Merken

Grüne bedauern Pädophilie-Debatte

Diskussionen aus den 80er-Jahren über Sex mit Kindern seien inakzeptabel gewesen, kritisiert die Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt.

Teilen
Folgen
© dpa

Berlin. Die Grünen-Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt hat Fehler ihrer Partei im Umgang mit Pädophilen in den 80er- Jahren eingeräumt. „Damals sind offenkundig Grenzen überschritten worden, die man nie hätte überschreiten dürfen“, sagte Göring-Eckardt der „Welt am Sonntag“ über die Diskussionen bei den Grünen.

Für sie seien diese „unsäglichen Debatten“ und „inakzeptablen Positionspapiere“ sehr schwer zu verstehen, sagte die ehemalige DDR-Bürgerin. Es sei falsch gewesen, „solchen Debatten und Gruppen Raum zu geben“. Das sei „ein Fehler, den wir bedauern“. In einer Bundesarbeitsgemeinschaft der Grünen, die in den 80er-Jahren für die Rechte von Schwulen eintrat („BAG SchwuP“), engagierten sich auch Aktivisten für Pädophilie. Sie bestanden darauf, dass es einvernehmlichen Sex mit Kindern gebe, und forderten dafür Straffreiheit. Die Positionen konnten sich bei den Grünen aber nicht durchsetzen.

Die „BAG SchwuP“ – „Bundesarbeitsgemeinschaft Schwule, Päderasten und Transsexuelle“ – wurde 1987 aufgelöst. Ihr letzter Koordinator war nach Informationen des „Spiegels“ ein wegen Kindesmissbrauchs Verurteilter, der ab 1980 mehrmals im Gefängnis saß. Gleichzeitig sei er bei den Grünen auf Berliner Landes- und ab 1985 auch auf Bundesebene aktiv gewesen und habe versucht, seine Forderung nach freiem Sex zwischen Erwachsenen und Kindern durchzusetzen. Inzwischen sei er gestorben, berichtet das Magazin.

In Fahrt gekommen war die Debatte über die teils seit Langem bekannten Vorgänge, weil Bundesverfassungsgerichtspräsident Andreas Voßkuhle die Festrede zu einer Preisverleihung an Daniel Cohn-Bendit abgesagt hatte. Der heutige Europapolitiker Cohn-Bendit hatte 1975 in einem halb fiktiven Buch über seine Zeit als Erzieher geschrieben, es sei passiert, dass Kinder seine Hose geöffnet und ihn gestreichelt hätten. Cohn-Bendit bezeichnete die Äußerungen wiederholt als dumme Provokation. Die Grünen hatten zudem auf mehreren Parteitagen in den 80ern erlaubt, dass sogenannte Stadtindianer-Kommunen für pädophile Anliegen agitierten.

Inzwischen hat der Grünen-Vorstand den Göttinger Parteienforscher Franz Walter beauftragt, den Einfluss von Pädophilie-Befürwortern bei den Grünen zu untersuchen. Ihre Partei habe Walters Institut für Demokratieforschung gebeten, sich im Rahmen eines Forschungsprojektes mit der Frage des Einflusses von Gruppen mit pädophilen Forderungen zu beschäftigen, hieß es in einer Erklärung.

Laut „Focus“ wird auch bei der Bürgerrechtsorganisation Humanistische Union (HU) mit früheren Äußerungen einzelner Mitglieder in Sachen Pädophilie gerungen. So habe der HU-Vorstand im Juni 2000 „eine geradezu kreuzzugartige Kampagne gegen Pädophile“ kritisiert. Erst 2004 habe sich die HU eindeutig distanziert. (dpa)