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Großes Abfischen in Moritzburg

Die Ausbeute ist deutlich geringer als in den Vorjahren. Die Karpfen bringen weniger auf die Waage.

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© Norbert Millauer

Von Beate Erler

Moritzburg. Eine besondere Stimmung liegt über dem Fisch- und Waldfest in Moritzburg, wenn es noch gar nicht richtig begonnen hat. Schon vor dem offiziellen Start des jährlich größten Volksfestes der Gemeinde, kann, wer will, bereits früh um neun Uhr beim allerersten Fischzug dabei sein. Auf jeden Fall haben die Frühaufsteher größere Chancen auf einen der begehrten Plätze in den vordersten Reihen am Schlossteich, wo die Karpfen aus ihrem Element gefischt werden.

Die aufwendig geschmückten Kunstfiguren Wasserlicht und Waldpiepser unterhielten die Besucher beim Fest.
Die aufwendig geschmückten Kunstfiguren Wasserlicht und Waldpiepser unterhielten die Besucher beim Fest. © Norbert Millauer
Wer sägt am schnellsten? Die Sägensammler Björn-Alberto Hermann (r.) und Michel Frenz machten es vor.
Wer sägt am schnellsten? Die Sägensammler Björn-Alberto Hermann (r.) und Michel Frenz machten es vor. © Norbert Millauer
Auch Sachsens neue Waldkönigin Gina Maria Jacob kam zu Besuch nach Moritzburg.
Auch Sachsens neue Waldkönigin Gina Maria Jacob kam zu Besuch nach Moritzburg. © Norbert Millauer

Schon auf dem Weg dahin, steigt der Räucherfischgeruch aus den Büdchen in die Nase. Das Schloss und der Teich liegen in herbstlichem Grau, es ist kalt und feucht und von weitem steigt Rauch aus einem Holzofen. Die Händler treffen die letzten Vorbereitungen, packen noch Waren aus und treten ein Stück vor ihren Ständen zurück, um zu sehen, wie alles auf die Besucher wirkt. Es ist geschäftig, aber ruhig und noch keine Spur von den Menschenmassen, die sich kurze Zeit später am Schlossteich entlang quetschen werden. Dort stehen schon die ersten Männer der Moritzburger Teichwirtschaft im kühlen Nass. Natürlich mit Gummistiefeln und Regenjacken. Die Zahl der Zuschauer beim ersten der insgesamt acht Fischzüge an diesem Wochenende ist gering. Vielleicht 30 Mann tummeln sich hinter den Zäunen und wollen die dicken Karpfen sehen. Auch der Geschäftsführer der Teichwirtschaft Henry Lindner ist schon seit Stunden da. Erst mit dem zweiten Fischzug um elf Uhr wird er dann moderieren und sein Fachwissen zum Besten geben.

Gefischt wird an diesem Wochenende natürlich nicht nur am Schlossteich. Auch an den anderen 24 Teichen stehen die Mitarbeiter der Teichwirtschaft mit ihren Netzen. Die sind aber um einiges größer: „Dort gehen wir mit 100-Meter-Netzen rein“, sagt Henry Lindner. Beim Schauabfischen am Schlossteich ist das Netz kleiner und alles geht etwas langsamer, damit die Zuschauer auch etwas davon haben.

Einer der Fischer hebt ein besonders dickes Exemplar aus dem Wasser und präsentiert es dem Publikum: „Oh, guck mal da“ raunen sie. Der erste Fischzug bringt bereits vier bis fünf Tonnen. Das ist aber nichts gegen die 100-Meter-Netze: „Wenn wir da Glück haben beim Ziehen, kriegen wir 30 Tonnen raus“, sagt der Teichwirtschaftschef. Am Schlossteich sollen es an beiden Tagen circa zehn Tonnen werden, hofft er. In den vergangenen Jahren war es meist das Doppelte.

Besonders viele von den kleinen Weißfischen liegen im Netz. So viele von denen ist nicht gut, sagt Lindner, denn sie sind Nahrungskonkurrenten für die Karpfen, die in diesem Jahr sowieso schon leichter sind. Dann wird das schwere Netz mit einem Kran aus dem Wasser gehoben und die Fische kommen in den Abfischwagen. Dort stehen die Männer vor riesigen Wasserbehältern und sortieren die Fische aus. Sie werfen die Karpfen beherzt in die Bottiche und spritzen die Zuschauer nass.

Was auf dem Fischfest der Fisch, ist auf dem Waldfest die Waldkönigin. Der Schlossparkplatz hat sich in ein Festgelände verwandelt: Zwei Stelzenläufer in fantastischen Kostümen stellen Wasserlicht und Waldpiepser dar. An den vielen Ständen gibt es Ausstellungen alter und neuster Kettensägen mit Vorführungen wie dem Wettsägen, Showkochen von Wildgerichten, Holzhandwerker und die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald mit der sächsischen Waldkönigin.

Für die frischgekürte Hoheit ist das Waldfest erst der zweite Auftritt. An ihr grünes Zepter aus Holz hat sie trotzdem gedacht. Auf der Jagd- und Angelmesse in Leipzig vor zwei Wochen wurde sie gewählt. „Ich gebe den 250 000 Hektar sächsischen Waldes ein Gesicht“, sagt Gina Maria Jacob. Auf dem Waldfest will die Forstwirtschaftsstudentin auch Aufklärungsarbeit leisten. Viele würden sich zum Beispiel über die Erntemaschinen im Wald beschweren, sagt sie. Gerade jetzt nach den schlimmen Stürmen Anfang des Jahres würde es ohne die aber nicht gehen.

Am Sonntag ist der Schlossteich fast leer gefischt: „Wir haben unser Ziel erreicht mit circa elf Tonnen“, sagt Henry Lindner. Schon zu Jahresbeginn war klar, dass die Ausbeute dieses Mal geringer sein wird. Die Karpfen wiegen nur etwa anderthalb bis zwei Kilo. Die Abnehmer wie die Gaststätten in der Region oder Edeka und Rewe sind aber informiert, sagt Lindner. Der endgültig letzte Fischzug am Schlossteich, bei dem noch einmal circa zwei Tonnen rausgeholt werden, ist am Montag.