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Gut betreut die Freizeit genießen

Die SZ stellt die zehn Ideen vor, die beim Innovationspreis Tourismus in der Endrunde sind. Heute: Urlaub für behinderte Menschen in Rothenburg.

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© Jens Trenkler

Von Frank-Uwe Michel

Rothenburg. Urlaub ist die schönste Zeit des Jahres. Das empfinden auch Menschen mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen so. Doch die Möglichkeiten, unbeschwert ein paar freie Tage zu genießen, sind kaum vorhanden für dieses Klientel. Das hat man im Rothenburger Martinshof aufgegriffen und aus dem vorhandenen Bedarf ein Angebot gemacht. Projektverantwortliche Madeleine Kühn erklärt die Entstehung der Idee: „Schon seit Längerem führen wir Tagungen für Menschen mit Behinderung durch. Dabei kam immer wieder der Wunsch auf, von hier nicht nur schlaue Gedanken und Anregungen mitzunehmen, sondern sich auch ganz entspannt erholen zu können. Dem haben wir Rechnung getragen. Seit vergangenem Jahr gibt es das Urlaubsangebot für Menschen mit Handicap.“ Dafür stehen in der durch einen Fahrstuhl erreichbaren obersten Etage des Brüderhauses 14 geräumige Zimmer zur Verfügung, in denen insgesamt 19 Personen übernachten können. Dabei richtet sich das Verhältnis der körperlich oder geistig eingeschränkten Urlauber und ihrer Betreuer nach dem Grad der Behinderung. „In der Regel“, weiß Madeleine Kühn, „melden sich Zehn-Personen-Gruppen an. Das ist eine Größenordnung, die auch für uns gut beherrschbar ist.“

Sämtliche Zimmer sind barrierefrei gestaltet, zwei sogar rollstuhlgerecht. Darüber hinaus stehen den Besuchern Bewegungsbad, Sauna und Kegelbahn zur Verfügung. Zum Aufenthaltspaket gehören außerdem Ausflüge in den Fürst-Pückler-Park Bad Muskau und die Erlichthofsiedlung Rietschen. Wer trotz seiner Einschränkung dazu in der Lage ist, kann eine Schlauchboottour auf der Neiße unternehmen. Weitere interessante Ziele wie das Wachsmannhaus in Niesky und das Naturkundemuseum in Görlitz werden derzeit auf ihre Angebotstauglichkeit geprüft.

Verpflegt werden die Gäste in Martins Küche, der Gaststätte im Martinshof. „Dort hat man durch den ständigen Umgang mit behinderten Menschen große Erfahrungen darin, sich auch mit dem Essen auf die verschiedenen Handicaps der Urlauber einzustellen“, nennt Diakon Andreas Drese einen weiteren Vorteil des Angebots. Gleich nebenan befindet sich das Medizinische Versorgungszentrum, in dem im Bedarfsfall ärztliche Hilfe geleistet werden kann.

Zum Start im vergangenen Jahr gab es bereits fünf Aufenthalte, in diesem Jahr sind bis jetzt zehn Buchungen und weitere Anfragen eingegangen. „Wir entwickeln unser Angebot immer weiter“, verspricht Madeleine Kühn. Schön wäre es, meint sie, wenn sich auch die Infrastruktur entsprechend verbessern würde. „Für unsere Besucher ist es wichtig, die Region mit dem Bus erkunden zu können. Aber der öffentliche Personennahverkehr ist so sehr zusammengeschrumpft, dass das kaum noch möglich ist.“

www.innovationspreis.neisseland.de

Kontakt zum Brüderhaus-Team im Martinshof Rothenburg unter [email protected] oder Tel. 035891 38145

Link zur Inno-Preis-Serie der Sächsischen Zeitung