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„Glashütte ist als Wohnstandort attraktiv“

Der Glashütter Wohnungsmarkt hat seine Besonderheiten. Warum, das weiß Hausverwalter Lutz Dittrich.

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© Egbert Kamprath

Von Heike Sabel

Glashütte. Die Nachfrage nach Wohnungen und Bauplätzen ist in den letzten Monaten in Glashütte größer geworden. Die Stadt reagiert und lässt derzeit einen Flächennutzungsplan erarbeiten. Der soll helfen, Flächen auszuweisen, die später bebaut werden können. Wie die Lage auf dem Wohnungsmarkt ist, darüber weiß auch Lutz Dittrich gut Bescheid. Der 51-jährige Liebenauer hat vor über 20 Jahren die Hausverwaltungsfirma KDH Haus und Grundstücks GmbH gegründet. Sie arbeitet von Glashütte aus und verwaltet Wohnungen im Osterzgebirge und in Dresden.

Lutz Dittrich (51) leitet die Wohnungsverwaltungsfirma KDH in Glashütte. Sie verwaltet über 1000 Wohnungen.
Lutz Dittrich (51) leitet die Wohnungsverwaltungsfirma KDH in Glashütte. Sie verwaltet über 1000 Wohnungen. © Kamprath

Herr Dittrich, Glashütte ist die deutsche Uhrenstadt. Die hier tätigen Firmen haben gut 2 000 Jobs geschaffen. Wie wirkt sich das auf den Wohnungsmarkt aus?

Die Uhrenindustrie wirkt natürlich in den Wohnungsmarkt hinein. Wir spüren, wie es der Branche geht. Läuft es gut, bekommen wir viele Anfragen, stagniert das Geschäft, klopfen bei uns weniger Leute von außerhalb an, die sich nach einer Wohnung erkundigen. In den letzten zwei Jahren war die Nachfrage verhalten – ein Beleg, dass das Geschäft offenbar stagnierte. Seit Anfang dieses Jahres hat die Nachfrage wieder angezogen. Das heißt für mich, dass es der Branche wieder besser geht.

Welche Wohnungen werden nachgefragt?

Unsere Firma verwaltet insgesamt über  1 000 Wohnungen, davon befinden sich rund 300 Wohnungen in Glashütte und seinen Ortsteilen. Stark nachgefragt werden kleinere Wohnungen. Für die interessieren sich oft Lehrlinge, die eine Ausbildung in einer der Firmen beginnen und hier wohnen wollen. Stark zugenommen hat in den letzten Jahren die Nachfrage nach größeren, in aller Regel Vier-Raum-Wohnungen.

Wie erklären Sie sich das?

Dafür gibt es zwei Gründe. Zum einen gibt es viele Lehrlinge, die eine Wohngemeinschaft gründen wollen. Zum anderen hat es offenbar ein Umdenken in der Familienplanung gegeben. Heute sind viele Familien bereit, wieder mehr Kinder zu bekommen. In der Vergangenheit hatten die meisten nur ein Kind. Inzwischen hat die Zahl der Familien mit zwei Kindern wieder deutlich zugenommen. Und diese schauen sich nach größeren Wohnungen um.

Für welche Preise bieten Sie Wohnungen an?

In Glashütte schwankt die Kaltmiete pro Quadratmeter je nach Wohnungsgröße, Lage und Ausstattung zwischen 4,50 Euro und 6,50 Euro. Damit liegt die Uhrenstadt im Rahmen. Vergleichbare Wohnungen in anderen Orten der Region wie Dippoldiswalde oder Altenberg sind für den gleichen Preis zu haben. Von daher wirkt sich das Vorhandensein der Uhrenfirmen nur unwesentlich auf den Mietpreis aus.

Sie meinen, die Uhrenindustrie hat keine Wirkung auf den Wohnungsmarkt?

Das kann man so nicht sagen. In Glashütte haben wir eine ganz geringe Leerstandsquote. Diese liegt bei den von uns verwalteten Wohnungen bei deutlich unter fünf Prozent. Für eine sächsische Kleinstadt fernab eines Ballungsraumes ist das etwas Besonderes. Ohne die Uhrenindustrie läge die Quote sicher viel höher.

Sie beobachten den Wohnungsmarkt seit vielen Jahren. Immer wieder ist der Vorwurf zu hören, dass die Uhrenfirmen jede verfügbare Immobilie aufkaufen. Glashütte werde zum Gewerbegebiet. Was sagen Sie zu diesem Vorwurf?

Ich kenne diese Diskussionen. Die Zeiten, in denen die Uhrenfirmen sich im größeren Umfang Immobilien zulegten, sind vorbei. Alle großen Uhrenfirmen haben investiert, haben sich Platz geschaffen. Die Uhrenfirma Lange hat sich an der Altenberger Straße eine neue Manufaktur gebaut, Glashütte Original hat einen Erweiterungsbau am Frühlingsweg errichtet, und Nomos Glashütte hat sich in Schlottwitz ein neues Produktionsgebäude gebaut. Und Moritz Grossmann hat den Neubau so groß gebaut, dass die Firma auf eine Erweiterung in absehbarer Zeit verzichten kann. Ich glaube, dass die Firmen auch davon abgekommen sind, sich einzelne, weit auseinander liegende Immobilien zu halten. Das ist unpraktisch. Im Übrigen sorgen die Uhrenfirmen indirekt dafür, dass in der Stadt so viele Gebäude in Ordnung sind. Entlang der großen Straßen gibt es bis auf wenige Ausnahmen keine leerstehenden Gebäude oder gar Ruinen. Ohne die Uhrenindustrie sähe das sicher anders aus.

In Hausdorf entsteht gerade ein kleines Wohngebiet mit sieben Parzellen, auch in Cunnersdorf kann in Kürze ein kleines Baugebiet bebaut werden. Wie groß ist die Nachfrage nach Bauland?

Die Nachfrage ist definitiv vorhanden, das merken wir auch durch Gespräche mit unseren Mietern. Diese fragen oft bei uns an, wenn sie die Schaffung von Wohneigentum planen. Bis vor einigen Jahren waren wir auch in der Planung und Erschließung von Grundstücken tätig. Aufgrund der damaligen sehr rückläufigen Entwicklung der Nachfrage und der ständig steigenden Anforderungen an die Planungs- und Genehmigungsverfahren, verbunden mit steigenden Erschließungskosten, haben wir diesen Geschäftsbereich jedoch eingestellt. Mittlerweile liegt unser Schwerpunkt in der Haus- und Wohnungsverwaltung. Und da das Angebot an Bauland sehr überschaubar ist, können wir selten weiterhelfen. Ich glaube, Glashütte ist für viele als Wohnstandort attraktiv geworden. Doch den Traum vom Neubau-Eigenheim werden sich die meisten hier nicht erfüllen können. Die Flächen, die zum Bebauen attraktiv erscheinen, lassen sich nur sehr schwer und mit hohen Kosten in Bauland verwandeln. An vielen Stellen gibt es Vorgaben des Naturschutzes, die ein Bebauen unmöglich machen.

Was bedeutet das?

Ich gehe davon aus, dass es in Zukunft vielleicht weitere kleine Baugebiete und Lückenbebauung geben wird. Ein größeres Baugebiet hat kaum eine Chance auf Genehmigung. Sanierung und Umnutzung von Bestandsgebäuden werden deshalb in Glashütte vorrangiges Thema bei der Schaffung von Wohneigentum bleiben.

Das Gespräch führte Maik Brückner.