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Glasfaserkabel bis zum Haus

Die weißen Flecken beim schnellen Internet in Wilsdruff sollen verschwinden. Die Arbeiten beginnen demnächst.

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© dpa

Von Maik Brückner

Wilsdruff. Nicht jeder Wilsdruffer kann durchs Internet rasen. Knapp 300 Haushalte haben Übertragsraten von 25 Megabit pro Sekunde und weniger. Das sind nach der EU-Definition „unterversorgte Gebiete“, sagt Bürgermeister Ralf Rother (CDU). Wilsdruff möchte das gern ändern. Nachdem sich abgezeichnet hat, dass kein Telekommunikationsunternehmen hier in den nächsten drei Jahren freiwillig tätig werden wird, hat sich die Stadt um eine Förderung bemüht und diese nun erhalten. Mit diesem Zuschuss möchte Rother nun die weißen Flecken von der Breitbandkarte tilgen.

Die SZ erklärt, wie es beim Breitbandausbau in Wilsdruff weitergeht.

Warum ist die Versorgungslage so unterschiedlich?
„Schnelles Internet ist ein wichtiger Standortfaktor“, sagt Rother. Deshalb hat die Stadt schon zeitig angefangen, Firmen für den Ausbau zu gewinnen. Als Rother 2015 erfuhr, dass der Energieversorger Enso in der Region Großenhain angefangen hat, ein Breitbandnetz zu errichten, ist er auf das Unternehmen zugegangen. Das zeigte sich aufgeschlossen und begann auch im Wilsdruffer Stadtgebiet mit dem Breitbandausbau. Rund 1640 Haushalte in Braunsdorf, Grumbach, Kaufbach, Kesselsdorf und Wilsdruff wurden ans Enso-Breitbandnetz angeschlossen. Doch nicht nur bei der Enso bemühte sich die Stadt. „Parallel dazu haben wir auch die Telekom immer wieder angesprochen, ihren Ausbauverpflichtungen nachzukommen“, so Rother. Und die wurde auch aktiv. An ihrem Breitbandnetz hängen 2 032 Haushalte in Birkenhain, Blankenstein, Grumbach, Grund, Helbigsdorf, Herzogswalde, Kaufbach, Kleinopitz, Limbach, Oberhermsdorf, Mohorn und der Kernstadt Wilsdruff. Ein Sonderfall ist Oberhermsdorf. Hier hat die Freitaler Strom und Gas im Rahmen des Gasleitungsbaus ein Breitbandnetz verlegt.

Pech hatten vor allem die Haushalte an den Ortsrändern. Die Leitungen von ihren Häusern zu den Verteilerkästen sind lang und bestehen aus Kupfer. Deshalb sind die Datenübertragsraten sehr gering. Nachdem absehbar war, dass kein Telekommunikationsunternehmen hier in den nächsten drei Jahren freiwillig tätig werden will, bemühte sich Wilsdruff um eine Ausbauförderung beim Bund. Diese wurde jetzt gewährt. „Damit ist die Stadt Wilsdruff die erste Einzelkommune im Freistaat Sachsen, welche aus dem Förderprogramm des Bundes eine verbindliche Zusage für den Aufbau eines gigabitfähigen Netzes erhalten hat“, sagt Rother.

Wo werden die Lücken im Breitbandnetz geschlossen?
Streng genommen gilt kein Ort als unterversorgt. Denn die Versorgungslage ist sehr unterschiedlich. In den Orten gibt es viele Haushalte mit schnellen und wenige mit langsamem Internet. Genau 272 Haushalten fehlt der Zugang zum Breitband. Das hat die Stadt mithilfe der Behörden ermittelt. Diese Haushalte befinden sich in den Ortsteilen Birkenhain, Blankenstein, Grumbach, Helbigsdorf, Herzogswalde, Mohorn sowie in der Kernstadt Wilsdruff.

Wann beginnt die Lückenschließung im Breitbandnetz?
Die Arbeiten beginnen demnächst. Noch warte man auf die Zusage des Freistaates, die Co-Finanzierung des Vorhabens zu übernehmen. Dann muss noch der Kooperationsvertrag mit der Telekom unterzeichnet werden. Dieses Unternehmen hatte sich im Vergabeverfahren als wirtschaftlichster Bieter durchgesetzt. Rother hofft, dass der Ausbau in zwei Jahren abgeschlossen ist. Das Besondere: Die Glasfaserkabel werden bis ins Gebäude beziehungsweise bis in die Wohnung gelegt. „Damit sind gigabitfähige Anschlüsse möglich“, sagt der Bürgermeister.

Was kostet der Aufbau des gigabitfähigen Netzes?
Die voraussichtlichen Gesamtkosten betragen rund 1,3 Millionen Euro. Der Bund steuert 648 230 Euro bei, der Rest soll vom Freistaat Sachsen kommen.