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Glücksspiel in der Kirche

Maxens Gotteshaus muss saniert werden, es wird Geld gebraucht. Helfen soll eine Kirchenlotterie. Die ersten 125 Lose sind verkauft.

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© Marko Förster

Von Heike Sabel

Müglitztal. Die Maxener Kirche hat schon viele Wunder erlebt, für zahlreiche Überraschungen gesorgt und etliche Schwierigkeiten gemeistert. Nun wird sie sogar zum Ort des Glücksspiels. Doch es geschieht alles mit dem Segen von ganz oben.

Eine Lotterie soll helfen, 1 000 Euro für die weitere Sanierung des Gotteshauses zu bringen. Dafür sind 500 Lose gedruckt und 100 Preise organisiert worden – vom Glas Honig über einen Radwechsel bis zu einer süßen Führung durch Dresden und einem Essen auf Schloss Weesenstein. Peter Reindl vom Kunsthof Maxen hat zum Heimatnachmittag am Sonnabend in der Kirche noch vier Preise mitgebracht. Brigitte Hofmann war die Erste, die zum Start der Lotterie am Sonnabend 20 Lose kaufte. Über welchen Gewinn sie sich freuen würde? Ein Glas Honig vielleicht. Und wenn es der Radwechsel ist? Den Gutschein bekommt ihr Enkel, der sie begleitete. Aber eigentlich ist es egal, die Maxenerin will sich einfach beteiligen.

„Johann, zähl nach“, sagt Kirchenvorstand Gisela Niggemann-Simon jedes Mal, wenn sie Lose verkauft. Johann ist ein pfiffiger Junge, der gern hilft und aufpasst, denn wer zehn Lose kauft, bekommt eines gratis dazu. Dafür gibt Gisela Niggemann-Simon eine Gewinngarantie. Wer zehn Lose kauft, erhält mindestens einen Preis.

Die Idee zu der Lotterie fanden die Maxener bei Major Serre. Mit seiner Frau lebte er ab 1819 in Maxen und machte den Ort zu einem Treffpunkt für Künstler. Seine Lotterie war noch etwas umfangreicher. Er verkaufte 600 000 Lose in ganz Deutschland und jedes gewann. Mit dem Reinerlös wurden Künstler unterstützt.

Gisela Niggemann-Simon wäre schon glücklich, wenn sie alle 500 Lose zum Stückpreis von zwei Euro verkauft. Immerhin: Ein Viertel hat sie zum Start der Aktion am Sonnabend schon unter die Leute gebracht. Insgesamt 100 Preise hat sie vorab eingeworben, sodass jedes fünfte Los gewinnen kann. Die Ziehung des Hauptpreises findet nach dem Gottesdienst am Ostermontag statt. Damit tatsächlich jedes fünfte Los gewinnt, hängt von der beim Hauptpreis gezogenen Losnummer alles ab. Wird zum Beispiel die 222 gezogen, gewinnen dann auch die 227, die 232 und so weiter.

Irgendwann in 50 oder 100 Jahren wird bei einem Heimatnachmittag vielleicht auch von der Kirchenlotterie berichtet werden. Etwa als ein weiteres Wunder. So wie Gisela Niggemann-Simon jetzt zum Beispiel von dem Engelskopf erzählte. Sie und ihr Mann fanden ihn bei Arbeiten an der Kirche. Sie sagte: Das Köpfchen kenne ich. Er: „Ich auch.“ Wer sich aufmerksam in der Kirche umsieht, kennt es auch. Es ist der Kopf, wie er sich an der Kanzel befindet.

Giftschrank und Knochenfund

Oder die Aufregung um die gefundenen Knochen an der Kirche. Die Bauarbeiter riefen pflichtbewusst die Polizei, die ließ alles absperren. Dann Entwarnung: Die Knochen waren über 50 Jahre alt, keine weiteren Ermittlungen. Die sterblichen Überreste konnten ordentlich beigesetzt werden, bekommen ihren Platz in der Geschichte. Genau wie die zwei von Major Serres Frau Friederike gestickten Kissen von 1849, die sich mit Stroh gefüllt im Giftschrank bis heute erhalten haben. Motten mögen nämlich kein Stroh. Das Gift aus DDR-Zeiten, das in dem Schrank lagerte, ist inzwischen entsorgt worden. Nun knien die Gläubigen bei Taufen und Trauungen auf den Kissen.

Die kleine Maxener Kirche ist voll mit solchen Geschichten. Jetzt wird eine weitere hinzugefügt.