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Große Sorge um Krokodil Max

Eines der beliebtesten Zootiere ist schwer krank. Womöglich muss es am Dienstag eingeschläfert werden.

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© Zoo Dresden

Juliane Richter

Dresden. Drei nationale Reptilienexperten werden am Dienstag im Dresdner Zoo sein, um Leistenkrokodil Max zu untersuchen. Weil die Lage brenzlig ist, reisen sie eigens aus München, Augsburg und Berlin an. Gemeinsam mit den beiden Zootierärzten Dimitri Widmer und Eva Ziemssen werden sie morgens um acht Uhr beginnen. Laut Widmer ist das Programm eine Herausforderung: Zunächst müssen sie das mehr als 4,50 Meter große Tier in Vollnarkose versetzen. Dann wollen sie es röntgen, mit einem drei Meter langen Endoskop eine Magenspiegelung machen und einen Ultraschall von der Niere versuchen. Die ebenfalls nötige Blutabnahme ist da noch die leichteste Aufgabe.

Das ganze Procedere ist nötig, weil sich der Gesundheitszustand von Max in den vergangenen vier Wochen deutlich verschlechtert hat. Seinen Pflegern ist aufgefallen, dass Max nicht mehr ordentlich frisst, schwach ist und lethargisch daliegt. 1958 war Max als 60 Zentimeter kleines Jungtier aus dem Tierpark Berlin in den Dresdner Zoo gekommen. Damit hat er nun schon etwa 60 Lebensjahre erreicht. Laut Widmer werden Leistenkrokodile etwa zwischen 60 und 70 Jahre alt. „Es ist also nicht außergewöhnlich, dass es in diesem Alter Probleme gibt“, sagt er. Die Probleme sind aber so groß, dass die Tierärzte das Schlimmste befürchten. Womöglich müssen sie das Leistenkrokodil noch am Dienstag einschläfern.

Besonders besorgniserregend waren die Ergebnisse einer ersten Blutuntersuchung vergangene Woche. Als Max nahe der Gitterstäbe lag, konnten die Zootierärzte seinen Schwanz hindurchziehen, ihn festhalten und das Blut entnehmen. Wäre das Krokodil bei vollen Kräften, hätte es das kaum über sich ergehen lassen. So aber konnten die Tierärzte die Proben direkt im Anschluss per Kurier zu einem Berliner Speziallabor schicken, das noch am selben Tag die Ergebnisse übermittelt hat: Die Nierenwerte sind so schlecht, dass die Nierenfunktion stark eingeschränkt ist. Die Harnsäurewerte sind wiederum stark erhöht, was darauf schließen lässt, dass sich die Säure in den Organen und Gelenken abgelagert hat. Noch haben die Zoomitarbeiter die Hoffnung nicht aufgegeben, dass Max wieder fit werden kann. Ein Rettungsanker ist die Magenspiegelung, weil sie einen Fremdkörper im Magen vermuten. Der könnte ein Grund für die Körperreaktionen sein und mithilfe des Endoskops womöglich auch unkompliziert entfernt werden.

Sind die gesammelten Untersuchungsergebnisse jedoch so schlecht, dass Max sich wohl nicht mehr erholen kann, wollen die Ärzte ihn sofort einschläfern. „Wir wollen ihm unnötiges Leid ersparen. So eine Narkose ist auch gehöriger Stress für ein Krokodil. Deshalb würden wir ihn nicht erst wieder aufwachen lassen, um ihn Tage später einzuschläfern“, sagt Widmer.

Sein Pfleger ist nicht dabei

Max gehört seit Jahren zu den Publikumslieblingen im Zoo. Viele Dresdner können sich noch erinnern, wie das Leistenkrokodil in einer kleinen Anlage im Aquarium gelebt hat. Mit der Eröffnung des Prof.-Brandes-Hauses im Jahr 2010 wurde Max mithilfe eines Krans umquartiert und hat seitdem deutlich mehr Platz sowie auch die Möglichkeit, richtig zu schwimmen. Damals hatten die Pfleger die Chance auch gleich genutzt und ihn gewogen. Stattliche 430 Kilogramm brachte er da bereits auf die Waage. Immer ein wachsames Auge hat Pfleger Michael Hoffmann auf Max. Seit 1979 kümmert sich der Zoomitarbeiter um ihn. Das Verhältnis der beiden ist ungewöhnlich eng, denn Max hat bisher stets auf den Ruf des Pflegers gehört. Wie Tierarzt Dimitri Widmer weiß, nimmt Max schlechter Zustand Hoffmann und die anderen Pfleger ziemlich mit. „Sie haben schon eine ganz gute Beziehung zu ihm, aber sind auch professionell genug. Egal welche Entscheidung getroffen werden muss“, sagt Widmer.

Michael Hoffmann selbst hat kommende Woche Urlaub und wird nicht dabei sein, wenn sich die Experten um sein Krokodil kümmern. Für die Besucher ist Max bis dahin noch auf seiner trockenen Insel zu sehen, die er seit fast einer Woche nicht mehr verlassen hat. Die Pfleger haben den Zugang zum Wasser trotzdem mit großen Bretterwänden abgesperrt, damit er sich dort nicht verstecken kann. Für die Untersuchungen brauchen die Ärzte Ruhe, weshalb das Prof.-Brandes-Haus am Dienstag komplett geschlossen bleibt. Bis dahin wollen die Ärzte versuchen, Max noch einige Medikamente zu verabreichen, die die Nierenwerte positiv beeinflussen sollen. Ob das jedoch gelingt, ist laut Aussage von Widmer fraglich.