Von Ines Scholze-Luft
Coswig. Frau M. hat Sorgen. Ihr Mann kann nicht mehr Autofahren, nun steht sie da mit dem Familien-Straßenkreuzer. Bei dem sie sich ungern hinters Lenkrad setzt. Weil er nur ganz knapp in die Garage und kaum in eine Parklücke passt.
Auch all das, was rund um so ein Fahrzeug zu tun ist, wird ihr zu viel. Reifenwechsel, Werkstattbesuche, Autowäsche, die ganzen Versicherungen. Früher hat sich ihr Mann darum gekümmert, jetzt steht sie mit den meisten Dingen allein da. Aber ganz abschaffen wollen die Eheleute den schönen Wagen nicht. Schließlich sind da immer wieder mal Fahrten zum Arzt, zum Frisör, zum Einkaufen. Was soll damit werden?
Aus Sicht von Coswigs Ordnungsamtschef Olaf Lier könnte das ein Fall fürs Carsharing, fürs Autoteilen, sein. Das mit der großen Frage beginnt: Brauche ich eigentlich ein eigenes Auto? Mit all den Kosten fürs Anschaffen, Warten, Versichern. Mit all der Rennerei, wenn mal was kaputt geht. Die Pflichten abzugeben, wäre doch eine Entlastung. Auch für die Stadt selbst, die muss dann nicht mehr so viele Autos unterbringen, sagt Olaf Lier. Genau aus dem Grund beschäftige man sich schon eine ganze Weile mit dem Thema.
Allerdings interessieren sich die meisten Carsharing-Unternehmen eher für große Städte wie Hamburg, Berlin, maximal noch Dresden. Coswig ist für sie weniger interessant, weil die Erfahrung zeigt: Je ländlicher, desto weniger Bedarf. In Teilauto hat die Stadt nun eine Firma gefunden, die sich tatsächlich hier ansiedeln würde. Immerhin ist sie schon in der Nachbarschaft zu finden, in Radebeul.
Mit dem geteilten Auto bequem hantieren können – für Olaf Lier ein wichtiger Grundsatz. Die Kunden müssen gut an das Fahrzeug herankommen, es einfach buchen – auch übers Telefon – und sich ebenso problemlos erst mal dafür anmelden können. Deshalb soll es nach den Vorstellungen der Stadt zwei Standorte geben, im Wohngebiet Dresdner Straße und im Spitzgrund. Dazu soll sich im Wohngebiet Dresdner Straße, im Stadtteilladen L29 auf der Lindenauer Straße 29, der Ansprechpartner finden, der beispielsweise die Kundenkarte aushändigt und auch mal jemanden berät, der sich einen Kratzer am Auto eingefangen hat.
Susanne Krüger, Quartiersmanagement für die Stadtteile Dresdner Straße und Spitzgrund, ist diese Kontaktfrau. Sie sucht derzeit noch Teilautonutzer, die bei der Fahrzeugwartung helfen. Mal tanken fahren, mal das Gefährt reinigen. Dafür gibt es dann Vergünstigungen beim Mieten, sagt Olaf Lier.
Im Quartiersbüro hat sich gerade ein netter älterer Herr gemeldet, der sich diese Aufgabe vorstellen kann. Schön wäre es, wenn sich noch ein, zwei weitere Fahrzeugbetreuer finden, sagt Susanne Krüger.
Torsten Bähr vom Unternehmen Teilauto & Cityflitzer bestätigt das. Denn dann sei die Arbeit etwas verteilt, auch für den Fall, wenn mal einer ausfällt, beispielsweise durch Krankheit. Dass Coswig mit dem Stadtteilladen einen Anlaufpunkt geschaffen hat – für Torsten Bähr eine gute Vorbedingung, weil unter anderem der Führerschein der Carsharing-Interessenten kontrolliert werden muss, was sonst erst wieder in Dresden möglich wäre.
Auch im Rathaus habe es schon Überlegungen gegeben, beim Carsharing mitzumachen. Weil mal mehr, mal weniger Fahrzeuge gebraucht werden – dann deshalb extra eins zu kaufen, sei unwirtschaftlich, sagt Olaf Lier.
Und: In Firmen und Vereinen könnte das ebenfalls eine Alternative zum Kauf sein. Für Torsten Bähr eine große Chance fürs gleichmäßige Auslasten der Fahrzeuge. Weil Behörden und Unternehmen das Auto eher vormittags und in der Woche benötigen, Private hingegen nachmittags, abends und am Wochenende.
In Radebeul sind drei Teilauto-Fahrzeuge stationiert. Torsten Bähr spricht von einer positiven Entwicklung. Wenn weiterhin Neukunden gewonnen werden, könne man das Angebot noch ausbauen. Was er natürlich auch für Coswig hofft.
Kontakt zum Quartiersbüro, Lindenauer Straße 29, Susanne Krüger, 03523 5344864, [email protected]