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Helikopter-Landeplatz wird fit gemacht

Warum die Piloten gern auf dem Dach der Radebeuler Elblandklinik landen. Auch Meißen und Riesa werden angeflogen.

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© Arvid Müller

Von Peter Redlich

Radebeul. Christoph 38 steuert Radebeul an. Das große Kreuz auf dem Dach des Elblandklinikums ist sein Ziel des Rettungshubschraubers. An Bord des Hubschraubers mit Namen Christoph 38 sind ein Verletzter, ein Arzt und ein Notfallsanitäter. Der Verletzte hat mehrere Knochenbrüche, erlitten bei einem Motorradunfall. Es muss sehr schnell gehen, der Mann schwebt in Lebensgefahr. Ein typischer Fall.

In den nächsten Wochen soll das neue Landekreuz wieder für Notfalltransporte mit dem Hubschrauber Christoph 38 freigegeben werden.
In den nächsten Wochen soll das neue Landekreuz wieder für Notfalltransporte mit dem Hubschrauber Christoph 38 freigegeben werden. © Elblandklinik, Friedrich

Zehn Minuten bevor Christoph 38 auf dem Radebeuler Krankenhausdach aufsetzt, wird Dr. Adina Friedrich von der Rettungsleitstelle aus Dresden informiert, dass der Hubschrauber kommt. Die Ärztin leitet die Notaufnahme der Elblandklinik. Wenn es um Patienten mit Gefäßverletzungen, mit schweren Knochenbrüchen, bewusstlose Menschen geht, dann ist Radebeul der richtige Anflugpunkt für den Piloten und seine Fracht.

Adina Friedrich: „Die Rettungsleitstelle entscheidet nach Erkrankung und Entfernung, wohin der Patient geflogen wird.“ In Meißen sind die Ärzte auf neurologische Fälle, wie etwa einen Schlaganfall spezialisiert. In Riesa sind es dringende Notfälle mit Kindern, Schwangeren oder auch von Verkehrsunfällen. Es gibt auch Zeiten, da wird der Hubschrauber eingesetzt, wenn alle Rettungsärzte am Boden schon im Einsatz sind. Das Radebeuler Krankenhaus hat einen großen Vorteil gegenüber anderen Kliniken. Vom Landeplatz auf dem Dach sind es nur 15 Meter bis zur Tür und noch einmal so viel bis zum Fahrstuhl. Schon hier wird sofort entschieden, muss der Patient auf die Intensivstation, in die Notaufnahme oder gar gleich auf den OP-Tisch, sagt die Ärztin. Adina Friedrich: „Selbst mit nur einem Knochenbruch über Kopfsteinpflaster gefahren werden, tut schon weh. Mit mehreren Brüchen nach einem Unfall erst recht.“

Doch dieser große Vorteil der Radebeuler mit ihrem Landeplatz auf dem Dach wackelte in den letzten Jahren. Neue Bestimmungen der EU forderten Sicherheitsbedingungen, die kaum zu erfüllen gewesen wären. Etwa, dass bei einem Hubschrauberabsturz keinerlei Beschädigungen am Landesplatz auftreten dürften. Dann hätte das Gebäude wie ein Bunker ausgebaut werden müssen.

Michael Schmidt, Verwaltungsdirektor des Elblandklinikums Radebeul ist froh, dass jetzt erfüllbare Forderungen aufgestellt wurden. Dazu gehört, dass ein großes rotes Kreuz in die Mitte des weißen Kreises aufgebracht wird. Rundum sollen weitere rot-weiße Markierungen sein. Der Absturzschutz an den Dachrändern wird erneuert und noch sicherer gestaltet. Und: Der Brandschutz wird so angelegt, dass im Notfall ganz schnell in zehn Metern Entfernung Schaumlöscher mit Schlauch zur Hand sind, statt bisher tragbare Feuerlöschgeräte.

All das wird noch im ersten Quartal dieses Jahres so aufgetragen und installiert, sagte der Verwaltungsdirektor. Rund 50 000 Euro werden dafür veranschlagt. Was wiederum die Ärzte in der Notaufnahme freut, denn mit der weiterhin möglichen Nutzung des Landeplatzes wird der Qualitätsstandard der hiesigen Klinik aufgewertet.

Heiko Roth von der DRF Luftrettung, zu der der Hubschrauber Christoph 38 gehört, kennt die Radebeuler Situation gut. Er ist als Notfallsanitäter oft mit in der Luft. Er sagt: „Der Radebeuler Landeplatz auf dem Dach ist gut anfliegbar. Es gibt weniger Hindernisse, wie etwa hohe Häuser anderswo.“ Selbst wenn auf der Meißner Straße ein Unfall passiert ist und der Patient nach Dresden geflogen werden muss, wird der sichere Landeplatz auf dem Krankenhausdach genutzt und der Verletzte hierher gebracht, weil es eben auf der Straße zum Landen zu eng ist.

Zwei Ein- und Ausflugschneisen ohne Hindernisse gibt es auf der Elblandklinik. Einmal aus Richtung Weinberge und einmal in Richtung Elbe. Das ist auch wichtig, weil dann nicht umständlich mit Neigung bei Start oder Landung geschwenkt werden muss, wie auf anderen Landeplätzen. Was nicht zuletzt auch den Patienten gut tut.

134 Anflüge gab es 2016, im vorigen Jahr waren es 122 an den Elblandkliniken in Radebeul, Meißen und Riesa. Zum Vergleich: In der Uniklinik Dresden waren es 734. Von den rund 15 000 Patienten, die jährlich in der hiesigen Notaufnahme behandelt werden, kommt auch ein Teil aus der Luft.

Derzeit darf der rot-weiße Hubschrauber allerdings nicht landen. Die Ausleger der Baukräne am Rohbau der neuen Notaufnahme sind ein Sicherheitsrisiko. Allerdings soll sich das schon mit den Erneuerungen und dem Kranabbau in den nächsten Wochen ändern. Dann bekommt Christoph 38 von der DRF Luftrettung aus Klotzsche oder auch ein Pilot vom ADAC aus Senftenberg oder Görlitz wieder eine Landeerlaubnis in Radebeul.