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Gibt es jetzt eine Lösung für die alte „Wefa“?

Leutersdorf hat für die Industriebrache einen Investor aus dem Ort. Die Denkmalschutzbehörde muss aber zustimmen.

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© www.foto-sampedro.de

Von Holger Gutte

Noch sind Leutersdorfs Bürgermeister Bruno Scholze (CDU) und der Gemeinde bei der Industriebrache des ehemaligen Lautex-Werkes im Ortsteil Spitzkunnersdorf die Hände gebunden. Der riesige Gebäudekomplex und das Grundstück an der Hauptstraße sind in Privatbesitz. Doch der Eigentümer, ein holländischer Antikhändler, hat sich hier schon gefühlte Ewigkeiten nicht mehr blicken lassen. Wild gewachsenen Bäume und Sträucher erobern immer mehr das Grundstück. Noch schlimmer aber: Die Gebäude verfallen zusehends.

Seit vielen Jahren sucht der Bürgermeister nun schon nach Möglichkeiten, den für alle sichtbaren Schandfleck loszuwerden und hat dabei die Gemeinderäte geschlossen hinter sich. Jetzt gibt es vielleicht eine Möglichkeit dafür. Und könnten die Pläne umgesetzt werden, würde sogar ein Teil der ehemaligen „Wefa“ stehenbleiben. Vor allem die älteren Einwohner nennen den Industriekomplex so. „Wefa“ steht für Weberei für Arbeitsbekleidung und war die Vorgängerfirma vor Lautex am einstigen Textilstandort Spitzkunnersdorf.

„Wir würden das Grundstück gern zwangsversteigern lassen“, sagt der Bürgermeister. Das könnte die Gemeinde nämlich, weil der Eigentümer Leutersdorf seit einigen Jahren die Grundsteuer für das Objekt schuldet. „Eine Summe von über 10 000 Euro ist da schon zusammengekommen“, schildert Bruno Scholze. Der holländische Antikhändler hatte die „Wefa“ 2002 erworben und anfangs dort auch mit Antikwaren gehandelt.

Dann aber gab es in dem Fabrikgelände für die Bürger unverständliche Aktivitäten. Tonnen von Steinen ließ der Eigentümer im Hof abkippen. Um 2010 hatte er seine Ziele geändert. Der Antikhandel war ihm nicht mehr wichtig, sondern der Gewinn neuer Erkenntnisse und mehr Wärme und Licht in den zwischenmenschlichen Beziehungen, erklärte er damals der SZ. Dafür brauche er die Steine.

Am Donnerstagnachmittag gab es nun einen Vororttermin mit dem Bürgermeister, zwei Gemeinderäten, einem potenziellen Investor und der Denkmalsschutzbehörde. Ulrich Rosner vom Landesamt für Denkmalpflege sowie Steffi Marcellino und Ralf Grützmacher von der unteren Denkmalschutzbehörde des Landkreises verschafften sich erst einmal einen Überblick. „In etwa zwei Wochen können wir vielleicht schon mit einer Antwort von ihnen rechnen“, sagt der Bürgermeister.

Und er hofft, dass dann die Antwort dem Wunsch der Gemeinde entspricht. „Wir wollen, das die Gebäude der „Wefa“ nicht mehr unter Denkmalschutz stehen. Wenigstens die, die wir gern abreißen möchten“, sagt Bruno Scholze.

Für zwei Gebäude gibt es nämlich einen Interessenten. Und der kommt mit Ronald Rätze und seinem Baustoffhandel sogar aus dem Ortsteil Spitzkunnersdorf. Für den Teil des großen Fabrikgebäudes hätte er ab dem Fahrstuhlschacht Verwendung. Der kleinere Teil des Fabrikgebäudes, vor dem die Garagen stehen, sowie das angrenzende Gebäude zur Straße – links neben dem Eingang, müsste aber abgerissen werden können, ist sich Ronald Rätze mit dem Bürgermeister einig.

Ronald Rätze hat für das Fabrikgebäude schon seine Vorstellungen. Das Erdgeschoss könnte man für Garagen und das erste Obergeschoss als Lagerräume nutzen, schildert der Unternehmer. Und im Obergeschoss kann er sich gut vorstellen, dort schöne große Wohnungen und eine Terrasse einzubauen. Das alles müsste aber möglichst schnell möglich sein. „In zwei Jahren kaufe ich das hier nicht mehr. Denn dann ist es noch mehr eingefallen“, sagt er. Bereits jetzt hat das Dach große Schäden und ist mindestens an einer Stelle schon ein Teil der Decke eingestürzt.

Und Ronald Rätze könnte sich auch vorstellen, das ehemalige Verwaltungsgebäude rechts vom Eingang zu übernehmen. Allerdings nur, wenn sich dafür Mieter finden würden. Dafür müsste aber erst einmal beispielsweise mit den zwei Arztpraxen im Ort und der Physiotherapie gesprochen werden, ob sie überhaupt umziehen oder lieber an ihren bisherigen Standorten bleiben würden. Ansonsten würden Baustoffhändler und Bürgermeister auch dieses Haus gern abreißen.

Bruno Scholze will nun noch einmal an den holländischen Besitzer einen Brief schreiben, ihm darin den Sachverhalt schildern und ihm die Chance zum Reagieren geben. Aber schon der letzte Brief der Gemeinde an ihm ist nicht beantwortet worden, schildert der Bürgermeister.