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Historisches Dokument zur Wetterfahne entdeckt

Mehrere SZ-Leser begaben sich in die Archive und förderten wichtige Erkenntnisse über die Ostrauer Scheibe zutage.

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© Zschiedrich

Von Gunnar Klehm

Bad Schandau. In Ostrau findet die Idee, die historische Aussicht Richtung Bad Schandau und Lilienstein wieder herzurichten, immer mehr Unterstützer. Derzeit fristet der markante Punkt oberhalb von Badallee und Rudolf-Sendig-Straße aber ein eher trostloses Dasein. Hochgewachsene Bäume schränken die Sicht erheblich ein, der Weg dorthin wurde von Holztransportern zerfahren und ein alter rostiger Mast zeugt davon, dass an dieser Stelle mal eine Fahne vom Elbhang gegrüßt haben musste.

Auf diesem Ausschnitt einer Karte um 1900 ist deutlich zu erkennen, dass die Wetterfahne nicht am Aussichtspunkt in Ostrau stand, sondern höher. Links sind die Badallee und unten die heutige Rudolf-Sendig-Straße dargestellt.
Auf diesem Ausschnitt einer Karte um 1900 ist deutlich zu erkennen, dass die Wetterfahne nicht am Aussichtspunkt in Ostrau stand, sondern höher. Links sind die Badallee und unten die heutige Rudolf-Sendig-Straße dargestellt. © Repro: Museum Bad Schandau

Lange wurde vermutet, dass das der Standort der früheren Wetterfahne gewesen sein könnte. Deren Existenz war zwar überliefert. Es gibt aber keine genaue Darstellung oder Fotografie, auf der Form und Farbe der Wetterfahne erkennbar sind.

Der Ortsverein hatte an der Aussicht mal einen Heliumballon aufteigen lassen, um zu schauen, wie hoch ein Mast sein müsste, damit die Wetterfahne auf der Elbe von vielen Schiffern zu sehen ist. Denn dafür war sie dereinst gedacht. Vor Erfindung der Dampfmaschine wurde auf der Elbe noch gesegelt. Da war eine Wetterfahne ein nützliches Hilfsmittel.

Alter Standort der Fahne

Bei dem Experiment in heutigen Tagen wurde nicht schlecht gestaunt. Der Ballon musste rund 20 Meter in die Höhe gelassen werden, damit er weithin im Tal sichtbar war. Ein einfacher Fahnenmast konnte diese Höhe nicht erreichen. Wie konnte dann die Fahne wehen?

Die Auflösung dieser Diskrepanz liefern jetzt mehrere SZ-Leser. Nach der jüngsten Veröffentlichung zum Thema Wetterfahne Ostrau haben sie in Archiven und eigenen Postkartensammlungen gestöbert, um historische Details zu Standort und Aussehen zu ermitteln.

So hat Ute Schlögel eine alte Postkarte von 1910 gefunden, auf der ganz klein ein Mast auf der Ostrauer Scheibe zu erkennen ist. Der genaue Standort ist aber nur schwer einzuordnen. Ähnlich ist es mit der Postkarte, die Helmut Ulbrich in seiner Sammlung gefunden hat.

SZ-Leser Siegfried Scheiter hat nun eine Karte in einem Buch von 1914 entdeckt. In „Meyers Reisebücher – Dresden, Sächsische Schweiz“, herausgegeben vom Bibliografischen Institut Leipzig, war sie enthalten. Dort ist der Standort der Fahne nicht mit der Aussicht auf Bad Schandau identisch. Das wird von zwei weiteren Karten untermauert. Norbert Kaiser hat dazu in der Deutschen Fotothek gestöbert. Dort hat der SZ-Leser sowohl Postkarten von Ostrau als auch eine Karte gefunden, in der sowohl der Standort der Aussicht als auch der Standort der Fahne verzeichnet sind. Wie zum Beweis hat inzwischen auch Hanka Owsian vom Stadtmuseum Bad Schandau eine Kopie einer solchen Karte im Archiv gefunden. Darauf ist eindeutig abzulesen, dass die Wetterfahne weit oberhalb der Aussicht, vermutlich auf dem höchsten Punkt der Ostrauer Scheibe, gestanden hat.

Maroder Zugang zur Aussicht

Für den Ortsverein sind das neue Erkenntnisse. Ob das dazu führt, dass die Wetterfahne nun doch nicht an der Aussicht aufgestellt wird oder weiter oben, müsse nun diskutiert werden, heißt es. Die Stelle ist mit Bäumen bewachsen.

Doch bisher ist das Projekt Aussicht inklusive Wetterfahne nicht aus dem Status der netten Idee in die konkrete Planung gekommen. Es fehlt schlichtweg an einer Institution, die als Projektträger fungiert. Das könnte beispielsweise der Ortsverein Ostrau sein, der auch Fördermittel beantragen könnte. Doch es fehlen nicht nur die Eigenmittel. Die könnten möglicherweise über Spenden gesammelt werden. Der Verein fühlt sich auch personell nicht in der Lage, ein solches Bauprojekt zu tragen. Denn das wäre es bestimmt. Der Fahnenmast braucht ein neues Fundament, die Aussicht und die Sichtachse zur Fahne müssten beispielsweise freigeschnitten werden und der Weg dorthin ist selbst für Wanderer nicht leicht zu begehen.

Letzteres ist eine Angelegenheit der Stadt Bad Schandau. Der Ostrauer Lothar Füssel hatte darauf aufmerksam gemacht, dass mit Fertigstellung des Ostrauer Rings und der Sanierung des Schanzenwegs nur noch das Stück Waldweg ertüchtigt werden müsste, dann gäbe es einen bequemen und sogar behindertenfreundlichen Weg von der Falkensteinklinik bis zur Aussicht. In der Bürgerfragestunde im Stadtrat fragte er nun nach, ob das Projekt jemals umgesetzt wird. Schließlich habe er in seinem Garten eine Sitzgruppe aus Holz zu stehen, die er gern für die Aussicht spenden würde.

Bürgermeister Thomas Kunack (WV Tourismus) musste ihn jedoch vertrösten. Derzeit gäbe es keine konkreten Pläne zur Sanierung von Weg und Aussicht. Das hieße jedoch nicht, dass die Stadt das nicht wolle. Aktuell gäbe es aber keine Kapazitäten dafür. Die Sitzgruppe werde aber bestimmt noch gebraucht, so Kunack.