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Görlitz bannert für Bombardier

Donnerstag soll über Stellenstreichungen entschieden werden. Firmen, Vereine, Einrichtungen zeigen ihre Solidarität.

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© Pawel Sosnowski/80studio.net

Görlitz. Der kommende Donnerstag könnte der Schicksalstag für Bombardier in Görlitz werden. Der Aufsichtsrat des Konzerns entscheidet dann, so der Plan, über den Stellenabbau in Deutschland. Das kanadische Unternehmen will in seiner Zugsparte hierzulande rund 2700 von 8500 Arbeitsplätzen streichen. Besonders betroffen sollen Hennigsdorf und Görlitz sein, berichten unterschiedliche Medien übereinstimmend. Sogar von Standortschließungen sei demnach die Rede. Management und Arbeitnehmervertreter sind derzeit noch in Verhandlungen.

Banner für Bombardier

Die Görlitzer bangen inzwischen mit „ihren“ Waggonbauern – und das ganz öffentlich. Seit Ende März hat ein Banner-Zaun an der Christoph-Lüders und Cottbusser Straße Gestalt angenommen. Firmen, Vereine, Institutionen – sie alle bringen hier ihre Solidarität mit den Bombardier-Werkern zum Ausdruck. Inzwischen sind es um die 20. Initiator ist die Bürgerinitiative „Ruf aus Görlitz“. Ziel ist es, so Eric Kittelmann von der Initiative, die Solidarität der Görlitzer auch optisch im Stadtbild darzustellen. Eric Kittelmann lebt zwar inzwischen in Leipzig, hat aber einen engen Bezug zu Görlitz. Er hat hier bei Bombardier gelernt, seinen Facharbeiter gemacht, Verwandtschaft arbeitet im Werk. „Wir sind mit der Resonanz auf die Aktion sehr zufrieden“, sagt er. Wie am Donnerstag entschieden wird, Eric Kittelmann wagt keine Prognose: „Abwarten“.

Die Görlitzer Landskron-Brauerei ist eines der Unternehmen, das mit einem Banner am Zaun des Schlachthofes vertreten ist. In Zusammenarbeit mit dem eigenen Betriebsrat war es entstanden, finanziert vom Unternehmen selbst. „Unsere Mitarbeiter können sich in die Situation hineinversetzen, aus menschlicher und aus wirtschaftlicher Sicht“, sagt Landskron-Marketingchefin Annett Gernhardt mit Blick auf die Verkäufe von Landskron an Holsten und Carlsberg. Da sei schon Herzklopfen bei den eigenen Kollegen dabei.

Aber nicht nur große Firmen machen sich Sorgen um die Waggonbauer, sondern auch Einrichtungen wie der Tierpark. „Es gibt dafür zwei Gründe“, sagt der Leiter der Einrichtung, Sven Hammer. Zum einen seien die Waggonbauer mit ihren Familien natürlich gern gesehene Gäste im Zoo. „Es wäre traurig, wenn sie wegziehen müssten“, so Sven Hammer. Zum anderen ist Bombardier einer der größten Sponsoren des Görlitzer Tierparkes. „Wir sind mit den Bombardier-Werkern absolut solidarisch“, sagt Sven Hammer. Ähnlich formuliert es Thomas Matzke, Chef der gleichnamigen ADTV-Tanzschule. „Wenn es Bombardier in Görlitz nicht gut geht, geht es der Region nicht gut“, sagt er. Wenn es Entlassungen gebe, dann würde die Kaufkraft sinken, Wegzüge drohen. „Und natürlich wäre vielen weniger zum Tanzen zumute“, befürchtet der Chef der Tanzschule.

Die Wirtschaftsförderung der Stadt Görlitz stellt sich ebenfalls hinter Bombardier. „Als Europastadt Görlitz-Zgorzelec GmbH stehen wir natürlich eng an der Seite von Bombardier Görlitz und seinen Mitarbeitern. Wir befinden uns hier derzeit auf unterschiedlichsten Ebenen im Austausch, um mit unseren Möglichkeiten zu unterstützen, dass der traditionsreiche Standort eine Zukunft hat“, sagt Europastadt-Geschäftsführerin Andrea Behr. Dies solle auch das Banner ausdrücken, dass die Europastadt am Zaun gegenüber dem Bombardier-Werk mit angebracht hat. Die Volksbank-Raiffeisenbank Görlitz-Niederschlesien hat ebenfalls die gesamte Region im Blick, wenn es um das Thema Bombardier geht. „Wir sind eine regionale Bank. Wenn die Region ausblutet, uns Kunden verlassen, dann trifft es uns“, sagt Vertriebsmanager Jörg Senftleben. Geldanlagen, Kredite, all das würde bei einem Wegzug gut ausgebildeter Fachkräfte für die Bank wegfallen. Zudem gehe es ja nicht nur um das Geldgeschäft. „Wenn viele verhältnismäßig gut bezahlte Jobs in der Gegend entfallen, wäre das schon eine Katastrophe“, sagt Jörg Senftleben.

„Wir versuchen ja mit unseren Aktivitäten darauf hinzuweisen, wie schön Wohnen in Görlitz ist, etwa mit unseren Begrüßungspaketen“, sagt Arne Myckert, Geschäftsführer des städtischen Unternehmens Kommwohnen. Aber zum Wohnen in der Stadt gehören eben auch Arbeitsplätze. „Wenn etwas so stark in der Stadt verwurzelt ist wie Bombardier, dann muss dies auch unbedingt erhalten bleiben“, erklärt Arne Myckert das Engagement mit dem Kommwohnen-Banner am Zaun.

„In Görlitz ist doch jeder irgendwie mit dem Bombardier verbunden, über Verwandte, über Freunde“, sagt Erich Kittelmann, der Mann von der Bürgerinitiative. Er hofft für den Standort Waggonbau in Görlitz.