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Großer Tag für einen Nieskyer

Sebastian Kollewe ist der gute Geist im „Abendfrieden“. Und einer von 20 Sachsen, die von der Sozialministerin die Annen-Medaille bekommen.

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© Viola Knappe

Von Carla Mattern

Niesky. Am Dienstag kann Horst Lampert nicht in der Männerwerkstatt werkeln. Der 87-jährige Hilbersdorfer lebt schon mehr als zwei Jahre im Altenpflegeheim Abendfrieden in Niesky. Schon immer habe er gerne handwerklich gearbeitet und ist froh, dass er das immer noch kann, erzählt er dankbar. Dass es für die Bewohner des Altenheimes der Diakonissenanstalt Emmaus solch eine Männerwerkstatt gibt, nützt eigentlich allen Bewohnern und auch den Mitarbeitern. Sebastian Kollewe und seine Handwerkertruppe basteln vor allem aus Holz Nützliches und Schönes. Das geht, weil viele Kollegen und auch viele Angehörige die Männerwerkstatt unterstützen, mit Maschinen und Material. Für die Ergotherapeutin haben sie gerade Dekobänke gebastelt. Beim Weihnachtsmarkt des Hauses im vergangenen Jahr freuten sich Bewohner, Angehörige und Mitarbeitende über die Krippe. Und auch in diesem Jahr wird es eine dekorative Überraschung von der Männerwerkstatt geben. Die Idee für so ein Angebot an die Altenheimbewohner existierte geraume Zeit. Dass sie umgesetzt ist, das ist vor allem Sebastian Kollewe zu verdanken. Der 47-jährige Sozialassistent arbeitet als Alltagsbegleiter im Abendfrieden. In diese Werkstatt steckt er viel freie Zeit.

Heute nutzt er seinen freien Tag allerdings dafür, im Schloss Albrechtsberg eine ganz besondere Ehrung entgegenzunehmen. Er ist einer von 20 Sachsen, die von der Sozialministerin die Annen-Medaille bekommen. Die Vorsteherin der Diakonissenanstalt Emmaus in Niesky, Schwester Sonja, hatte ihm gesagt, dass er von ihr vorgeschlagen wurde. „Ich wusste eigentlich gar nicht richtig, was das für eine Auszeichnung ist und habe das nicht für voll genommen“, sagt er. Dann hat er im Internet nachgelesen und ist überrascht. „Ich hatte ja keine Vorstellung davon und freue mich schon. Das ist eine Riesenanerkennung“, sagt der Nieskyer.

Die verdient er sich, findet die Leiterin des Abendfriedens, Viola Knappe. „Ich bin sehr dankbar, dass er sich bereit erklärt und den Gottesdienst am Heiligen Abend hält“, sagt sie. In den drei Wohnbereichen gibt es wöchentlich eine Andacht oder einen Gottesdienst. Gut anderthalb Stunden sitzt Sebastian Kollewe und bereitet seine Andacht vor. Besonders achtet er dabei darauf, dass er die Heimbewohner erreicht, dass sie beispielsweise die Lieder mitsingen können. Mindestens einmal monatlich hält er eine Andacht. „Das geht nur, wenn ich Frühdienst oder frei habe“, erzählt er. Vor allem die Männerwerkstatt und die Andachten und Gottesdienste sind es, für die Schwester Sonja den Nieskyer für den Annen-Preis vorgeschlagen hat. „Er bringt sich neben seiner Tätigkeit regelmäßig ehrenamtlich ein und ist auch sonst jederzeit ansprechbar, wenn ehrenamtliche Hilfe benötigt wird“, begründet die Vorsteherin der Diakonissenanstalt Emmaus. Für den Nieskyer keine große Sache. Auch im Sprach-Café im Mutterhaus an der Bautzener Straße, einem regelmäßigen Angebot für Flüchtlinge und Nieskyer, hat er sich engagiert. Gerade hat er sich davon etwas zurückgezogen. Statt im Sprach-Café dabei zu sein, hielt er gestern eine Andacht. In seiner katholischen Gemeinde ist er aktiv, kümmerte sich um die Jugendarbeit, ist Mitglied im Pfarrgemeinderat und Gottesdienstbeauftragter.