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„Hier hab’ ich ein schönes Zuhause“

Das AWO-Pflegeheim hat am Donnerstag sein 15-jähriges Bestehen gefeiert. Irene Hönsch wohnt hier liebend gern.

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© Anne Hübschmann

Von Jörg Richter

Rödern. Das Laufen ums gesamte Gebäude fällt ihr schwer. „Das muss ja nicht sein“, sagt Irene Hönsch lächelnd. Dennoch ist die 92-Jährige mit ihrem Rollator für ihr Alter noch sehr mobil. Bis zum Kaninchenstall und zurückreicht ihre Kraft allemal. Erst recht an so einem schönen Tag wie heute. Überall hängen Luftballons und sind kleine weiße Fähnchen mit dem Symbol der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Blumenrabatten gesteckt.

Alle Mitarbeiter sind seit dem frühen Morgen damit beschäftigt, das AWO-Pflegeheim in Rödern bunt zu schmücken. Jeder soll sehen, dass ein ganz besonderer Tag ist. Der moderne Bau am Rande des Dorfes feiert den 15. Jahrestag seiner Eröffnung. Am 3. Oktober 2003 wurde das Pflegeheim eingeweiht. 60 ältere Menschen werden hier rund um die Uhr betreut. Und das im Dreischichtsystem. „Wir haben hier relativ hohe Pflegegrade“, sagt Heimleiterin Birgit Kummerlöw. „Da ist mitunter der Pflegebedarf riesengroß.“ Das Durchschnittsalter der Bewohner beträgt immerhin 87 Jahre.

Obwohl Irene Hönsch fünf Lenze mehr als der Durchschnitt erlebt hat, gehört sie noch lange nicht zum alten Eisen. Nicht umsonst ist sie die Vorsitzende des Heimbewohnerbeirats. Ihre Mitbewohner wenden sich oft zuerst an sie, wenn sie Probleme oder Wünsche haben. Und Irene Hönsch gibt sie dann weiter an Birgit Kummerlöw oder einen der insgesamt 50 Mitarbeiter, die hier beschäftigt sind. Doch Beschwerden gibt es hier nicht, höchstens Anregungen für die Freizeitgestaltung. Und die ist schon ordentlich durchgeplant, wie der Wochenplan im Fahrstuhl verrät.

Die Arbeiterwohlfahrt als sozialer Spitzenverband

Das Leistungsspektrum der Arbeiterwohlfahrt Sachsen reicht von der Kinder- und Jugendhilfe, Eingliederungshilfe, einer Inklusionsfirma bis zur Alten- und Suchthilfe.

Seit 1991, als die AWO Sachsen gegründet wurde, ist die Anzahl der Mitarbeiter stetig gestiegen. Heute arbeiten 13773 Haupt- und 1965 Ehrenamtliche (Stand: Februar 2018) in rund 650 Einrichtungen und Diensten.

Als Nonprofit-Unternehmen unterscheidet sich das gemeinnützige Wohlfahrtsunternehmen von privaten Anbietern. Festangestellte und auch ehrenamtliche Mitarbeitern leisten in der AWO Sachsen Arbeit für Menschen.

Deutschlandweit gehört die 1919 gegründete Arbeiterwohlfahrt mit rund 362000 Mitgliedern zu den sechs Spitzenverbänden der freien Wohlfahrtspflege. Die AWO unterhält im gesamten Bundesgebiet mit knapp 200000 hauptamtlichen Mitarbeitern über 14000 Einrichtungen und Dienste.

Die AWO Elbe-Röder gemeinnützige GmbH ist Teil der AWO Sachsen und Träger des Pflegeheims Rödern.

Quelle: AWO Sachsen

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Montags ist meistens Gymnastik angesagt, dienstags kochen und basteln, mittwochs singen und donnerstags Gedächtnistraining, weil viele Heimbewohner an Demenz leiden. „Am Freitag können wir machen, was wir wollen“, sagt Irene Hönsch lachend. Und Birgit Kummerlöw ergänzt: „Das sind natürlich alles nur Angebote und keine Pflicht.“ Sonnabends stehen oft Veranstaltungen auf dem Programm. „Und der Sonntag ist allen als Familientag heilig“, sagt die Heimleiterin. Dann sind meist Kinder, Enkel und Verwandte zu Besuch.

Irene Hönsch hat leider keine Kinder und Enkel. Dabei sieht sie mit ihren schick frisierten, grauen Haaren, der Brille und dem liebevollen Lächeln wie die perfekte Oma aus. Sie lebte in Steinbach allein und entschied sich vor sechs Jahren, ihr Haus zu verkaufen und ins AWO-Pflegeheim nach Rödern zu ziehen. „Ich habe es nie bereut“, sagt sie. „Hier hab ich ein schönes Zuhause und bin unter Menschen.“

Und auf Kinder muss sie auch nicht verzichten. Denn die Knirpse des Kindergartens „Röderspatzen“ sind hier oft zu Besuch. Auch an diesem Festtag sind sie gekommen, um die Bewohner und Mitarbeiter des AWO-Pflegeheimes wieder mit einem kleinen musikalischen Programm zu erfreuen.