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Heidenau – Rom – Ruhestand

Am Freitag wird Priester Peter Opitz verabschiedet, Sonntag ist er schon wieder da. Trotzdem muss die Gemeinde verzichten.

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© Daniel Schäfer

Von Heike Sabel

Heidenau. Es klingelt. Immer wieder. Zu allen möglichen Zeiten und Unzeiten, sagt Priester Peter Opitz. Er hat zwar Sprechzeiten, aber Freud und Leid halten sich selten daran. Künftig müssen sie es. Opitz wird am Freitag offiziell verabschiedet. Nach 46 Jahren im Amt, 13 davon Heidenau. Er wird hier als der letzte Priester in der 81-jährigen Geschichte der Kirche auf der Fröbelstraße in die Geschichte eingehen.

So wie die Kommunen und evangelische Kirchen ordnen die Katholiken ihre Struktur neu. In der neuen haben die rund 650 Gemeindemitglieder in und um Heidenau keine Priesterstelle mehr. Ab 2. September wird aus den Pfarreien Bad Schandau – Königstein, Heidenau, Neustadt – Sebnitz und Pirna eine neue gemeinsame, die Pfarrer Vinzenz Brendler in Pirna leitet.

Für Opitz gehören Veränderungen zum Leben. Die jetzt sind für ihn und seine Kirche große. Er genießt sie, trotz oder wegen des Wehmuts, der mitschwingt. Alles hat eben seine Zeit. Er wird weiter Leben und Dienst miteinander verbinden. Für ihn austauschbare Begriffe, die er nicht trennen kann. „Je mehr ich zu tun habe, desto mehr suche ich Ruhe, und aus der entstehen Prioritäten.“ Wichtig ist für ihn, wer krank ist, wer Hilfe braucht. Zeit für die Menschen haben. Das ist für ihn Seelsorge, nicht nur für die Katholiken. Nun hat er auch für sich etwas mehr Zeit.

Wieder klingelt es an der Tür von Pfarramt und Wohnung. Die Mitarbeiterin kümmert sich. Draußen treffen sich die Kinder zum vierten Tag der religiösen Kinderwoche. Opitz hat sich seine Verabschiedung in deren Rahmen gewünscht. Es ist ein Abschied, aber kein Aufhören. Er wird auf Wunsch des Bischofs weiter verheiratete Diakone begleiten, übernimmt Vertretungen. „Ich mache weiter mit Freuden“, sagt der gebürtige Dresdner. Am Dienstag hat er schon wieder einen Termin. Da wird in Berggießhübel die 25-jährige Weihe der katholischen Kirche gefeiert. „Darauf freue ich mich unendlich.“

Peter Opitz wird künftig wieder in der Lausitz leben. Er sortiert nun, was er mitnimmt. Erinnerungen sind im Kopf, die kann man nicht aussortieren. Genau wie ein Foto mit dem polnischen Papst. Es entstand in der Wendezeit und hängt in seinem Büro. „Diese Begegnung vergesse ich meine Lebtage nicht.“ Auch die mit dem deutschen Papst. Da stehen dann viele miteinander „und plötzlich hältst du eine farbige Hand in Deiner“, sagt Opitz. „Das ist erhebend, erfrischend, belebend.“

Hörbereit trotz Inflation der Worte

Er hat viele solcher Momente erlebt. Der aussagekräftige Blick von Johannes Paul II., der gemeinsame Gottesdienst mit Benedikt XVI., die Berichte der Flüchtlinge in Heidenau. Gefühle gegen die „Inflation der Wörter“, wie es Opitz sagt, der „hörbereit“ sein will und doch auch gern redet und erzählt, gut isst und Wein trinkt, singt und lacht. „Wer einmal in Rom gewesen ist, verliert den Glauben nicht so leicht“, sagt Opitz. Er war mehrere Male dort.

Heidenau hat künftig keinen eigenen Priester mehr, es bleiben die Gemeinde, die Menschen. Auf die komme es an, und darauf, was sie daraus machen. Opitz hat einiges für sie erreicht. Die sonntägliche Heilige Messe, zu der um die 80 Katholiken kommen, die Eucharistiefeier mittwochs, die Krankenbesuche. „Es liegt vorrangig an uns Pfarrangehörigen, das pfarrliche Leben zu gestalten, Veranstaltungen zu organisieren, Feste miteinander zu feiern, sich zum Gebet in der Kirche zu treffen und Andachten oder Bibel-Abende anzubieten“, sagt Albin Nees. Der Heidenauer gehört zur Gruppe, die die bisherigen selbstständigen Pfarreien zusammenführt.

Manchem, der künftig am Pfarrbüro klingelt, wird nicht geöffnet. Darum macht sich Peter Opitz schon Sorgen. Die Gemeinde vor Ort ist zwar ohne Priester, untergehen aber wird die Kirche nicht. Opitz ist auch nicht ganz weg. Schon am Sonntag ist er wieder in Heidenau – zu seiner ersten Vertretung. Klingeln muss er dann nicht, er hat noch einen Schlüssel.

Verabschiedung, 6. Juli, ab 17 Uhr, Kirche Fröbelstraße