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Großversuch beginnt im September

Unbehandeltes Abwasser ist ein wertvoller Energieträger. Der soll genutzt werden. Wasserlinsen helfen dabei.

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© Dietmar Thomas

Von Sylvia Jentzsch

Westewitz. Die Powerstep-Versuchsanlage auf dem Areal der Kläranlage des Abwasserzweckverbandes Döbeln-Jahnatal in Westewitz nimmt sichtbare Formen an. Das Fundament für den Containerturm ist fertig.

Anfang September werden die einzelnen Bestandteile geliefert – von den Betriebsmitteln bis hin zu technischen Ausstattungskomponenten. Beides wird in zwei übereinander gestapelten Containern verborgen. Der Containerturm ist am Ende fast sieben Meter hoch.

Das unbehandelte Abwasser ist ein wertvoller Energieträger, der künftig genutzt werden soll.

Zunächst müssen allerdings die baulichen Anlagen stehen. Im Container Nummer eins befinden sich künftig die notwendigen Betriebsmittel für den Versuch, mit dem die Fachleute dem zulaufenden Abwasser möglichst viel Energie entziehen wollen. Dazu zählen zum Beispiel Fäll- und Flockungshilfsmittel für eine Polymerstation. „Wir wollen uns allmählich herantasten, um herauszufinden, wie viel Kohlenstoff wir aus dem Abwasserstrom herausfiltern können, ohne die Reinigungsleistung der Kläranlage zu beeinträchtigen“, erklärt Johan Stüber, der die Versuche für das Kompetenzzentrum Wasser Berlin (KWB) begleitet. Diese Frage ist der Kern des von der EU geförderten Versuchsprojektes.

Unterstützung bekommt Stüber vor Ort von den Kollegen des Abwasserbereiches der Niederlassung Döbeln der OEWA Wasser und Abwasser GmbH. Das Kompetenzzentrum Wasser Berlin hat auch das Konzept Carismo entwickelt.

Im Container Nummer zwei wird die technische Anlage installiert. Hier befindet sich unter anderem ein Trommelsieb. Mit dessen Hilfe werden die gebundenen Kohlenstoff-Flocken aus dem Abwasser entfernt. Ziel sei, so Johan Stüber, im Versuchsverlauf irgendwann den gesamten Abwasserstrom durch diesen Container zu leiten. Beginnen will man nur mit einem Teil der Abwassermenge.

„Das Abwasser wird hochgepumpt. Im Container werden die kohlenstoffhaltigen Flocken vom übrigen Abwasser getrennt. Das fließt im freien Gefälle zurück und weiter ins Belebungsbecken, wo die Bakterien die Arbeiten verrichten und die restlichen organischen Bestandteile abbauen.“

„Wir wollen beweisen, welches Potenzial der Klärschlamm hat, um die größtmögliche Biogas-Ausbeute zu erzielen“, so Stüber. Im Pilotmaßstab seien dazu schon verschiedene Versuche gelaufen. Nun gilt es, die Ergebnisse in der Praxis zu untermauern. Im September soll die Testphase für den Powerstep-Versuch beginnen. Dann werde man sich an das maximal Mögliche herantasten, sagt Stüber.

Zum Versuchskonzept gehört auch ein Gewächshaus, in das Wasserlinsen einziehen. Die werden einen Teil des vorgereinigten Klärwassers so säubern, dass dieses wieder dem Wasserhaushalt zugeführt werden kann. Wenn die Linsen genügend Platz und Licht haben, können sie Biomasse aufbauen. Die Becken, in denen die Wasserlinsen wachsen, werden übereinander gestapelt. Deshalb ist das Gewächshaus so hoch.

Die Wasserlinsen werden voraussichtlich alle ein bis zwei Tage geerntet und sollen später als Biomasse einem sogenannten Faulturm zugeführt werden. „Es handelt sich um einen Test. Wir wollen untersuchen, unter welchen Bedingungen das Wasser gereinigt wird und welche Wasserqualitäten wir damit erzielen können“, sagte Johan Stüber.

Später einmal sollen der Klärschlamm wie die Wasserlinsen in einen Faulturm gebracht werden. Der funktioniert ähnlich einer Biogasanlage. Beim Vergären entsteht Methan, das mithilfe eines Blockheizkraftwerkes in Energie umgewandelt werden kann. Diese Voraussetzung gibt es noch nicht. Der Faulturm soll möglicherweise in der Kläranlage Döbeln entstehen. Dazu bedarf es noch einer Kosten-Nutzen-Ermittlung.

Das Forschungsprojekt „Powerstep“ dauert noch bis Ende Juni 2018. Es wird zu 100 Prozent von der Europäischen Union gefördert. Insgesamt fallen in Westewitz Kosten in Höhe von 730 000 Euro an. Bewährt sich die Anlage, wird sie dem AZV übergeben. Das Gewächshaus soll aber wieder abgebaut werden, so Johan Stüber.