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Gymnasium blickt nach Mittelasien

Riesaer Lehrer und Schüler haben eine Elite-Schule in Kasachstan besucht. Jetzt soll gemeinsam geforscht werden.

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Von Antje Steglich

Riesa. Der Besuch in Ust Kamenogorsk hat Eindruck hinterlassen. An der Nasarbajew Intellectual School (NIS) tragen die Schüler nicht nur Schuluniformen, sie können zudem auf eine Ausstattung zurückgreifen, die hierzulande Zukunftsmusik ist: Smartboards in den Fachräumen, fahrbare Tische mit modernster Analysetechnik in den Labors, Laptops und Tablets für die Schüler, Fitness- und Tanzräume, ein kleines Stadion und sogar ein Eishockeyfeld gehören zu der staatlichen Eliteschule. Ende September hatte die erstmals Besuch von einer Delegation aus Riesa.

Der Eingangsbereich der Schule. Rein geht es nur mit Keycard.
Der Eingangsbereich der Schule. Rein geht es nur mit Keycard. © privat
WHG in Riesa.
WHG in Riesa. © privat
NIS in Kasachstan.
NIS in Kasachstan. © privat

Die neue Partnerschaft begann vor circa einem Jahr, als das Werner-Heisenberg-Gymnasium (WHG) eine Mail aus Kasachstan erhielt, erzählt Schulleiterin Sylvia Mebus. Die Nasarbajew Intellectual School war auf der Suche nach Partnern in Deutschland – Lehrer wie Schüler am Gymnasium nahmen die Idee sehr positiv auf. Daraufhin begannen zunächst moderne Brieffreundschaften zwischen Schülern der neunten und zehnten Klasse. Sie tauschten sich per Mail, über Facebook, WhatsApp oder Instagram aus. Und schließlich kam die Einladung zu einem ersten persönlichen Treffen.

Drei Lehrer und zwei Schüler flogen in die kasachische Metropole – dank Mitteln aus der Stiftung West-Östliche Begegnungen, von der Initiative Schulen: Partner der Zukunft (Pasch) sowie dem Pädagogischen Austauschdienst (Pad). Fünf Tage lang lebte die Delegation im Internat der Nasarbajew Intellectual School und lernte deren Schulkonzept kennen. Die Zwölftklässler Anton Weinhold und Paul Beurich nahmen zudem an vielen Unterrichtsstunden teil. Dass die Naturwissenschaften in den höheren Klassen nur in Englisch unterrichtet werden, habe die beiden genauso beeindruckt wie das Fach Global Perspectives. „Das ist eine Diskussionsstunde über aktuelle Themen“, erklärt Anton Weinhold. Er glaubt, dass so ein Fach auch an seiner Schule in Riesa gut funktionieren würde. Ob allerdings ein Biologie-Buch mit mehr als 1 300 Seiten, wie es in der elften Klasse an der NIS verwendet wird, in Riesa gut ankommen würde, bezweifeln die Zwölftklässler.

Bei der Zusammenarbeit beider Schulen soll der Fokus auf die Naturwissenschaften gelegt werden, kündigte Schulleiterin Mebus nach der Reise an. Bereits im Januar soll es eine gemeinsame Chemie-Olympiade für die Klassen neun und zehn geben. Zudem sollen Schüler die Möglichkeit erhalten, gemeinsam an Projekten unter anderem für Besondere Lernleistungen (Bell) im Fach Biologie zu forschen. Im Fach Informatik sei ein Austausch zum Thema Roboter-Technik denkbar sowie Video-Konferenzen zu Tagen der offenen Tür, zur Samstagsakademie oder Traditionsabenden. Auch soll die Zusammenarbeit mit den Universitäten in Kasachstan und Deutschland für Forschungsprojekte ausgebaut werden. „Es wird sicher nicht so sein, dass ganze Klassen rüberfahren können“, sagt Sylvia Mebus über die Zukunft der Partnerschaft und mit Blick auf die Finanzierung solcher Fahrten. Ein Schüleraustausch sei aber durchaus angedacht, im Juni 2019 ist zunächst der Gegenbesuch geplant.

Die NIS in Kasachstan ist neben der Kome Secundary School auf Kome Island in Tansania die zweite Partnerschule des WHG. „Wir unterstützen die Schule in Tansania aber eher bei ihrer Entwicklung“, so Sylvia Mebus, von der Partnerschaft mit Kasachstan erhoffe man sich dagegen einen wissenschaftlichen Austausch. Und der soll noch weiter ausgebaut werden.

„WHG global ist unser Thema“, sagt Simone Gründler. Die Englisch-Lehrerin organisiert den Austausch mit Kasachstan und bemüht sich nun auch um das Erasmus-Programm. Sylvia Mebus: „Damit wollen wir unseren Schülern auch Weltoffenheit vermitteln.“