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Hengst-Umbau kann starten

In der alten Fensterbau-Fabrik sollen Wohnungen entstehen. Einem Wunsch erteilt der Bauherr aber eine Absage.

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© Archivfoto: Thomas Möckel

Von Thomas Möckel

Pirna. Die ehemalige Fensterbaufabrik Hengst an der Maxim-Gorki-Straße in Pirna ist ein klassischer Klinkerbau aus der Gründerzeit, zwei Etagen, Dachgeschoss, Keller, es gibt jede Menge Nebengelass. Die Räume sind riesig und unverbastelt. 2007 stellte der frühere Chef Christian Dinter die Produktion endgültig ein, nachdem das Unternehmen bereits 2003 Insolvenz anmelden musste. Im vergangenen Jahr räumte Dinter die Hallen aus, seither steht die Fabrik leer. Doch dieser Zustand soll nicht mehr lange währen.

Die Immobilienfirma Ventar aus Dresden, darauf spezialisiert, Industriedenkmäler in Wohnungen zu verwandeln, will auch die Hengst-Fabrik zu einem Wohnquartier umrüsten. Laut Ventar-Geschäftsführer Uwe Herrmann hat das Unternehmen Anfang dieses Jahres die Planung für das Großprojekt eingereicht, inzwischen nun ist der Weg dafür frei. Pirnas Stadtentwicklungssausschuss gab kürzlich grünes Licht für das Vorhaben, zumindest behördlich steht dem nichts mehr im Weg. Ventar will das Relikt früherer Industriekultur behutsam sanieren, der Komplex steht unter Denkmalschutz. Außen, so Herrmann, bleibt das Gebäude weitgehend unverändert, sogar der große Schornstein muss stehenbleiben.

Innen hingegen will sich der Bauherr austoben. Der Ausbau geht in Richtung Loft-Wohnungen, weil sich die Werkhallen dazu bestens eignen. Ventar überlegt auch, ein paar seniorengerechte Wohnungen in das Ensemble zu integrieren. Laut der Vorlage aus dem Stadtentwicklungsausschuss sollen in dem Haus 42 Wohneinheiten mit einer Gesamtfläche von reichlich 3 000 Quadratmetern entstehen. Das Grundstück ist über 10 000 Quadratmeter groß, später soll es auf dem Areal 58-Pkw-Stellplätze geben, zudem sind Fahrradabstellplätze im Keller sowie außerhalb des Wohngebietes geplant.

Einige Teile der früheren Fabrik verschwinden allerdings, so werden Lager, Silo und Anlieferung abgerissen. Stattdessen lässt Ventar auf dem freiwerdenden Areal auf einer Fläche von 160 Quadratmetern einen Spielplatz anlegen, der für die Kinder der Mieter vorgesehen ist. Darüber hinaus entstehen mehrere Grünflächen, die mit neuen Pflanzen gestaltet werden. Zudem saniert der Bauherr das kleinere, ehemalige Verwaltungsgebäude der Fenster- und Möbelfabrik. Nach Angaben der Stadt belaufen sich die Baukosten auf rund 4,8 Millionen Euro.

Um den Umbau zu planen, ließ Herrmann im vergangenen Jahr den gesamten Komplex vermessen und digitalisieren, das Haus lässt sich jetzt quasi am Rechner begehen. Es war die Vorstufe für die Feinplanung, um die Räume für die künftigen Wohnungen genau aufteilen zu können.

Erfahrungen mit solchen Umbauten hat Ventar genügend, in Dresden beispielsweise rüstete das Unternehmen schon eine alte Piano- sowie eine alte Stuhlfabrik zu Wohnquartieren um.

Einer früheren Idee aus Pirna erteilt Herrmann allerdings eine Absage. Vor einigen Jahren war einmal im Gespräch, einen großen Veranstaltungssaal in die Fensterfabrik zu integrieren, weil ein solcher in Pirna seit Jahren fehlt. Doch in dem Gebäude, sagt Herrmann, werde es künftig weder Gewerbe noch eine Kulturstätte geben.