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Hoffnung für Badespaß am Kiessee Leuben

An das Badeverbot hält sich kaum jemand. Das ist gefährlich. Nun soll es für einen Bereich des Sees neue Regeln geben.

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© Sven Ellger

Von Annechristin Bonß und Nora Domschke

Das Wochenende bringt erstmals in diesem Jahr richtiges Badewetter nach Dresden. Nicht nur die Freibäder werden gut gefüllt sein. Auch die Ufer am Leubener Kiessee sind Ziel von Sonnenhungrigen und Schwimmern. Viele Dresdner vor allem aus dem Südosten der Stadt kommen gern hierher zum Baden. Dabei gilt auch in diesem Jahr das strikte Badeverbot für das Gewässer. Die Stadt weist mit Schildern rund um den See darauf hin. Daran gehalten wird sich allerdings auch in dieser Saison kaum.

Doch jetzt gibt es Hoffnung, dass die Badegäste bald legal ins Wasser steigen dürfen. Im Leubener Ortsbeirat informierte jetzt der Ortsamtsleiter Jörg Lämmerhirt, dass eine Lösung für das lange diskutierte Problem in Sicht ist. Der östliche, flache Uferbereich des Sees soll demnach für den Gemeingebrauch zugänglich gemacht werden. Auf Nachfrage bestätigt die Stadtverwaltung dieses Vorhaben. Es erfolgt eine Gleichstellung mit natürlichen Gewässern, wie zum Beispiel der Elbe, in denen Baden per Allgemeingesetz gestattet ist, teilt Stadtsprecherin Diana Petters mit.

Genau in dieser Definition liegt derzeit das Problem. Beim Kiessee Leuben handelt es sich um ein künstlich geschaffenes Gewässer, in dem Baden generell verboten ist – seit 40 Jahren. Bis ins Jahr 2000 wurde in Leuben Kies abgebaut. Der See ist dabei entstanden. Als sich die Arbeiter zurückzogen, sind speziell an der West- und Südseite die Ufer und Böschungen nicht bearbeitet worden. Teils geht es unter Wasser unvermittelt 14 Meter in die Tiefe. Der Boden ist uneben. Die Temperaturunterschiede sind enorm. Wer hier wegrutscht, plötzlich ins Leere tritt, überhitzt ins Kühle springt oder sich schlicht überschätzt, ist gefährdet.

Im vergangenen Jahr sind allein in zwei Monaten vier Menschen ertrunken, teils waren sie betrunken oder nachts an den unbeleuchteten Böschungen unterwegs. Doch auch viele andere Badegäste in Leuben wollen die Gefahr unter der Wasseroberfläche nicht wahrhaben. Mit der Neuregelung will die Stadt nun zumindest eine Stelle ausweisen, an der es keine Gefahren gibt. An der Ostseite des Sees wurden die Ufer nach dem Rückzug des Kieswerks bearbeitet. Hier geht es flach ins Wasser, gefährliche Vorsprünge unter Wasser gibt es keine. Hier soll künftig der sogenannte Gemeingebrauch gelten. Dafür soll der Bereich am Ostufer abgegrenzt werden. Dies könnte mittels Bojenkette innerhalb des Wassers geschehen. Am Ufer erfolgt zudem eine eindeutige Beschilderung. Zäune sind nicht vorgesehen, sagt Diana Petters. Ortsamtsleiter Lämmerhirt rechnet frühestens zum Ende der Badesaison mit einer endgültigen Entscheidung. Dabei macht der sperrige Begriff Gemeingebrauch einen wesentlichen Unterschied zu einer sogenannten offenen Badestelle aus. Denn damit wird nur das Badeverbot aufgehoben. Das Aufstellen von Toiletten oder einem Kiosk ist – im Gegensatz zur offenen Badestelle – nicht erlaubt. Auch Rettungsschwimmer werden hier künftig nicht patrouillieren. Für sie müsste ebenfalls ein Container aufgestellt werden, damit sie ihre persönlichen Sachen und die Ausrüstung lagern können. Es sind auch keine zusätzlichen Müllbehälter vorgesehen. „Vielmehr sind die Nutzer aufgefordert, ihren Müll nicht vor Ort zu lassen, sondern wieder mitzunehmen. Schließlich befindet sich der Kiessee Leuben im Landschaftsschutzgebiet“, sagt Diana Petters.

Bis das Baden am Ostufer offiziell erlaubt ist, wird die aktuelle Badesaison wohl aber bereits vergangen sein. Wenn es überhaupt dazu kommt – denn noch müssen sich Rechts-, Gesundheits- und Umweltamt darüber abstimmen. Protest gegen die teilweise Abschaffung des Badeverbots gibt es vor allem aus dem Umweltamt. In einem Schreiben an Ordnungsbürgermeister Detlef Sittel (CDU) äußert Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen (Grüne) ihre Bedenken in puncto Sicherheit. So habe das Umweltamt bereits in der Vergangenheit festgestellt, dass die angestrebte Lösung aufgrund der Todesfälle in anderen Bereichen des Sees keinen Mehrgewinn an Sicherheit biete. Neben den steilen Böschungen im Süden des Sees führt Jähnigen die Wasserskianlage als sogenannte atypische Gefahr an. Sie hält die bloße Abgrenzung der Anlage vom Schwimmerbereich durch eine Bojenkette nicht für ausreichend. Dabei verweist sie auf den schweren Unfall, als 2006 ein Wasserskifahrer mit einem 14-Jährigen zusammenstieß. Für den Jungen endete die Kollision tödlich.

Als Betreiber der Wasserskianlage begrüßt Martin Riedel die neue Regelung. Für sinnvoll hält er vor allem eine zweite Bojenkette als Absperrung. Denn auch der Bereich der Wasserskifahrer ist bereits mit einer solchen Kette markiert. Wie die Stadt erhofft sich Riedel, dass die Badenden künftig ausschließlich das Ostufer nutzen.