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Görlitz wehrt sich gegen Sportplatz-Vorwürfe

Die Stadt prüfte Alternativen für die Betreibung des Platzes in Hagenwerder. Doch sie haben sich alle zerschlagen.

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© Pawel Sosnowski/pawelsosnowski.c

Von Ingo Kramer

Görlitz. Die Stadtverwaltung Görlitz bestätigt auf SZ-Nachfrage, dass ihr die Forderung des sächsischen Innenministeriums (SMI) zur Stilllegung des Sportplatzes Hagenwerder seit September 2015 bekannt ist und dass sie seither mehrere Fristen zur Schließung verstreichen lassen hat. Allerdings sei das Rathaus keineswegs untätig gewesen, sondern habe seit 2015 intensiv nach einem Kompromiss im Sinne der Sportler gesucht, sagt Sprecher Wulf Stibenz. Lange Zeit habe es die hoffnungsvolle Option gegeben, dass ein Dritter den Sportplatz Hagenwerder im Erbbaupachtvertrag übernimmt. Damit sollten einerseits die Förderkriterien erhalten bleiben, also keine Rückzahlung der Fördergelder herausgefordert werden, und andererseits die Trainingsfläche erhalten bleiben. „Das hat sich trotz vieler Gespräche bis auf die Ebene von Staatssekretären und trotz der gemeinsamen Recherchen aller Beteiligten zerschlagen“, bedauert Stibenz.

Der Ansatz sei gewesen, dass die Stadt sich aus der Sportförderung für die ISG mit dem Sportplatz Hagenwerder zurückzieht – und somit auch nicht die Trainings- und Spielzeiten festlegt. Jedoch sei am Ende die Erbbaupachtvariante auch nicht möglich, ohne Fördergelder zurückzahlen zu müssen. Jetzt weiß das Rathaus auch nicht mehr weiter. „Nachdem alle Fristen abgelaufen und die Verlängerungsfristen ausgeschöpft waren – und in dieser Zeit die ISG den Platz weiter genutzt hat – musste die Stadt jetzt mit der Stilllegung reagieren, um nicht die Fördergelder zurückzahlen zu müssen“, so Stibenz. Das sei nun ein Fakt, der feststeht: „Für die Stadt gibt es an dieser Stelle keinen Handlungsspielraum – der Rückzug aus der Sportförderung beim Platz Hagenwerder ist definitiv für die Stadt.“ Das Rathaus sei gerade dabei, aufzuarbeiten, welche Gremien wann informiert wurden.

Unterdessen hat sich Jens Jäschke aus Görlitz, der in der Interessengruppe Stadtforum Görlitz mitarbeitet, an das Rathaus und alle Stadtratsfraktionen gewandt. In seinem offenen Brief, der auch der SZ vorliegt, gibt er dem Görlitzer Rathaus und insbesondere Bürgermeister Michael Wieler die Schuld an der Schließung, weil sie die Auflagen nicht erfüllt hätten. „Die logische Konsequenz ist es dann, dass die Forderungen des Freistaates durchgesetzt werden müssen“, schreibt Jäschke.

In der Konsequenz fordert er zwei Dinge: Zum einen soll die Stelle eines eigenständigen Bürgermeisters für Bau und Ordnung geschaffen werden. Zum anderen schlägt er vor, künftig „fachkundige Bürger unserer Stadt darüber entscheiden zu lassen, welche Kultur- und Sportstätten für unsere Stadt von Wichtigkeit sind.“ (SZ/ik)