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Großeinsatz im Rittergut

Rund 100 Einsatzkräfte von Feuerwehr, THW und Rettungsdienst rückten am Sonnabend in Bobersen an. Nicht für alle kam das überraschend.

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© Lukas Nebel

Von Christoph Scharf

Zeithain. Schon wieder ein Waldbrand? Das wird manch Einwohner gedacht haben, als Sonnabend kurz nach acht die Sirenen gingen und Feuerwehrfahrzeuge mit Blaulicht und Sondersignal in Zeithain unterwegs waren. Alle hatten das gleiche Ziel: das Rittergut in Bobersen. Von dort war ein mittelgroßer Brand gemeldet worden.

Großeinsatz

Löschangriff
Löschangriff
Gemeinsame Rettung durch alle Organisationen
Gemeinsame Rettung durch alle Organisationen
Rettung aus Keller
Rettung aus Keller
Sog. Leiterhebel zur Rettung von Personen aus oberen Stockwerken
Sog. Leiterhebel zur Rettung von Personen aus oberen Stockwerken
Patientenablage
Patientenablage
Auswertung
Auswertung
Gemeinsame Rettung
Gemeinsame Rettung

Als erste trafen die Wehren Bobersen, Röderau und Zeithain ein. Eine Rauchsäule suchten die Kameraden vergebens am Himmel: Vor Ort entpuppte sich die Alarmierung als Übung. Aber was für eine. Das Szenario hatte es in sich: Bei angenommenen Bauarbeiten im Wohnhaus auf dem Schlossgelände habe es eine Explosion gegeben. Dabei wurde das Gebäude schräg gegenüber des Schlosses teils zerstört. Außerdem geriet eine ruinöse Scheune in Brand. Im Wohnhaus wurden mehrere Menschen schwer verletzt. Und nicht nur das: Sie wurden durch die Folgen der Explosion teilweise verschüttet oder eingeklemmt.

Auf die ersten Feuerwehrleute warteten so gleich mehrere Aufgaben. Sie mussten nach den Verletzten suchen und gleichzeitig verhindern, dass sich der Brand von der Scheune auf das Wohnhaus und weitere Teile des Ritterguts ausbreitet. Die Scheune selbst – so das Szenario – brannte allerdings bereits lichterloh. Erschwerend hinzu kam die Ausdehnung des Schlossareals, bei dem sich um einen großen Hof auf allen Seiten teils miteinander verbundene Gebäude gruppieren. Und dann waren da noch die Trümmer, die die Zugänge und Gänge im Wohnhaus blockierten.

„Außerdem musste zur Sicherstellung der Löschwasserversorgung eine Schlauchleitung über 300 Meter von der Elbe bis zum Schloss gelegt werden“, sagt der stellvertretende Gemeindewehrleiter Marco Bretschneider. Denn am Rittergut gibt es zwar einen Löschteich: Aber wie lange würde dessen Wasser reichen?

Deshalb alarmierte der Einsatzleiter nun noch weitere Ortswehren – Gohlis, Lorenzkirch, Neudorf, Jacobsthal. Außerdem die Feuerwehr Glaubitz sowie – wegen der Menge an Verletzten – die Schnelle Einsatzgruppe des DRK aus Niederau. Und selbst das THW aus Riesa und Radebeul war gefragt: Denn im Gebäude fanden sich mehrere vorbereitete Hindernisse aus Steinen, Holz- und Metallteilen, denen nur mit Trennschleifer, Kettensäge, Brecheisen beizukommen war. Sogar spezielle Hebekissen waren nötig, um die Verletzten befreien zu können. Weil auch im Obergeschoss Personen lagen und das Treppenhaus zerstört war, mussten drei Verletzte auf Tragen durch die Fensteröffnungen gerettet werden. Fünf Personen – blutig geschminkte Helfer von THW und DRK – konnten gerettet werden, zwei Personen waren tot: Aber die waren laut Übungsszenario schon bei der Explosion ums Leben gekommen.

Insgesamt ist die Übung gut gelaufen, sagt Zeithains Wehrleiter Matthias Heydel. Gemeinsam hätten die rund 100 Einsatzkräfte von Feuerwehr, THW und DRK die Schwerverletzten aus dem Gebäude retten und den Brand bekämpfen können. Und was lässt sich für einen echten Großeinsatz daraus lernen? „Die Herausforderung ist es, die am Anfang entstehende chaotische Phase so kurz wie möglich zu halten und Struktur in den Einsatz zu bringen“, sagt Vize-Wehrleiter Raiko Riedel. Gegen Mittag war die Großübung beendet. Und für die ehrenamtlichen Einsatzkräfte begann nun wirklich das Wochenende.