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Hauptstadtflughafen - Firmen glauben nicht an Eröffnung im März

Die Flughafen-Hängepartie bringt vielen Firmen Zusatzkosten. Sie ärgern sich auch über die schlechte Informationspolitik der Betreiber. Deren Terminplänen glauben sie ohnehin nicht mehr.

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Von Florian Schmidt

Berlin. Josef Laggners Ärger ist groß. Ein schickes Bistro hatte der Gastronom am Hauptstadtflughafen (BER) eröffnen wollen. Neues Personal hatte er eingestellt, dieses seit Dezember angelernt und ausgebildet. Doch der Traum platzte vier Wochen vor der geplanten Eröffnung am 3. Juni. „Das ist böse“, sagt der Inhaber der Edelrestaurants „Lutter &Wegner“ am Gendarmenmarkt und „Gendarmerie“, ebenfalls in Berlin-Mitte.

Bis heute hat Laggner keine Klarheit: An das offizielle Datum im kommenden März glaubt er nicht mehr - wie viele Unternehmer, die sich auf das Großprojekt verlassen hatten. Viele rechnen mit Sommer 2013. Josef Laggner geht sogar noch weiter: „Alles vor Oktober 2013 wäre eine positive Überraschung.“ Für die Unternehmen bedeutet die Hängepartie nicht abschätzbare Kosten und womöglich Personalabbau, wie eine Umfrage der Nachrichtenagentur dpa ergab.

Laggner und viele andere Gewerbetreibende werfen dem Betreiber vor allem vor, sie zu spät unterrichtet zu haben. „Drei Monate vorher wären in Ordnung gewesen - vier Wochen aber ist nicht machbar“, sagt der Gastronom. Hart sei das für seine Mitarbeiter. Von 33 neuen Angestellten konnte er nur 15 behalten. Sein Restaurant im Terminal hat er mit Spanplatten verrammeln lassen.

In diesem Punkt geht es Leonhard Müller, Chef der Berliner Uhrenmanufaktur Askania, besser. Seine zwei Flughafenshops haben Rollläden. Doch auch er musste drei neue Mitarbeiter entlassen. 50.000 Euro Personalkosten seien für ihn entstanden - Geld, das er wohl nicht wieder sieht. Juristisch hat er schlechte Karten: Die Betreiber haben Schadenersatz für die Mieter vertraglich ausgeschlossen, wenn die Verzögerung weniger als 18 Monate dauert.

Schlechte Informationspolitik

Auf Schadenersatz klagen möchte Müller nicht, er hofft auf eine Einigung mit dem Flughafen. Müller meint ähnlich wie Laggner: „Verheerend ist vor allem die unehrliche und schleppende Informationspolitik.“ Er brauche Planungssicherheit.Nach zwei geplatzten Eröffnungsterminen ist noch immer nicht klar, wann der Flughafen in Betrieb geht. Der Aufsichtsrat will am 14. September für Klarheit über den Termin schaffen.

Auf eine eindeutige Ansage hoffen auch Firmen, für die noch keine größeren Mehrkosten abzusehen sind. Die Lufthansa Technik hat ihre Flugzeughalle nach eigenen Angaben einfach abgeriegelt. Gelassen reagierte auch die Hotelkette Steigenberger, deren Haus gegenüber dem Terminal nun geschlossen bleibt.Größeren Schaden trägt das Immobilienunternehmen Fay davon. Viele Mieter des Bürogebäudes vor dem Terminal ziehen jetzt erst später ein. „Die Höhe des Schadens hängt direkt mit der Eröffnung des Airports zusammen und lässt sich jetzt kaum abschätzen“, erklärte Geschäftsführer Ralph Esser. Das 52-Millionen-Euro-Gebäude sollte ab Juli komplett vermietet an einen Immobilienfonds verkauft werden.

In dem Gebäude will Vivantes ein Gesundheitszentrum betreiben. Für den landeseigenen Klinikkonzern habe die Verschiebung des Eröffnungstermins keine wirtschaftlichen Folgen, sagte Sprecherin Mischa Moriceau. Doch das Unternehmen macht Druck: „Ein weiterer Aufschub ist auch Berlin und Brandenburg nicht zu wünschen.“

Auch Karsten Schulze vom Busunternehmen Haru in Berlin-Spandau wird langsam ungeduldig. Den bisherigen Schaden schätzt er auf 22.000 Euro pro Monat. Kommt ihm der Betreiber nicht entgegen, will Schulze über eine Klage nachdenken. Für Transfers zum neuen Flughafen hat er Busse im Wert von 700.000 Euro angeschafft und sieben neue Leute eingestellt. Bis Oktober könne er sie beschäftigen. „Wenn ich dann keine Planungssicherheit habe, muss ich die Reißleine ziehen und sie entlassen.“ (dpa)