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Herde ohne Esel angegriffen

Wölfe reißen Schafe in Quersa. Genau in der Herde, die keinen Schutz durch Esel hatte.

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© Anne Hübschmann

Von Birgit Ulbricht

Quersa/Kalkreuth. Es ist wie die Geschichte vom Kohlkopf, dem Wolf und dem Schaf, die ein Mann jeweils über einen Fluss bringen soll. Wie stellt er es an, dass alle ankommen, ohne dass einer den anderen unbeobachtet frisst. Es ist eine uralte Aufgabe aus der Mathematik. Für Schafhalter Dieter Schneider aus Kalkreuth ist diese Rechnung jetzt nicht aufgegangen. Er hat derzeit drei Eselpaare, die jeweils eine Herde bewachen können, aber fünf Deckherden auf Weide und dazu eine Mutterherde. Während die Muttertiere mit ihren Jungen am Wehr in Kalkreuth unbedingt Schutz brauchen und diese Rolle in bewährter Weise den Eseljungs Spencer und Emil zukam, mussten sich Barabara und Dieter Schäfer bei den Deckherden entscheiden. „Wir haben uns für die zwei Herden in Naunhof in der Nähe des Parks entschieden, weil ich wusste, dass dort der Wolf an der Koppel umherstreicht“, erzählt Dieter Schneider. Die bekamen die Eseldamen Li und Lu sowie Leila und Lana zugeteilt. Die drei Herden in Quersa am Wald in Richtung Kalkreuth dagegen blieben alleine – nur vom 1,06 Meter hohen Elektrozaun geschützt. Das ist schon höher als mit 90 Zentimetern vorgeschrieben, doch gerettet hat es die kleinste der drei Gruppen nicht. Fellbüschel, Blutspuren, ein Balg und fünf fehlende Tiere künden von dem nächtlichen Überfall. Die hinterbliebenen sechs Tiere standen am Montag noch aufgeschreckt und zusammengedrängt im Gehege. Schneiders wollen sie jetzt nach Kalkreuth in den Stall zurückholen. Warum sie die verstörten Tiere nicht gleich nach Hause geholt haben, wenn doch der Übergriff bereits in der Nacht zum Samstag stattgefunden hat? Schneiders nicken. „Hätten wir gern, aber erst am Montag ist jemand vom Landratsamt auf die Koppel gekommen, um sich alles anzusehen. Torsten Peters hat den Vorfall inzwischen auch als Wolfsriss bestätigt, sagt Dieter Schneider. Er selbst war nicht erreichbar. Dabei mutet es durchaus ungewöhnlich an, dass keine Knochen oder Gebälk rings um die Koppel zu finden sind.

Diese sechs Schafe sind übrig und standen gestern völlig verstört beisammen.
Diese sechs Schafe sind übrig und standen gestern völlig verstört beisammen. © Anne Hübschmann

Sind die fünf verlorenen Schafe noch weggerannt? Oder einige? Wurden sie später im Wald gerissen und nur eines in der Nähe der Weide? Fragen, die Schneiders gern dem Beauftragten vom Wolfsbüro gestellt hätten. Doch dort war am Wochenende telefonisch keiner erreichbar, weder per Handy noch auf Festnetz, sagen die Schafhalter. Die Polizei meinte, sie sei dafür nicht zuständig, was in dem Fall tatsächlich so war, schließlich gab es keinen Verkehrsunfall. Schneiders standen ziemlich alleine da und mussten bis Montagvormittag warten. In der Zwischenzeit haben sie die anderen Herden zusammengeführt, sodass jede nun ein Eselpaar mit auf der Weide hat. Schneiders können nur hoffen, dass diese Rechnung nun für sie aufgeht.