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Firma investiert im Rödertal

In Großröhrsdorf soll eine neue Produktionsstätte der Hellerauer Werkstätten entstehen. Das Grundstück ist schon klar.

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© Jürgen-M. Schulter

Von Reiner Hanke

Großröhrsdorf. Zu DDR-Zeiten konnte sich glücklich schätzen, wer eine Schrankwand aus den Werkstätten in Hellerau besaß. Ihr guter Ruf eilte den Möbeln voraus. Und in mancher Stube stehen die Qualitätsprodukte heute noch. Die sollen nun auch in Großröhrsdorf hergestellt werden. Das sind freilich keine Schrankwände mehr im DDR-Barock. Nach der Rückübertragung Anfang der 1990er-Jahre profilierte sich das Unternehmen neu, überstand auch Krisen und wächst derzeit offenbar.

Der Innenausbau von Räumen ist jetzt das Kerngeschäft bis hin zur Komplettlösung. Das platze aus den Nähten, erklärte jetzt die Großröhrsdorfer Bürgermeisterin Kerstin Ternes. Deshalb wolle sich das Unternehmen erweitern, habe lange gesucht und wolle nun in Großröhrsdorf investieren. Stadt und Unternehmen hätten seit September sehr intensiv unterschiedliche Standorte betrachtet und letztlich ein Areal im Gewerbegebiet gewählt.

Fläche liegt neben dem Rödertalpark

Das Gelände ist durchaus bekannt. Es liegt neben dem Einkaufszentrum Rödertalpark und ist unter dem früheren Namen Platro bekannt. Hier stand ein Trockenwerk für Futtermittel. Das Werk ließ die Stadt 2013 abreißen, nachdem hier schon seit zehn Jahren keine Futtermittel mehr hergestellt wurden. Es hatte sich nicht mehr rentiert und das Gelände verfiel. Nach dem Abriss hatte zwischenzeitlich auch der damalige Solarhersteller Schüco Interesse angemeldet, bevor das Solarprojekt ganz scheiterte.

Gut vier Jahre dauerte es, bis nun ein Investor wieder Interesse für die Fläche zeigt und Leben darauf bringen will. Über 100 000 Euro (inklusive Fördermittel) investierte die Stadt damals in den Abriss. Das Geld sollte gut angelegt sein, um später in Arbeitsplätzen auszuzahlen.

Die Hellerauer Werkstätten planen hier zu produzieren. In einem ersten Schritt soll auf dem Gelände ein Neubau für einen kleinen Betriebsteil entstehen, der zurzeit im benachbarten Ohorn angesiedelt ist. Eine Produktion für 20 Mitarbeiter. Später sei ein weiteres Produktionsgebäude vorgesehen. Denn die Auftragslage sei gut, schätzt Bürgermeisterin Kerstin Ternes ein, die Firma stoße an ihre Kapazitätsgrenzen. Deshalb sollte es ein Gelände werden, das Erweiterungsperspektiven hat. Seit September des Vorjahres habe die Stadt bereits mit den Hellerauern verhandelt, bis die passende Fläche feststand. Für den Investor habe die Nähe zum Stammsitz in Dresden-Hellerau eine Rolle gespielt, auch der günstige Autobahnanschluss und das gewerbliche Umfeld. Der Investor wollte außerdem in der Region bleiben.

Stadt sichert sich Rückkaufsrecht

Für eine knappe halbe Million Euro verkauft die Stadt das Grundstück an die Deutsche Werkstätten Terra GmbH, die zum Firmenverbund der Deutschen Werkstätten Hellerau gehört. Den entsprechenden Beschluss fasste jetzt der Stadtrat. Die Stadt will sich aber ein Rückkaufsrecht für unbebaute Flächen sichern, falls sich dort innerhalb von zehn  Jahren nichts tut.

240 Menschen arbeiten nach eigenen Angaben der Firma derzeit am Stammsitz in Dresden-Hellerau für die Deutschen Werkstätten. Dazu kommen Schwestergesellschaften sowie Niederlassungen und Repräsentanzen in Deutschland, Russland, England, Frankreich und der Schweiz. Gearbeitet wird nach wie vor mit Holz, aber nicht nur: „Wir gehen ebenso sicher mit Metall, Naturstein und modernen Kunststoffen um. Das Ergebnis ist stets ein handwerklich perfekter Innenraum beziehungsweise ein Produkt auf der Höhe der Zeit“, werben die Werkstätten. Beeindruckend ist die Liste der Referenzobjekte, die ausgestattet wurden: Appartements in Paris und der Landtag in Potsdam gehöre dazu, Jachten, Bankgebäude, Villen, Vorstandsetagen und Luxushotels.

Der Investor habe es relativ eilig, schätzt man im Großröhrsdorfer Rathaus ein. Die Stadt rechnet im Herbst mit dem Bauantrag. Dann lasse sich voraussichtlich noch Genaueres zu den Plänen sagen, schätzt die Rathauschefin ein. Sie ist froh über einen Investor mit so bekanntem Namen, der strahle auch in die Region.