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Glanzvolle Arbeit mit dem Nachwuchs

Seit mehr als 100 Jahren gibt es die Firma Baldauf. Das Uhrmacher- und Juweliergeschäft bildet auch erfolgreich aus.

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© Arvid Müller

Von Uta Büttner

Coswig. Bei Baldaufs glänzt es. In zweierlei Hinsicht. Sie arbeiten mit glänzenden Materialien und sie sind ein glänzender Ausbildungsbetrieb. Die jüngste Gesellin, Ruth Trommer, hat im März vorigen Jahres ihre Lehre mit der Note Eins abgeschlossen und war damit Lehrgangsbeste. Für ihr Gesellenstück, einer Brosche aus Tahitiperlen, Saphiren und Weißgold, erhielt sie herausragende 95 von 100 Punkten. Ausgebildet wurde sie von Goldschmiedemeisterin Regina Baldauf, die gemeinsam mit ihrem Mann, Uhrmachermeister Matthias Baldauf, im Schmuck- und Uhrengeschäft in Coswig auf dem Wettinplatz ansässig ist. Anfang Januar wurde die Firma als „Vorbildlicher Ausbildungsbetrieb 2017“ von der Handwerkskammer Dresden wegen seiner kontinuierlichen und erfolgreichen Ausbildung geehrt.

Ruth Trommer wurde von den Baldaufs nach dreieinhalb Jahren Ausbildung übernommen. „Ich bin sehr froh, dass wir sie bei uns haben“, sagt Regina Baldauf. Überhaupt stimmte die Chemie von Anfang an.

Die Zwickauerin hatte sich initiativ als Lehrling beworben. „Bereits beim ersten Gespräch am Telefon hätte ich sie am liebsten gleich eingestellt. Ich hatte ein gutes Bauchgefühl.“, erzählt die Goldschmiedemeisterin. Und das täuschte sie nicht. Die heute 24-jährige Ruth Trommer wusste davon natürlich nichts und war vor dem Bewerbungsgespräch aufgeregt. Kommen wieder diese Standardfragen wie Stärken und Schwächen? All das beschäftigte sie. „Aber es war ganz anders als woanders“, erzählt sie. Es war sofort ein familiärer, herzlicher Umgang. „Ich fühlte mich von Anfang an sehr wohl. Obwohl es bei einem kleinen Familienbetrieb aufgrund der Nähe ja auch schwierig sein könnte“, meint die Gesellin. Und die Baldaufs schätzen neben dem handwerklichen Geschick das klare, sichere und freundliche Auftreten von Ruth Trommer. „Denn die Leute wollen gut beraten werden“, sagt Regina Baldauf.

Das Familienunternehmen wurde 1906 vom Urgroßvater Hermann Baldauf in Coswig gegründet. Damals als reines Uhrmacher-Geschäft. Erst vor etwa 15 bis 20 Jahren kam die Schmucksparte durch Frau Regina hinzu. Inzwischen nimmt sie den größeren Teil ein. Vor zwölf Jahren übernahm Matthias Baldauf in vierter Generation die Geschäfte seines Vaters.

Und die Fortführung in fünfter Generation ist bereits gesichert. So arbeitet eins der vier Kinder, die 30-jährige Johanna, bereits als Goldschmiedemeisterin im Laden. Für ihre Gesellenausbildung ging sie allerdings in eine andere Firma, um Neues, anderes kennenzulernen.

Seit etwa 2010 bildet das Unternehmen aus. Seitdem haben die Baldaufs ein bis zwei Lehrlinge. Aber niemals zwei im ersten Lehrjahr. „Das würden wir nicht schaffen“, sagt Regina Baldauf. Denn der Aufwand ist enorm. „Ich muss mir ja auch Zeit nehmen.“ Ansonsten haben wir und auch der Lehrling nichts davon. „Wir wollen ja gute Gesellen ausbilden.“

„Den guten Ruf der Firma haben unsere Vorfahren erarbeitet“, erzählt Matthias Baldauf. „Als ich angefangen habe, kamen Kunden, die ihre Uhren noch von meinem Urgroßvater reparieren ließen. Und sich an die gute Arbeit erinnerten. So etwas spricht sich rum.“ Doch das Uhrmacherhandwerk steht unter Druck. Um die hochwertigen Uhren reparieren zu können, braucht man Zertifizierungen der Hersteller. „Und die kosten viel Geld.“ Ansonsten bekommt man keine Ersatzteile, erzählt Matthias Baldauf. „Aber ich arbeite mit Partnern zusammen, sodass ich alle Uhren zur Reparatur annehmen kann.“

Ein Uhrmacher repariert Uhren im Allgemeinen nur und stellt sie nicht allein, her wie der Name vermuten lässt. „Denn dazu würde man eine Art Manufakturbetrieb benötigen – in Höhe eines fünfstelligen Betrages“, sagt Matthias Baldauf. Vorstellen könne er sich das schon, „aber das ist ein Zukunftswunsch“. Da ist das Herstellen von Schmuck in Handarbeit wesentlich leichter.

Obwohl der Standort Coswig für hochwertige Schmuckstücke und Uhren nicht ideal ist, können sich die Baldaufs am Markt behaupten. „Wir verfolgen auch immer den Trend der Zeit“, sagt Matthias Baldauf. Und seine Frau ergänzt: „Unsere Entwürfe sind auch immer zeitgemäß, aber auch so, dass der Schmuck viele Jahre getragen werden kann.“