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Hoffnung für den Ludwigsdorfer Radweg

Noch immer läuft ein Teil des Oder-Neiße-Radwegs auf der Hauptstraße. Jetzt wird die Stadt aktiv, wenn auch zögerlich.

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© nikolaischmidt.de

Von Ingo Kramer

Noch Ende Mai musste sich Conrad Jacob im Technischen Ausschuss eine Abfuhr einholen. Der Ausbau des Oder-Neiße-Radweges zwischen Klingewalde und dem Sportplatz Ludwigsdorf habe keine Priorität, sagte Baubürgermeister Michael Wieler damals. Doch der in Ludwigsdorf lebende Stadtrat Jacob begnügte sich nicht mit der Antwort, fragt seither immer wieder beharrlich nach. Auch, als Oberbürgermeister Siegfried Deinege kürzlich im Ludwigsdorfer Ortschaftsrat zu Gast war, kam das Thema zur Sprache.

Jacob hat mit seiner Beharrlichkeit nun offenbar Erfolg. „Ja, wir ermitteln derzeit die Eigentümer am Kirchsteg, von denen wir Flächen zukaufen müssen“, erklärte Svend Schmoll vom städtischen Bauamt in dieser Woche auf erneute Nachfrage im Technischen Ausschuss. Jacob ist das noch zu wenig: „Vermessen wurde doch schon vor Jahren, und es ist doch bekannt, dass das kommunale Flächen sind“, hält er dagegen. Ja und nein, sagt Schmoll. Das vorhandene Grundstück am Kirchsteg sei in der Tat kommunal – aber es reicht in der Breite nicht aus. Vor allem habe es Ecken. Um aus diesen Ecken Kurven zu machen, die sich mit dem Fahrrad befahren lassen, müsse die Stadt besonders an den Kurven Flächen auf beiden Seiten des Weges hinzukaufen, sagt Schmoll. Es gehe nicht nur um einen oder zwei private Eigentümer, sondern um eine ganze Menge Leute, mit denen sich die Stadt einig werden muss.

Ein weiteres Problem sei, dass es inzwischen festgeschriebene Standards gibt, wonach neu zu bauende Radwege mindestens drei Meter breit sein müssen. Das ist zum Beispiel nötig, damit sich zwei Fahrräder mit Kinderwagen-Anhänger begegnen können, ohne dass einer von beiden den Radweg verlassen muss. Folglich muss der Radweg auch in den Kurven drei Meter breit sein. Ist er das nicht, erhält die Stadt beim Bau keine Fördermittel, müsste also alles aus eigener Tasche bezahlen.

In den vergangenen Jahren habe die Stadt tatsächlich nichts unternommen, erklärt Schmoll. Stattdessen habe sie sich erst einmal um den Abschnitt zwischen der Ludwigsdorfer Neißetalstraße und dem Anschluss in Zodel gekümmert. Dieser Teil war Ende vorigen Jahres fertig geworden und Anfang dieses Jahres eingeweiht worden. Am Kirchsteg gehe es also jetzt erst los. „Wir ermitteln nun als Erstes die Flächen, prüfen also die Machbarkeit“, sagt Schmoll. Das sei die Vorbereitung zur Planung. Für diesen ersten Schritt sei Geld in den Haushalt eingestellt. Schmoll rechnet mit Kosten von etwa 1 000 bis 1 500 Euro.

Conrad Jacob hat sein Grundstück zwischen der Rothenburger Landstraße, auf der der Radweg bisher verläuft, und dem Kirchsteg. Er erlebt also vor der eigenen Haustür, wovon er spricht. „Im Sommer fahren Hunderte Radfahrer über die Rothenburger Landstraße“, sagt er. Das sei aufgrund des Autoverkehrs sehr gefährlich. Die Alternative Kirchsteg verläuft genau parallel zur Rothenburger Landstraße. Es geht um eine Strecke von etwa einem Kilometer. Kommt man aus Richtung Klingewalde, so kreuzt der Radweg gleich am Anfang von Ludwigsdorf die Autobahn. Genau dort beginnt der Kirchsteg. Auf den ersten 400 Metern ist er bereits asphaltiert, dort verläuft er als schmale Anliegerstraße. Am letzten Haus endet der Asphalt, von hier aus führt der Weg 580 Meter über gemähte Wiesen, bevor er am Sportplatz wieder auf Asphalt trifft. Genau um diese 580 Meter geht es Jacob. Hier existiert ein Trampelpfad, der bei Trockenheit oder mit dem Mountainbike schon jetzt befahrbar ist. Sobald es regnet, weicht er aber auf.

Am Sportplatz soll der Radweg nach rechts abzweigen und nach 100 Metern am Gerichtskretscham auf die Rothenburger Landstraße treffen. Dieser folgt er noch etwa 300 Meter, dann geht er in die deutlich verkehrsärmere Neißetalstraße über. Auch auf diesen 300 Metern läuft der Kirchsteg weiter parallel. Theoretisch könnte der Radweg also auch hier über den Kirchsteg geführt werden. „Das hätte aber den Nachteil, dass er dann direkt in der Kurve auf die Rothenburger Landstraße träfe und die Radfahrer in der nächsten Kurve in die Neißetalstraße abbiegen müssten“, sagt Jacob. Diese Variante sei aufgrund der zwei Kurven zu gefährlich. Also soll der Radweg nur bis zum Sportplatz den Kirchsteg nutzen.

Wie schnell es jetzt weitergeht, ist indes noch unklar. Im kommunalen Haushalt ist derzeit nur das Geld für die Ermittlung der Flächen eingestellt, noch nichts für die eigentliche Planung oder gar für den Bau. So wird Conrad Jacob noch eine Weile beharrlich bleiben müssen, bis der Weg tatsächlich einmal entsteht.