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Hilfe für die kranke Schilddrüse

Beim SZ-Gesundheitsforum in Bischofswerda am 25. Oktober spricht Oberarzt Dr. Andreas Manthey über Chancen und Risiken einer Operation.

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© Steffen Unger

Herr Dr. Manthey, jeder dritte Erwachsene in Deutschland hat Probleme mit der Schilddrüse. Woran merkt man, dass sie nicht richtig arbeitet?

Zwei Gruppen von Veränderungen können von den Betroffenen bemerkt werden: Zum Ersten sind das eine Veränderung der Größe oder Knotenbildungen der Schilddrüse. Hier spürt man oft ein Druckgefühl am Hals oder hat Schluckstörungen. Im Extremfall kann die Schilddrüse auf die Luftröhre drücken. Dann sind Atembeschwerden oft die Folge. Zweitens können Funktionsstörungen auftreten. Eine Überfunktion zum Beispiel führt oft zu Unruhe, schnellem Schwitzen, hohem Puls und Durchfallneigung. Eine Unterfunktion dagegen hat oft eine Stoffwechselverlangsamung zur Folge.

Wie gefährlich sind Knoten im Schilddrüsenbereich?

Im Allgemeinen gilt, dass Knoten an der Schilddrüse meist gutartig sind. Bei bestimmten Anzeichen, die bösartige Veränderungen vermuten lassen, sollte zur sicheren Abklärung eine Operation erfolgen. Letztlich liegen aber nur bei circa fünf Prozent dieser verdächtigen Knoten bösartige Erkrankungen vor.

Wie können Erkrankungen diagnostiziert und behandelt werden?

Einen Großteil der Arbeit leisten die Hausärzte. Sie können mögliche Veränderungen schon durch Abtasten im Halsbereich, Blut- und Ultraschalluntersuchungen feststellen. In den meisten Fällen lassen sich die Erkrankungen durch Medikamente behandeln. Neben der Operation kommen auch Behandlungen mit radioaktivem Jod in bestimmten Fällen infrage.

Wann sollte operiert werden?

Eine Operation ist bei Wachstumstendenz der Schilddrüse zu empfehlen, ebenso bei anhaltender Überfunktion und nachgewiesenen Tumoren. Auch bei tumorverdächtigen Knoten ist es notwendig zu operieren, um diese komplett mikroskopisch untersuchen zu können. Erst dann kann sicher entschieden werden, ob diese Knoten gut- oder bösartig sind.

Wie riskant ist eine Operation?

Das Risiko ist gering. Trotzdem gibt es zwei kritische Punkte. Zum einen liegen die Stimmbandnerven gleich neben der Schilddrüse. Durch ein Neuromonitoring während der Operation, bei dem ein Nervenstimulator zum Einsatz kommt, können wir einer möglichen Verletzungsgefahr entgegenwirken. Zum anderen sind die Nebenschilddrüsen durch die OP gefährdet, was beim Patienten nach der Operation zu einem Kalziummangel führen kann. Das Risiko liegt in beiden Fällen bei ein bis zwei Prozent.

Wie entwickelt sich die Zahl der Patienten, die an der Schilddrüse operiert werden müssen?

Deutschlandweit geht die Anzahl der Operationen zurück wegen der verbesserten Jodversorgung und der strengeren Indikationsstellung für Operationen.

Was kann man als Patient selbst für eine gesunde Schilddrüse tun?

Für eine normale Schilddrüsenfunktion ist die ausreichende Jodaufnahme erforderlich. Vor allem Meeresfisch und jodhaltiges Salz führen dem Körper diesen wichtigen Wirkstoff zu.

Gespräch: Ingolf Reinsch

SZ-Gesundheitsforum am 25. Oktober, 17 Uhr im Krankenhaus Bischofswerda, Kamenzer Straße 55, Konferenzsaal; Eintritt frei