Merken

Gespannt auf Zeiten und Weiten

Im Stadion des Friedens in Freital starten Spitzenathleten mit Handicap. Komplett dabei: das brasilianische Nationalteam.

Teilen
Folgen
NEU!
© Oberthür

Von Dorit Oehme

Freital. Im Urlaub ging die Arbeit weiter. „Ständig melden sich Teilnehmer für unser Leichtathletik-Meeting an“, sagt Siena Christen im Stadion des Friedens in Freital. Nach ihrer paralympischen Karriere veranstaltet die frühere Werferin am 23. Juni dort zum siebenten Mal internationale Wettkämpfe für Athleten mit Handicap. „Es kommen zunehmend mehr Zuschauer“, sagt Christen und schiebt nach: Anfeuern sei wieder erwünscht. Fast 60 Athleten aus Deutschland, Tschechien, Brasilien und Südafrika werden ihre Kräfte messen. Unter ihnen sind Medaillengewinner der Weltmeisterschaften von 2017 in London und der Paralympics 2016 in Rio de Janeiro. Fünf sind Weltrekordhalter. Die Veranstaltung ist beim Internationalen Paralympischen Komitee (IPC) angemeldet. Erbrachte Normen werden damit anerkannt. Zur Siegerehrung wird Freitals Erster Bürgermeister Peter Pfitzenreiter (CDU) erwartet. „Die Preise werden diesmal wohl nach Brasilien gehen“, sagt Siena Christen. Mit 20 Athleten habe sich das komplette Nationalteam angemeldet. „Motiviert wurden die Athleten sicher von André Rocha, der im Jahr 2016 schon in Freital startete.“

Der querschnittsgelähmte Werfer hat kürzlich beim Grand Prix in Sao Paulo für Aufsehen gesorgt, als er den langjährigen Weltrekord im Kugelstoßen der Schadensklasse F53 brach. Aus Brasilien sind auch zwei vollblinde Athleten im Kugelstoßen beziehungsweise Weitsprung zu erleben. Bei technischen Disziplinen gibt der Coach akustische Hinweise. „Wer wissen will, wie das funktioniert, muss ins Stadion kommen. Es ist faszinierend“, sagt Siena Christen.

Nach dem Meeting wird der Grand Prix in Berlin ausgetragen. „Die Brasilianer und Südafrikaner verbinden es bestimmt.“ Am 7. und 8. Juli finden die Deutschen Meisterschaften (DM) in Kienbaum (Brandenburg) statt. Siena Christen hat in dem Bundesleistungszentrum oft trainiert. Nun hat sie sich dafür eingesetzt, dass es Austragungsort der DM wird. Vom 20. bis 26. August folgen schließlich die Europameisterschaften in Berlin.

„Damit unser Termin in den Zeitplan passt, habe ich ihn schon im April 2017 ausgesucht“, sagt Christen. Überrascht las sie im Januar die Anfrage eines marokkanischen Läufers, der ein Handicap an einem Arm hat. Er hatte sie über den Terminplan entdeckt und wollte gern von ihr in seiner Heimat trainiert werden. Nach einem Trainer-Crash-Kurs im Langsprint reiste Siena Christen für drei Wochen hin. „Es gibt zu wenige Trainer in Marokko. Der Athlet will an die Weltspitze. Er war Zehnter der Weltrangliste, jetzt ist er auf Platz drei.“

In Freital schätzen Athleten das familiäre Klima. Das Team ist eingespielt. Der Kreissportbund Sächsische Schweiz-Osterzgebirge begleitet die Arbeit im Büro. Die Technischen Werke Freital helfen beim Aufbau. Die Stadt, die Wohnungsgesellschaft Freital und Sponsoren fördern das Meeting finanziell. Als Hauptkampfrichter agieren Wolfgang Thümer und Christin Christen von der SG Motor Freital. Hinzu kommen viele Helfer.

Paralympisches Meeting im Stadion des Friedens am 23. 6., 9.30 Uhr bis gegen 14.30 Uhr, in Wurf-, Lauf- und Sprungdisziplinen. Die Athleten kämpfen je nach Handicap stehend oder sitzend. Eintritt frei.