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Hier rollt kein Zug

An mehreren Stellen baut die Deutsche Bahn zwischen Pirna und Bad Schandau. Die Arbeiten sind nur der Anfang.

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© Kristin Richter

Von Nancy Riegel

Sächsische Schweiz. Schneeregen und ein eisiger Wind: Die Bauarbeiter am Bahnübergang in Pötzscha haben es zurzeit nicht leicht. Werkeln müssen sie trotzdem, und zwar sieben Tage lang, rund um die Uhr. Die Deutsche Bahn sperrt noch bis zum 14. November die Zugstrecke durchs obere Elbtal. Mehrere Vorhaben will der Konzern gleichzeitig bis dahin realisieren. Auch die nächsten Tage noch rollt deshalb keine Bahn zwischen Pirna und Bad Schandau, auch für Autofahrer gibt es Einschränkungen.

„Es war höchste Zeit, dass der Bahnübergang in Pötzscha ausgebessert wird“, sagt Jörn-Peter Konrad, der leitende Bauüberwacher. Die Strecke sei durch den vielen Güter- und Personenverkehr stark belastet. Er zeigt auf den Hang hinter dem Haltpunkt Wehlen, der jetzt im Herbst bedeckt vom Laub ist. Schmilzt hier allerdings im Frühling der Schnee, oder regnet es stark, kommen von dem unscheinbaren Hang Wassermassen hinunter auf die Schienen geprasselt. Der Bahnübergang bekommt deshalb einen Schacht, der das Wasser unterirdisch in die Elbe leitet. Zwei Meter breit, einen Meter hoch. „Das Wasser wird wahrscheinlich kaum den gesamten Hohlraum ausfüllen, aber sicher ist sicher“, sagt Jörn-Peter Konrad. Die sogenannte Grabenbrücke Telschgraben, die noch bis vor wenigen Tagen an dieser Stelle war, war stark sanierungsbedürftig.

Ein paar Hundert Meter weiter, Richtung Obervogelgesang, werden gleich zwei dieser Schächte an der Grabenbrücke Naundorfer Bach eingebaut. Wer dort mit dem Auto von Wehlen aus hinmöchte, rattert über eine schmale Behelfsstraße, die in den Elberadweg mündet. Das sind die Einwohner des Wehlener Ortsteils schon von den letzten Straßenbauarbeiten gewohnt. Ortsfremde allerdings nicht. Weder Navi noch Schilder führen Touristen von Obervogelgesang aus nach Pötzscha. Die Leidtragenden sind die Wirte der Pensionen und Gasthäuser hinter der Schranke.

Jörn-Peter Konrad kann deren Ärger verstehen. „Beschwerden gibt es immer bei so einem großen Vorhaben.“ Allerdings, betont er, hat die Deutsche Bahn versucht, mehrere Baustellen in diesen sieben Tagen abzuarbeiten. Die bereits genannten Grabenbrücken waren ausschlaggebender Punkt für die Vollsperrung. Währenddessen werden im Bahnhof Kurort Rathen acht Weichen und ein Gleis erneuert, auch in Bad Schandau wir ein Gleis neu gebaut. In Königstein wird das Bahnhofsgebäude gesichert. Außerdem werden entlang der Trasse Bäume gefällt, die den Zugverkehr behindern könnten.

Züge fahren, Autos nicht

Den Fahrgästen sind die Gründe für die Vollsperrung wahrscheinlich egal. Für sie zählt nur: Wie komme ich trotzdem ans Ziel? S-Bahn-Fahrer müssen zwischen Pirna und Bad Schandau auf den Bus umsteigen. Das nervt vor allem Berufspendler, die für diese Strecke 39 statt wie sonst 22 Minuten brauchen. Auch der internationale Zugverkehr wird teils durch Busse ersetzt: Wer nach Prag reisen will, den fährt der Bus von Pirna nach Decin. Der Ersatzverkehr ist nicht zu vermeiden, da der Strom für die Oberleitungen an der gesamten Strecke abgeschaltet wurde. Die Güterzüge fahren teils einen Umweg übers Vogtland.

An diesem Wochenende drücken die Arbeiter noch einmal auf die Tube, verspricht der Bauüberwacher. Ab Montag, 4.30 Uhr, sollen die Züge wieder rollen. Autofahrer müssen länger mit Sperrungen rechnen. Der Bahnübergang in Pötzscha ist noch zum 24. November zu. Und auch in den kommenden Jahren wird es im Oberen Elbtal noch häufiger zu Sperrungen und Behinderungen im Bahnverkehr kommen. Die Deutsche Bahn modernisiert die Trasse abschnittsweise bis 2023.