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Hickhack um Zickzack

Die Anwohner sind verärgert. Die überlangen Sperrflächen nehmen Parkplätze weg. Nicht jeder kann längere Wege laufen.

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© André Braun

Von Heike Heisig

Roßwein. Vier Anwohner der Südstraße in Roßwein haben sich am Donnerstag ins Rathaus aufgemacht. In der Sitzung des Technischen Ausschusses brachten sie ein Problem vor, das ihnen auf den Nägeln brennt: die neue Markierung auf ihrer Straße zur Einmündung auf die Etzdorfer Straße hin. Auf beiden Seiten verwehrt eine Zickzack-Line auf jeweils 17 Metern das Abstellen von Fahrzeugen, schilderte Ingelore Rost. Das halten die Anwohner für übertrieben. Auf sieben bis zehn Metern würden die Einschränkungen auch genügen, finden sie. „Andernfalls fallen sechs Parkplätze weg. Dafür haben wir kein Verständnis“, so die Roßweinerin. Sie habe gehört, dass Lkw-Fahrer sich beschwert hätten, dass zu nah an die Kreuzung herangeparkt wird. Doch Lastwagen dürften die Straße bis auf Ausnahmen ohnehin nicht passieren, da die Südstraße für schwerere Fahrzeuge gesperrt sei.

Bürgermeister Veit Lindner (parteilos) hat wegen dieses Problems mit den Anwohnern schon in Briefkontakt gestanden. Nach seinen Worten seien es Ver- und Entsorgungsfahrzeuge wie Müllfahrzeuge gewesen, denen das Durchkommen durch das Parken zu nah an die Kreuzung heran erschwert worden ist. Daher hätten Mitarbeiter von Ordnungsamt und Bauhof entschieden, die Markierung aufzubringen, um das Problem so nachhaltig zu lösen.

Der Rathauschef selbst habe sich die Situation auf der Südstraße – bevor die Zickzack-Linien auf die Fahrbahn gekommen sind – zweimal angeschaut. „Im hinteren Bereich, in dem die Häuser nicht so dicht stehen, gibt es ausreichend Stellmöglichkeiten am Straßenrand“, gab Lindner seine Feststellungen wieder. Mehrfach argumentierte er, dass die Kommune nicht dafür zuständig sei, Parkplätze vorm Haus zur Verfügung zu stellen. „Vielmehr sind in diesem Punkt die Haus- und Grundstückseigentümer gefragt. Sie sollten selbst auf ihren eigenen Flächen genügend Stellplätze schaffen. Das würde die Situation an der Straße entlasten.“

Doch das geht nicht überall. Auch bei Ingelore und Roland Rost sei das der Fall, wie die beiden sagten. Für sie sei es nicht unbedingt ein Problem, ein paar Schritte zum Auto zu laufen. Anders sieht das bei Schwager und Schwägerin aus. Die Frau von Werner Rost ist auf Gehhilfen angewiesen. „Ich kann sie nicht einfach in der Hofeinfahrt stehen lassen und das Auto holen“, erklärte Werner Rost. Wegen der Sperrflächen müsse er sein Auto neuerdings mitten auf der Straße parken, wenn er mit seiner Frau zum Arzt fahren will oder zurückkommt. „Dann ist die Straße aber wirklich zu“, sagte er. Veit Lindner bezweifelte, dass die Sperrlinien in solch einem Fall nicht überfahren werden dürfen.

Insgesamt sagte der Bürgermeister zu, dass er sich die Situation jetzt selbst noch einmal anschauen will. Dies könnte gegebenenfalls zu einem Einkürzen der Linien führen. Versprechen will er dahingehend aber nichts. Von der Lösung generell – also von der Fahrbahnmarkierung – wolle die Kommune aber nicht abrücken.

Die Anwohner sprachen an diesem Abend ihre Überlegungen zur Verkehrsberuhigung auf der Straße an. Ihren Beobachtungen zufolge habe der Verkehr in den zurückliegenden Jahren – auch der an Lkw – deutlich zugenommen. Sie könnten sich vorstellen, dass eine Einbahnstraße, eine 30-Stundenkilometer-Zone oder auch Aufpflasterungen auf der Straße helfen könnten, das Schnellfahren einzudämmen. „Alle Regelungen haben zwei Seiten“, argumentierte der Bürgermeister. Ein Schild „30“ sei beispielsweise schnell aufgebaut. „Doch ich warne davor, zu viel davon zu erwarten“, so Lindner. Immerhin habe die Kommune auch keinerlei Möglichkeiten, das Einhalten der Geschwindigkeit zu kontrollieren. Für ihn ist die Südstraße noch eine der ruhigen. Auf anderen im Stadtgebiet sei die Verkehrbelegung und damit die Belastung für die Anwohner viel größer.