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Großer Garten bekommt neue Sommerwirtschaft

Das Zollhaus an der Stübelallee wird zum Biergarten. Ab September wird ausgeschenkt.

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© René Meinig

Von Nora Domschke

Das muss man erst einmal schaffen: Das Restaurant „Paul Rackwitz“ hat in den vergangenen Monaten zwei Bewertungen auf Google bekommen – obwohl die Brüder Ralph und Rastislav Krause ihre Kultkneipe am Plauenschen Ring seit Sommer 2015 nicht mehr betreiben. Nach mehr als 20 Jahren hatten sie sich zu diesem Schritt entschlossen, weil die Miete gestiegen war. Nun kehrt das Rackwitz zurück nach Dresden. In einer gastronomisch bislang kaum erschlossenen Ecke des Großen Gartens, direkt an der Stübelallee in Höhe der Müller-Berset-Straße, wollen die beiden Wirte eine Sommerwirtschaft eröffnen.

Ralph Krause ist derzeit täglich vor Ort, schaut, wie die Bauarbeiten vorangehen, stellt Stühle und Tische im Garten auf, schraubt die Emailleschilder aus dem alten Rackwitz an das kleine Häuschen. Im Biergarten ist später Platz für rund 200 Gäste, der Innenraum soll für Geburtstage und andere Feiern genutzt werden. Das Hauptgeschäft konzentriere sich aber auf den Außenbereich, erklärt Ralph Krause. Und er erzählt, warum sich der Eröffnungstermin verschoben hat. Ursprünglich war geplant, den Biergarten schon vor den Sommermonaten an den Start gehen zu lassen. Aber die Bausubstanz machte den Brüdern einen Strich durch die Rechnung. „So ein altes Haus kann eben einige Überraschungen bergen.“ Rund 500 000 Euro investieren sie in die neue Sommerwirtschaft, der Großteil steckt in der Sanierung des Altbaus und im Anbau.

Damit bekommt der Große Garten ein Kleinod und Dresden ein Stück Geschichte zurück: Das Häuschen wurde um 1800 als Zollhaus gebaut und befand sich damals an der Dresdner Stadtgrenze. Dort, wo heute der Stadtteil Gruna beginnt, mussten die Reisenden ihre Zollformalitäten erledigen. Ob dabei, wie in vielen der anderen Zollhäuser, auch das eine oder andere Bier gereicht wurde, ist nicht überliefert. Als Dresden um 1900 erweitert wurde, verlor das Zollhaus an Bedeutung, war später Wohnhaus der Gärtnerfamilie, die sich um den Park und die Grünanlagen kümmerte. „Eine Frau, ich vermute die Enkeltochter des Gärtners, hat sich bei uns gemeldet und Fotos aus dieser Zeit gezeigt.“ Zuletzt stand das Gebäude viele Jahre leer und verfiel.

Im neuen Rackwitz wird ab Anfang September ausgeschenkt. Über den verschobenen Eröffnungstermin ärgert sich Ralph Krause nicht. „Klar, es haben uns viele angesprochen, warum wir uns das Geschäft in diesem schönen Sommer entgehen lassen“, sagt der 47-Jährige. „Aber der nächste Sommer kommt ja ohnehin.“ Außerdem betreiben die Krause-Brüder noch das Blumenau in der Neustadt, das Rauschenbach und das Grillkollektiv in der Weißen Gasse sowie das L‘Art de Vie im Societätstheater. Das Café Central am Altmarkt mussten sie schließen, weil der Vermieter ihnen den Vertrag gekündigt hatte.

Für Fans der Rackwitz-Speisen wird es eine gute Nachricht sein, dass auch der Salat mit Ziegenkäse, jahrelang ein Renner in Plauen, auf die neue Speisekarte zurückkehrt. Bis es so weit ist, muss noch einiges getan werden. So benötigt die große Mauer zur Stübelallee hin noch eine Verkleidung.