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Gerührt, aber nicht sprachlos

Leisnig eröffnet den Reigen der Neujahrsempfänge. Bürgermeister ehrt Vertreter von Vereinen für ihr Engagement.

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© Dietmar Thomas

Von Heike Heisig

Leisnig. Es zeichnet sich wieder ein arbeitsreiches Jahr 2018 ab, auch für die Kleinstadt Leisnig. Daher nutzt Bürgermeister Tobias Goth (CDU) die ersten Tage eines Jahres und einen festlichen Neujahrsempfang für gewöhnlich, um alljenen Mut für die bevorstehenden Aufgaben zu machen, die das gesellschaftliche Leben mittragen. Das sind die Wirtschaft, die Vereine, die Selbstständigen genau wie die Stadträte, die Entscheidungen treffen. Aber auch falsche zurücknehmen. Eine betraf 2017 die Neuregelung, von den Weihnachtsmarktmitwirkenden Gebühren für die Buden zu verlangen. Das rückgängig zu machen, haben vor allem die Räte von Linkspartei und den Freien Wählern mit kleiner Unterstützung aus den Reihen der CDU durchgeboxt. Für dieses Zurückrudern gab es einen Spontanapplaus der reichlich 150 Gäste am Freitagabend im Schützenhaus. „Ich glaube, wir sollten uns noch mehr in die Lage der Vereine hineinversetzen“, gab der Rathauschef an diesem Abend selbstkritisch zu. Den Weihnachtsmarkt in Leisnig gestalten nicht wie in den Großstädten Händler, die einen großen Umsatz machen. Vielmehr stehen in Leisnig überwiegend Ehrenamtliche in den Ständen. Den Erlös, den sie erzielen, stecken sie wiederum in Projekte, die der Allgemeinheit zugutekommen: den Schülern, Todkranken im entstehenden Hospiz oder den Leisnigern bei Festen wie Weinfest oder Freilichtkino.

Eingeladen hatte die Stadt wieder ins Schützenhaus, das mit Werbung für Leisnig und Leisniger Vereine dekoriert war.
Eingeladen hatte die Stadt wieder ins Schützenhaus, das mit Werbung für Leisnig und Leisniger Vereine dekoriert war. © Dietmar Thomas
Bürgermeister Tobias Goth (CDU) überbrachte gute Wünsche für 2018.
Bürgermeister Tobias Goth (CDU) überbrachte gute Wünsche für 2018. © Dietmar Thomas
Laura Büttner (Foto), Lukas Wagner und Martin Eichler sowie Posaunisten sorgten für Musik beim Empfang.
Laura Büttner (Foto), Lukas Wagner und Martin Eichler sowie Posaunisten sorgten für Musik beim Empfang. © Dietmar Thomas

Tobias Goth zeigte sich stolz auf das, was die Leisniger für die Stadt und ein gutes Zusammenleben leisten. Er bedankte sich bei der Wirtschaft, die Arbeitsplätze erhält und weitere schaffen will, bei den vielen Ehrenamtlichen, aber auch bei seinen Mitarbeitern. Diesmal vor allem beim Bauhofteam um Ralf Herrmann, Steffen Holz und Bernd Starke. Denn außer den eigentlichen Aufgaben sind die Bauhof-Männer und Frauen auch dann häufig gefragt, wenn Feste wie das Altstadtfest vorzubereiten sind. Kulturhistorisch wolle Leisnig damit genauso weiter punkten wie mit dem Kloster Buch und der Burg Mildenstein.

Aber auch auf dem Dorf gibt es Kultur. Für das Engagement dort hatte Jan Kalbitz, Vorstand der Obstland Dürrweitzschen AG, ein gutes Beispiel parat. Als er neu nach Beiersdorf gezogen sei, habe er sich häufig über die vielen Autos vor dem Feuerwehrgerätehaus gewundert. Inzwischen weiß er, zu wem die Autos gehören und was die Leute tun: Sie bereiten Winterfeuer, Kinder- und Vereinsfeste mit den Beiersdorfer Wasserspielen oder im Herbst das Kürbisfest vor. Immer stünden die Kinder im Mittelpunkt, das sei gut. Genauso prima sei, dass sich die Einwohnerschaft bei diesen Gelegenheiten immer wieder trifft. „Man sieht sich nicht oft im Jahr, aber wenigstens bei den Veranstaltungen des Feuerwehrvereins Naunhof-Beiersdorf“, sagte Jan Kalbitz. Für den Verein nahmen Jürgen Unger und Schatzmeisterin Andrea Radüschel die Auszeichnung entgegen.

Eine solche ging an diesem Abend auch an Jürgen Hermsdorf. „Ich bin gerührt, aber nicht sprachlos“, sagte er und enttäuschte damit seinen Laudator Hansjörg Oehmig. Der hätte seinen ehemaligen Präsidenten des Leisniger Carnevalclubs (CCL) nämlich zu gern einmal sprachlos gesehen. Hermsdorf bekam eine Fliese mit Leisnig-Motiv dafür, dass er an der Spitze von mehr als 100 Faschingsaktiven gestanden hat, die jeden Winter Tausende Fans begeistern und auch bei vielen anderen Gelegenheiten als Programmgestalter und Helfer nicht wegzudenken sind. Dabei hat Hermsdorf gar nicht so viel Zeit, sich um die Narren in seiner Heimatstadt zu kümmern. Nach der Wende stieg der gelernte Kfz-Mechaniker ins Fenstergeschäft ein und ist seitdem als Selbstständiger in ganz Deutschland unterwegs. Daher wollte er nur eine Wahlperiode Präsident sein. Daraus sind zwei Jahrzehnte geworden.

Nicht ganz so lange haben Renate und Dietrich Simon, beide ehemalige Lehrer und im Geschichts- und Heimatverein engagiert, an der Broschüre „Zuhause in Leisnig“ gearbeitet. Nach der Angliederung von Bockelwitz gab es keine Übersicht über alle Ortsteile. Das wollten die beiden ändern. In jedem „Dorf“ fanden sie Männer und Frauen, die ihnen Wissenswertes über ihren Heimatort zuarbeiteten. Mit einer Menge Fotos, die die Liebenswürdigkeit Leisnigs und der Ortschaften unterstreichen, ist die Broschüre seit August 2017 im Gästeamt zu haben. „Wir haben viel dazu- und viele nette Menschen kennengelernt“, sagte Renate Simon. Beides hofft sie für die Leser. Die sollen inspiriert werden, sich in dem einen oder anderen Örtchen umzuschauen.