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Große Pläne für Lustlager-Jubiläum

25 000 Besucher kamen zum letzten großen Fest. Für das Nächste sollte man sich jetzt Kostüme besorgen, findet Jörg Runow vom Geschichtsverein.

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© Sebastian Schultz

Von Antje Steglich

Zeithain. Eine Infotafel steht am Zeithainer Obelisken, eine verwitterte Bank davor. Drei weitere Sandsteinsäulen sind zwischen Glaubitz und Streumen zu finden. Wege dorthin gibt es nicht. Und sowieso spielen die Relikte aus dem 18. Jahrhundert kaum noch eine Rolle. Jörg Runow will das ändern. Er ist der Vorsitzende des Geschichts- und Traditionsvereins Zeithain und hat das Jahr 2030 fest im Blick. Dann feiert das Lustlager den 300. Jahrestag.

August der Starke und Gräfin Cosel waren schon beim 275. Jahrestag des Lustlagers dabei.
August der Starke und Gräfin Cosel waren schon beim 275. Jahrestag des Lustlagers dabei. © Archiv/ Schröter

Das Campement, wie die Truppenschau eigentlich hieß, fand vom 31. Mai bis zum 28. Juni 1730 auf einer mehr als tausend Hektar großen Fläche zwischen Zeithain, Glaubitz, Radewitz und Streumen statt – markiert durch damals noch sechs Obelisken. August der Starke wollte mit dem Lustlager seine Macht demonstrieren und ließ knapp 30 000 Soldaten aufmarschieren. Das Campement soll deshalb nicht nur die größte Truppenschau Europas gewesen sein, sondern vor allem auch ein gigantisches barockes Fest. „Es wäre dumm, wenn man dieses Ereignis nicht für die Region nutzt“, sagt Jörg Runow heute.

Er hat schon 2005 im Kultur- und Bildungsverein Gohrischheide mitgewirkt, der damals den 275. Jahrestag des Lustlagers mit bis zu 25 000 Gästen feierte. „Das war ein Riesen-Kraftakt. So etwas geht nicht jedes Jahr“, erinnert sich der Zeithainer, der auch politisch als Gemeinderat und Vorsitzender des CDU-Ortsvereines aktiv ist. Es wurde ruhiger im Verein. Irgendwann ging ein neuer Verein daraus hervor, und der konzentrierte sich zuletzt vor allem auf die Organisation des alljährlichen Teichfestes im September. Doch mit Blick auf das Jubiläum 2030 soll nun ein Kurswechsel eingeläutet werden. „Zwölf Jahre sind gar nichts, es soll ja kein Schnellschuss werden“, so Jörg Runow.

Der erste kleine Schritt auf dem Weg zum großen Spektakel ist eine Ausstellung über das Lustlager zum Zeithainer Teichfest am 15. September, kündigt der Vereinschef an. Die Herbst- und Wintermonate sollen dann vor allem für die Recherche genutzt werden, um beispielsweise herauszufinden, welche Musik im Lustlager-Opernhaus in Streumen gespielt oder welche Speisen im Königslager auf der Dünung zwischen Glaubitz und Radewitz serviert wurden.

Zudem will man am Tag der Sachsen in Riesa teilnehmen und sollen Kontakte geknüpft werden. Zu Adelsfamilien und -experten in der Region. Zu Bürgermeistern wie dem Riesaer, schließlich wurde von der Elbestadt aus am 24. Juni 1730 ein fünfstündiges Feuerwerk in die Luft geschossen. Und zur Landespolitik.

„Mir schwebt die Gründung eines Freundeskreises vor. Und viele Veranstaltungen rund um das Thema immer an einem anderen Ort“, so Jörg Runow. So könnte immer eine andere Einrichtung in den Mittelpunkt gestellt werden – zum Beispiel das Lustlager-Postamt in Glaubitz, die Unterkunft des Kronprinzen in Tiefenau oder das Zeltlager der Soldaten in der Nähe des heutigen Zeithainer Hortes. Zudem soll ein touristischer Rundweg zu vielen Stationen des Lustlagers entstehen, der das Ereignis mit Infos und Bildern erlebbar macht und die Veranstaltungen überdauern wird.

„Aus dem Stand kriegen wir so etwas natürlich nicht hin“, gibt Jörg Runow zu. Zumal der Zeithainer Geschichts- und Traditionsverein aktuell gerade einmal zwölf Mitglieder zählt. Doch der 60-Jährige hofft auf zahlreiche Unterstützung. Er ruft deshalb dazu auf, dass sich alle Zeithainer in den nächsten Monaten und Jahren zum Lustlager passende Kostüme anschaffen. Fürst, Marketender, Soldat oder Bauer – ganz egal. Hauptsache, die Zeit passt und der Spaßfaktor stimmt. Jörg Runow selbst will schon zum nächsten Teichfest selbst im Kostüm auflaufen und damit die Werbetrommel für das große Jubiläum rühren: „Es wird schwer, denn die Leute können sich noch zu wenig darunter vorstellen. Aber irgendwann muss man den ersten Stein ins Wasser werfen.“