die Hand nehmen.“ Das ist nachvollziehbar. Immerhin steht das 1887 erbaute Hotel samt dem nachträglich angebauten Festsaal unter Denkmalschutz. Dieser Fakt wirkt nicht gerade ermunternd auf Kaufinteressenten. Das mussten auch schon die Häschels feststellen. Den Gastraum schmücken original Delfter Fliesen, die in den 30er-Jahren angebracht wurden. Der damalige Besitzer hatte ein besonderes Faible für niederländische Dekoration. Das gesamte Gebäude, inklusive der Sanitäranlagen, müsste überholt werden, wenn der neue Besitzer modernen Ansprüchen gerecht werden will.

Am Telefon wollte sich Peter Häschel nicht zu seinem potenziellen Nachfolger äußern. Für die Hotellandschaft in Riesa ist die Schließung des Sachsenhofes nach wie vor ein herber Verlust. Gerade jetzt in der Radlersaison. „Wir haben durch das Wetter diese Saison wirklich viele Gäste, die auf dem Elberadweg unterwegs sind. Es ist schon eine Herausforderung, die alle in Riesa unterzukriegen“, sagt Heike Kandel, Chefin der Riesa-Info. Denn viele die Radtouristen suchten vor allem günstige Unterkünfte. „Da war der Sachsenhof perfekt. Da mussten wir die Gäste nur über die Straße schicken.“

Daher wäre sie auch froh, wenn der Hotelbetrieb wieder aufgenommen würde. Denn neben dem Sachsenhof hat schließlich auch die Pension Friedland seit einigen Wochen geschlossen – ebenfalls immer eine beliebte und günstige Adresse bei Radlern. „Da sind wir wirklich froh, dass das Mercure und der Wettiner Hof beide spezielle Radlerpreise anbieten.“ Auch das Bootshaus an der Elbe werde in diesem Jahr gut von Radtouristen angenommen. Nur ins Hotel Zur Mühle würden sie und ihre Kolleginnen aktuell keine Gäste vermitteln – zu unzuverlässig. „Es ist häufiger vorgekommen, dass dort telefonisch niemand erreichbar war. Wir wollen nicht, dass am Ende jemand vor verschlossener Tür steht. Sonst geben wir uns natürlich schon Mühe, dass wir die Gäste in Riesaer Unterkünfte vermitteln und sie nicht die umliegenden Gemeinden schicken“, erklärt die Riesa-Info-Chefin. „Schließlich soll das Geld ja in der Stadt bleiben.“ Doch die Touristen würden die gute Infrastruktur in Riesa auch zu schätzen wissen. „Die haben hier ja alles: Apotheken, Fahrradläden, Lebensmittelmärkte, Gaststätten. Da ist man natürlich besser versorgt, als in einem ganz kleinen Ort an der Elbe“, so Heike Kandel.

Rolf-Dieter Sauer, Regionalvorstand des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands, schaut aktuell eher pessimistisch in die Zukunft. Er glaubt, dass noch mehr Betreiber am Elberadweg aufgeben werden. „Gerade die Hotels und Gaststätten an Rad- und Wanderwegen sind Saisonbetriebe. Die funktionieren von März bis Oktober. Wenn es kalt wird, kommt kaum noch jemand.“ Die Gesetzeslage lasse es heute nicht mehr zu, dass Angestellte während der Saison mehr arbeiten und dafür im Winter freimachen. Den ohnehin schon herrschenden Fachkräftemangel verschärfe das noch weiter – und damit das Betriebesterben entlang vom Elberadweg, so Rolf-Dieter Sauer.