Görlitz
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Griechin belebt Salonkultur

Die Sopranistin Eleni Ioannidou lässt sich von Görlitz inspirieren, um mehr Musik in die Region zu bringen.

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© nikolaischmidt.de

Von Ines Eifler

Görlitz. Wenn Eleni Ioannidou die Tür zu ihrer und Heinz Müllers Wohnung in der Görlitzer Augustastraße öffnet, strahlt sie genau das aus, was sie sagt: „Wir sind ein offenes Haus.“ Die in Breslau geborene Griechin bewegt sich leicht übers Parkett in das helle große Wohnzimmer, wo nichts so sehr hingehört wie der schwarze August-Förster-Flügel, der Kontrabass und das Cembalo. Und wo nichts besser aufgehoben sein könnte als ein Salon, in dem sich wie im 18. und 19. Jahrhundert Menschen treffen, um Musik, Literatur und Kunst zu genießen und sich darüber auszutauschen.

Eleni Ioannidou ist Sopranistin. Sie wurde als Tochter eines Griechen und einer Polin in Breslau geboren und wuchs vor allem in Griechenland auf. Dort studierte sie parallel Agrarwissenschaft und Gesang, später zwei Jahre Opernsopran an der Musikhochschule in Wien und zwei an der Akademie der Mailänder Scala. „Musik ist meine Berufung“, sagt die 44-Jährige, „ohne Musik kann ich nicht leben.“ So begründet sie, dass sie sich an Scheidewegen immer wieder der Musik zuwandte, manchmal auch gegen die Vernunft. Zwölf Jahre lang lebte sie in Italien. Sie sang an der Arena von Verona, der Oper von Athen, gab Konzerte in Japan, Kolumbien, Frankreich, Griechenland und Deutschland. Vor zehn Jahren ging sie nach München, um sich auf das deutsche Fach zu spezialisieren, vor allem auf die Musik Richard Wagners.

Doch schon in München war Eleni Ioannidou nicht nur Sängerin, sondern organisierte auch Konzerte. Mit diesem Gedanken kamen sie und der Musiker und Tontechniker Heinz Müller vor einem Jahr nach Görlitz. Zum einen wollte die Sängerin ihrer Heimat Breslau, wo auch die Großeltern lebten, näher sein. Zum anderen empfand sie Görlitz und die Region beiderseits der Neiße als großen, freien, inspirierenden Raum, in dem viel Musik steckt, die noch keiner zum Klingen gebracht hat. „Görlitz ist ein toller Ort mit seinen wunderbaren Bauten, seinem fantastischen Theater, den vielen Chören und musikbegeisterten Vereinen“, sagt sie, „aber viele Komponisten der Region sind nicht bekannt.“ Das will Eleni Ioannidou ändern.

Dabei denkt sie weniger daran, selbst zu singen. Vielmehr möchte sie musikalische Projekte auf den Weg bringen, Musiker finden, begeistern, herholen, zusammenbringen und Konzerte organisieren. Und dabei zugleich die Schlösser oder Ruinen, die sie im ganzen Umland entdeckt hat, als Kulisse nutzen und somit ins Blickfeld der Menschen rücken. Komponisten, deren Musik sie bekannter machen will, sind beispielsweise Leopold Schefer (1784–1862) aus Bad Muskau, der aus Zittau stammende romantische Komponist Heinrich Marschner (1795–1861) und Bolko von Hochberg (1843–1926), der die Schlesischen Musikfeste ins Leben rief und damit Anlass zum Bau der Stadthalle gab.

Um ihre Ideen zu verwirklichen, knüpfte Eleni Ioannidou Kontakt zu Görlitzer Vereinen wie dem Meetingpoint Music Messiaen oder PhilMehr! Philharmonische Brücken, gründete aber dann doch zusammen mit anderen Bewohnern der Augustastraße den Verein Ars-Augusta.

Mit diesem hat sie nun schon einiges geschafft. Sie hat das „Lausitzer Barockensemble“ gegründet, das sich seit November 2016 einmal monatlich zum Proben trifft und in diesem Jahr einige Konzerte gibt. Obwohl es schwer sei, in der Region Musiker mit freien Kapazitäten zu finden, hat Eleni Ioannidou dafür fünf deutsche und fünf polnische Profis gewonnen und zueinandergeführt. In ihrem Salon Ars-Augusta veranstaltet sie seit Februar einmal monatlich Salonkonzerte für geladene Gäste. „Sie sind auch als Gelegenheit gedacht, auf der sich Musiker präsentieren können“, sagt sie. Auch ein Tonstudio gehöre dazu.

Bei ihren Projekten ist nie von Geld die Rede. Nur dass alle ihre Fördermittelanträge abgelehnt worden seien, sagt Eleni Ioannidou. Und dass man einfach fest an seine Ideen glauben müsse, damit etwas gelinge.

Mehr Infos, Kontakt und Termine: www.ars-augusta.org