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Großzügiger Musikliebhaber

Löbaus Apotheker Wieland Schäfer hat für Richard Wagners Erbe gespendet und Prominenz getroffen.

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© Matthias Weber

Von Anja Beutler

Wenn sich am heutigen Dienstag zum Wagner-Geburtstag Liebhaber des Komponisten im gleichnamigen Museum in Bayreuth einfinden, dann ist auch Löbaus Apotheker Wieland Schäfer präsent. Nicht körperlich – buchstäblich aber sehr wohl. Seit Kurzem findet sich sein Name nämlich ganz vorn auf der großen Spendertafel im Eingangsbereich des runderneuerten Museumsbaus, zu dem die berühmte „Villa Wahnfried“ samt Anbauten gehört. „Ja, wir haben im Rahmen unserer Möglichkeiten dazu beigetragen, dass das ein oder andere Möbelstück aus der Wagnerfamilie für die Nachwelt bewahrt werden konnte“, bestätigt Wieland Schäfer.

Der Komponist fasziniert Schäfer, als Spender ist er an der Spenderwand im Bayreuther Wagner-Museum verewigt.
Der Komponist fasziniert Schäfer, als Spender ist er an der Spenderwand im Bayreuther Wagner-Museum verewigt. © A. Beutler

Konkret hat er mit einer größeren Summe die Restaurierung des sogenannten „Lohengrin-Schreibtischs“ finanziert. An jenem Möbelstück hatte Richard Wagner 1846 bei einem Urlaub in Graupa nahe Pirna seine Oper Lohengrin konzipiert. Ebenfalls in Wagners Familien-Mobiliar hat auch Schäfers Tochter investiert. „Sie hat für die Sanierung der Cosima-Stühle gespendet“, erklärt Wieland Schäfer. Das große Interesse Schäfers für den Komponisten ist im Grunde erst vor fünf Jahren und zudem zufällig erwacht. „Damals haben wir meinen Enkel aus München abgeholt und einen Abstecher nach Bayreuth gemacht“, erinnert sich der Apotheker. Bei der Gelegenheit hat sich die Familie eben zu einem „Besuch bei Wagners“ entschlossen. „Mein großer Favorit ist eigentlich Franz Liszt und Wagner war ja sein Schwiegersohn“, verknüpft Wieland Schäfer die Zusammenhänge zwischen der Liszt-Tochter Cosima, die in zweiter Ehe den berühmten Komponisten geheiratet hat.

Das Bayreuther Museum war damals noch im Bau und – ermuntert durch eine engagierte Museumsmitarbeiterin – entschloss sich Schäfer, mit einem Stifterbrief hier selbst dabei zu sein. Dieses Engagement brachte es mit sich, dass die Apotheker-Familie auch zu der ein oder anderen Veranstaltung nach Bayreuth eingeladen wird und Kultur-Prominenz persönlich kennenlernen durfte: von Wagners Urenkelinnen Nike und Katharina Wagner über Kulturstaatssekretärin Monika Grütters bis zum Dirigenten und Bayreuther Festspiel-Musikdirektor Christian Thielemann.

Als „Wagnerianer“ würde sich der 77-jährige Oberlausitzer allerdings gar nicht bezeichnen. Und dass er denselben Vornamen trägt wie Richard Wagners erster Sohn, ist purer Zufall, betont er. „Mein Interesse kreist generell um die Klassiker“, sagt er. Mozart, Bach, Schubert, Liszt – das alles ist für ihn ihm doppelten Sinne Musik in den Ohren. Natürlich hört er ihre Werke aufmerksam in Konzerten und auf CD-Aufnahmen. „Aber ich lese dann auch sehr viel über das Leben der Menschen, mit denen ich mich beschäftige“, erklärt er. „Mich interessieren besonders die Lebensumstände der Musiker.“ Er wolle begreifen, wie es Mozart oder Bach möglich war, so viele wunderbare Werke zu schaffen: „Und das in Zeiten, wo man mit der Postkutsche reiste und bei einer Lampenfunzel schrieb. Das erfüllt mich mit Ehrfurcht und geht mir nahe“, beschreibt er.

Dass seine Frau Gisela Weinhart, seine Tochter und auch der Enkel sein Faible teilen, freut ihn sehr, denn so kann die Familie manches gemeinsam erleben und entdecken – so wie das Interesse an der Familie Wagner. Drei Vorstellungen bei den Bayreuther Festspielen hat Schäfer mit seiner Frau inzwischen besucht. „Wir haben sieben Jahre lang darauf gewartet, Karten zu bekommen“, erinnert er sich. In der Dresdner Semperoper sind die Musikliebhaber ebenfalls regelmäßig, zu den Bregenzer Festspielen soll es dieses Jahr wieder gehen. Beim Klavierfestival in Husum lauscht er jedes Jahr Star-Pianisten und auch in Verona war der Apotheker schon mehrfach, hat gar noch den berühmten Startenor Luciano Pavarotti live erlebt.

Dass manche seine Leidenschaft außergewöhnlich finden mögen, quittiert der Musikliebhaber mit einem Lächeln: „Manche tun alles für den Fußball, für mich ist die Musik das Lebenselixier“, sagt er. Deshalb unterstützen er und seine Familie nicht nur in der Ferne, sondern auch zu Hause die Kunst: Für Löbaus Kantorei und die „Stunde der Musik“ in Neusalza-Spremberg geben sie seit Jahren finanzielle Unterstützung. Selbst zu musizieren gehört in diesem Fall übrigens auch dazu. Schäfers Familie ist durchaus musikalisch, eine Tante war Opernsängerin und gab auch Unterricht. Wieland Schäfer selbst lernte in der Jugend neun Jahre lang Klavier und ging schon als Zehnjähriger begeistert mit den Großeltern ins Zittauer Theater, wenn Opern oder Operetten gegeben wurden. Noch immer setzt er sich zu Hause in Neusalza-Spremberg gern an seinen Förster-Flügel und spielt „für den Hausgebrauch“. „Ich wollte nie selbst Musiker werden“, gesteht er. Denn als Zuhörer, so findet Schäfer, habe er „den höchsten Genuss“.