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Geteiltes Glück

Sein Tanz mit der Tonne lässt keinen kalt, seine Heiterkeit steckt an. Jetzt werden Döbelns singender Müllmann und seine Frau dafür vielfach belohnt.

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© privat

Von Elke Görlitz und Sylvia Jentzsch

Döbeln. Mit seiner immerwährenden guten Laune hat Heiko Schlottig ungewollt Berühmtheit erlangt. Das spürten er und seine Frau unmittelbar nach ihrer Eheschließung Ende Mai und heute immer noch. Die Glückwünsche wollen gar nicht enden, erzählt Döbelns bekanntester Müllmann. „Das hat uns umgehauen“, gibt er unumwunden zu. „Die Leute freuen sich mit uns. Manche rufen aus dem Fenster, dass sie uns alles Gute wünschen und winken. Andere haben mir Glückwunschkarten übergeben oder kleine Geschenke“, erzählte Heiko Schlottig.

Diese riesige Welle der Herzlichkeit nahm ihren Anfang, als der Döbelner Anzeiger über die Trauung berichtete. Kaum standen der kleine Text und das Foto dazu im Netz, gab es Glückwünsche über Glückwünsche im sozialen Netzwerk Facebook. Mehr als 80 Kommentare gibt es, darunter den von Ex-Radiomann Thomas Böttcher und seiner Frau Nancy: „Wir wünschen alles Glück der Welt. Mehr solch positiver Menschen wie Sie würden unserer Welt wirklich guttun.“ Aber auch Fremde schrieben dem Paar: „Ich habe ihn sogar schon bei der Physiotherapie pfeifen hören. Er hat den Schmerz einfach weggepfiffen. Herrlich, so viel Freude im Blut zu haben.“

Seit mehr als 30 Jahren arbeitet Heiko Schlottig bei der Müllabfuhr. Eigentlich nichts Ungewöhnliches. Doch Heiko Schlottig tanzt aus der Reihe – und zwar mit der Tonne. Der fröhliche Müllmann lässt sich nicht anmerken, wie hart die Arbeit ist. Wenn etwa auf der Restmülltour täglich knapp 300 Tonnen voller Müll zu entleeren sind und andere schon längst nur noch durch den Mund atmen würden, zieht Heiko Schlottig Tonne für Tonne vom Straßenrand zum Müllauto, hängt sie an die Vorrichtung, wartet, bis sie entleert ist, um sie dann wieder zurück zum Straßenrand zu bringen – pfeifend oder mit einem lustigen Spruch auf den Lippen. Sein Repertoire ist vielfältig, mal erklingt eine Fußball-Hymne, aber auch Freude schöner Götterfunken.

Dass er nur noch pfeift, hat seinen Grund: Er darf nicht mehr singen, eine Frau hatte sich darüber beschwert. Sie drohte sogar, beim nächsten Mal einen Eimer Wasser über seinem Kopf auszukippen, wenn er nicht aufhöre. Damit ist sie aber wohl die Ausnahme, wie die vielen Glückwünsche zur Hochzeit zeigen. Sogar Geschenke haben Heiko Schlottig und seine Frau Michaela bekommen: Unter anderem erhielt das Paar von einer Frau ein Paket mit der Aufschrift „Zerbrechlich!“. Ganz vorsichtig hätten sie es gemeinsam zuhause ausgepackt, erzählt der fröhliche Müllmann. Zum Vorschein kam ein Kaffeeservice. Die Überraschung war groß. Doch darum gehe es gar nicht. „Dass sich die Leute einfach mit uns freuen, das macht mich und meine Frau so glücklich.“

Vor vier Jahren hatten sich Heiko und Michaela Schlottig kennengelernt – in einer Facebook-Gruppe. „Ich habe gefragt, ob jemand aus Sachsen dabei ist. Sie hat geantwortet: Zum Glück nicht“, erzählt er. Seit drei Jahren wohnt die 44-Jährige nun selbst in Sachsen. Ans Heiraten habe er erst gar nicht gedacht, erzählte Heiko Schlottig. Aber seine Michaela habe ihm so viel Glück und Stolz geschenkt, da habe er sie einfach heiraten müssen. (mit fkl)