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Grundschule wird komplett geräumt

Erst sollten wegen der Naphthalin-Beseitigung nur ein paar Klassen ausziehen, jetzt müssen alle Schüler raus – zu ihrem eigenen Schutz.

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Antje Steglich

Zeithain. Die Grundschule Zeithain soll nun doch komplett geräumt werden. Am 8. Juni wird der Unterricht für die gesamte Einrichtung um 11 Uhr enden und der Umzug beginnen, kündigte Bauamtsleiter Holger Koßwig an. In den darauffolgenden neun Wochen – also bis zum Ende der Sommerferien – werde dann der mit Naphthalin belastete Fußboden herausgebrochen und ein neuer eingesetzt.

Ursprünglich war geplant, dass nur eine Handvoll Klassen kurzzeitig in den neuen, nur wenige Meter entfernten Hort ausgelagert wird. „Um die Belastung für die Kinder so gering wie möglich zu halten, zieht die Schule nun aber komplett aus“, erklärte Bürgermeister Ralf Hänsel (parteilos) mit Blick auf den gesundheitsschädlichen Staub und den Lärm, der bei den Bauarbeiten entsteht. Die drei Wochen bis zum Schuljahresende werden die ersten Klassen im sogenannten Schulpavillon unterrichtet, die zwei dritten Klassen im Hortneubau nebenan. Die zweiten und vierten Klassen werden zudem in das mittlerweile leer stehende Hortgebäude im Ring der Freundschaft ausgelagert. Die Versorgungsleitungen wurden in dem Flachbau nach dem Auszug des Hortes im Februar noch nicht gekappt, sodass eine Nutzung der Räume unproblematisch sei. Zum Mittagessen kehren die Grundschüler allerdings in ihr Schulhaus zurück. Der Speiseraum liegt im Kellergeschoss, und das bliebe von den Baumaßnahmen unberührt.

Konkret betroffen sind eigentlich sogar nur vier Klassenräume und zwei Gänge, in deren Fußböden Teerpappen stecken, die nun Stoffe wie Naphthalin ausdünsten. Im vergangenen Sommer wurden die üblen Gerüche erstmals bemerkt und untersucht. Danach wurden zwei Klassenzimmer gesperrt und auf stetiges Lüften geachtet. Da Naphthalin Kopfschmerzen und Übelkeit auslösen kann und im Verdacht steht, krebserregend zu sein, soll der belastete Fußboden nun aber komplett erneuert werden. In den ersten beiden Wochen Bauzeit soll die Großenhainer Firma Bothur den Boden herausreißen. Danach rückt Brumm-Bau aus Meißen an, um den neuen Fußboden einzubauen, bevor sich die Gerhardt Malermeister & Ausbau GmbH aus Coswig um die notwendigen Malerarbeiten kümmert und Raumausstatter König aus Königsbrück einen neuen Fußbodenbelag einbaut. Der Technische Ausschuss stimmte diesem Vorgehen bereits zu. Die endgültige Entscheidung zur Vergabe der Bauarbeiten fiel am Donnerstagabend während der Gemeinderatssitzung. Das Ergebnis der Abstimmung lag zum Redaktionsschluss aber noch nicht vor.

Insgesamt belaufen sich die Kosten für das Projekt auf knapp 113 000 Euro. Im besten Fall gibt das Land Sachsen 75 Prozent der Summe über das geplante kommunale Investitionspaket II rückwirkend dazu. Deshalb habe man bereits vorsorglich auf die Einhaltung der Ausschreibungsrichtlinien geachtet. „Wir arbeiten daran“, so Ralf Hänsel, „ansonsten ist das Geld aber sowieso im Haushalt eingestellt.“

Was allerdings Verwaltung und Räten Kopfschmerzen bereitet, ist der Baulärm, der auch die benachbarte Kita treffen wird. „Wir haben mit den Baufirmen eine Mittagsruhe von 12 bis 14 Uhr vereinbart“, so Bauamtsleiter Koßwig. Die lärmintensiven Arbeiten, vor allem beim Abriss des Fußbodens, komplett auf den Nachmittag und Abend zu verlegen, sei aufgrund des engen Zeitrahmens aber nicht möglich, sagte er auf Nachfrage von den Gemeinderäten.