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Gestern Polizisten, heute Weltenbummler

Dirk und Susan Svoboda haben keine Wohnung, sind heute hier und morgen da. Über ihr Buch reden sie am Sonntag im Schloss.

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Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Lauterbach. Als sie 40 war, ritt sie Schimmel Dragoner entlang der grünen Grenze im Oberland bei Löbau. Damals, vor 13 Jahren, war Susan Svoboda noch Polizistin und hatte ein geregeltes Leben. Heute ist das anders. Mit Ehemann Dirk zieht die inzwischen 53-Jährige durch die Welt, hat keinen festen Wohnsitz, hält sich zu den Feiertagen mal bei der Tochter auf oder bei Dirks Vater, der kürzlich starb. Die ehemaligen Staatsbediensteten sind zu Aussteigern geworden. Sie lassen sich einladen, um für freie Kost und Logis auf Haus und Tiere aufzupassen, wenn deren Besitzer unterwegs sind. Mittlerweile sind Susan und Dirk allerdings in der ganzen Welt zu Hause. In Afrika zähmen sie Geparden, arbeiten auf einer Lodge und füttern Nashörner und Zebras. Genug Stoff für ein Buch?

So ziehen Susan und Dirk Svoboda mit Hund durch die Welt.
So ziehen Susan und Dirk Svoboda mit Hund durch die Welt. © privat

„Aufbruch ins Ungewisse“ heißt nun ein Werk von Susan Svoboda, das sie kürzlich als Erstautorin im Brighton Verlag Framersheim veröffentlichte. Auf der Frankfurter Buchmesse wurde es jetzt vorgestellt – und am Sonntag kommen die Svobodas ins Schloss Lauterbach, zu einem Literaturtag mit Gastgeber Gerd Werner vom Förderverein. Einfach, ehrlich und authentisch wird die ehemalige Polizistin Episoden über ihren bemerkenswerten Abschied aus dem geregelten Leben vorlesen. Denn seit das Paar im Juni 2009 den gut bezahlten Beamten-Job hinschmiss, haben die beiden Unglaubliches und Erstaunliches erlebt. Die Wohnung im schönen Erzgebirge wurde aufgelöst, die Möbel landeten im Entsorgungs-Container und die Autos beim Schrotthändler.

Mit Rucksack, Zelt und ihrem Hund Benji zogen die beiden los. Sie wanderten zu Fuß auf dem mehr als 8000 km langen Fernwanderweg E4 durch Europa. Sie schlagen sich durch mit kleineren Gelegenheitsjobs. Auf Bauernhöfen und als Rettungsschwimmer an der Ostsee, aber auch in einem Wolfspark in Spanien und auf einem Gnadenhof in Österreich haben sie gearbeitet und dabei ganz verrückte Dinge erlebt. Es gab gute Zeiten und Zeiten, wo nicht klar war, ob es eine Schlafmöglichkeit geben wird oder Wasser zum Trinken gefunden werden kann. Auch das Essen bestand manchmal nur aus Früchten der Natur. Manche Erlebnisse können sogar eine Gänsehaut hervorrufen.

„Wir haben vor unserer Reise über Rüdiger Nehberg gelesen, der einen Monat durch Deutschland gewandert ist, ohne zu essen“, erzählt die gebürtige Chemnitzerin. Es ist möglich, dem Wohlstand den Rücken zu kehren, auch zu fasten – das sei außerdem gesund. Ein Zelt haben die Svobodas immer dabei, sie fühlen sich frei, besitzen im Wesentlichen nur das, was sie auf dem Rücken tragen. „Die vergangenen zehn Jahre waren die Schönsten unseres Lebens“, versichert die Aussteigerin. Es wäre alles in Erfüllung gegangen, was die Ex-Polizisten sich gewünscht hätten. Sie hätten viele neue Dinge gelernt und wären immer mit Tieren in Kontakt gewesen.

Weil sie immer mit großen Rucksäcken unterwegs sind, wurden die Svobodas oft angesprochen, und dann erzählten sie. „Schreibt das doch mal auf“, bekamen die Weltenbummler oft zu hören. Da Susan Svoboda Tagebuch schreibt, hatte sie sich tatsächlich an die Arbeit gemacht, und so ist das Erlebnisbuch erschienen. „Freunde, die es schon gelesen haben, finden es spannend, sie waren so gefesselt, dass sie nicht mehr aufhören konnten, zu lesen“, sagt die Autorin. Das Besondere liegt sicher darin, dass sie beschreibt, was so mancher sich wünscht, aber Angst davor hat, es Wirklichkeit werden zu lassen.

Lauterbacher Literaturtag im Schloss am Sonntag um 16 Uhr, Eintritt ist frei. Um eine Spende wird gebeten. Mit gastronomischem Service ab 15 Uhr und Buchverkauf. Mitwirkende von der Musikschule Großenhain musizieren. Das Buch, rund 300 Seiten, kostet 24,90 Euro.