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Hier sind Schwalben willkommen

Zwei Hausbesitzern in Lindenau wurde eine Schwalbenplakette verliehen. Die Vögel haben es vielerorts immer schwerer.

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© Norbert Millauer

Von Nina Schirmer

Radebeul. Die Stars des Tages machen kreischend auf sich aufmerksam. Blitzschnell segeln sie über die Köpfe der Menschen hinweg. Rein in ihre Nester unter den Balken im Stall , dann wieder raus ins Freie. Immer wieder hin und her. Der Friesenhof in Altlindenau ist ein wahres Paradies für Schwalben. Hofbesitzer René Dolze hat sogar Kunstnester angebracht, damit möglichst viele der kleinen Vögel auf seinem Gelände brüten. „Schwalben gehören im Stall einfach dazu“, sagt der Pferdebauer.

Bei René Dolze und Gabriele Winkler finden sie immer Unterschlupf. Dafür wurden die beiden jetzt ausgezeichnet.
Bei René Dolze und Gabriele Winkler finden sie immer Unterschlupf. Dafür wurden die beiden jetzt ausgezeichnet. © Norbert Millauer

Eine Meinung, die heutzutage immer weniger Leute teilen. Vielerorts wird es den Schwalben schwer gemacht. „Viele Leute wollen es steril“, sagt Peter Hummitzsch von der NABU-Fachgruppe Ornithologie und Naturschutz Radebeul. Nester werden mitunter sogar zerstört. Höfe und Ställe sind oft so abgedichtet, dass die Schwalben nicht hinein fliegen können. An Wohnhäusern werden Bretter angebracht, damit Schwalben dort nicht bauen können.

Bei Tierfreund Dolze in Lindenau ist das anders. Deshalb wurde er am Donnerstag mit der Plakette „Hier sind Schwalben willkommen“ des NABU ausgezeichnet. Mit dem Projekt will der Naturschutzbund auf die schwindenden Schwalbenbestände aufmerksam machen.

„Sowohl Mehl- als auch Rauschschwalben sind Sorgenkinder in Sachsen“, sagt Vogelexperte Hummitzsch. In den letzten 30 Jahren sei ihre Population deutlich zurückgegangen. Bis zu auf die Hälfte von damals, schätzt er. Auch deshalb weil es immer weniger Insekten gibt, die die Nahrungsgrundlage der Vögel sind.

Auf dem Friesenhof in Lindenau nistet rund ein Drittel aller Rauchschwalben, die im Sommer nach Radebeul kommen. Die Art mit der roten Kehle brütet im Stall und in der Reithalle. Anders die Mehlschwalbe, die es luftiger bevorzugt. Die Verwandten mit dem weißen Bauch bauen ihre Nester außen an Gebäude, gerne unter Dachvorsprüngen. Auch bei Dolze brüten sie. Insgesamt beherbergt er in diesem Jahr rund 20 Schwalbenbrutpaare in seinem Friesenhof. Ein großer Vorteil auch für seine Pferde. Denn die Vögel fangen die Fliegen weg.

Gegenüber auf der anderen Straßenseite zwitschert es auch. Am Wohnhaus von Gabriele Winkler brüten die Schwalben ebenfalls. Auch sie hat die NABU-Plakette deshalb verliehen bekommen. In manchen Jahren waren es bis zu 15 Nester. „Das war herrlich“ sagt die Lindenauerin. Abendelang hat sie die Vögel beobachtet. Klar machen die Schwalben auch Dreck. Aber das störe sie nicht. Über die Fensterbänke hat sie Schutzbretter gelegt, die den Kot abfangen. In diesem Jahr sind leider weniger Schwalben gekommen als sonst. Gabriele Winkler hofft, dass sie 2019 wieder mehr Vögel begrüßen kann. Mit den Nachbarn hat sie oft schon Wetten abgeschlossen, bei wem sie zuerst angekommen.

Wichtig für die Schwalben ist, dass sie immer genügend Wasser und feuchten Boden für ihren Nestbau vorfinden. Der Teich auf dem Gelände des Friesenhofes ist da ideal. In manchen Nestern wird noch gebrütet. In anderen sind die Jungtiere schon geschlüpft und die Eltern müssen fleißig füttern. Schwalben brüten oft zweimal erfolgreich.