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Gefragte Gefährte in Görlitz

Gestohlene Einkaufswagen bereiten Großmärkten Probleme. Außerdem können sie zur Gefahr werden.

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© pawelsosnowski.com

Von Matthias Klaus

Görlitz. Die bei Marktkauf sind neu. „Ja, wir haben sie zur Neueröffnung im Mai bekommen“, sagt Richard Niederprüm. Er ist der Chef des Einkaufsmarktes. Die Einkaufswagenflotte wurde komplett erneuert. „Es gibt welche, in denen Kinder mitfahren können, welche für Menschen mit Behinderung“, schildert der Chef. Und natürlich ganz „normale“. Geklaut werden sie eher selten, sagt Richard Niederprüm. Ein großes Problem mit dem Diebstahl von Einkaufswagen habe der Görlitzer Marktkauf nicht – wobei Diebstahl schon ab und zu vorkomme.

Klauziel Einkaufswagen – aus ganz unterschiedlichen Gründen werden die Gefährte offenbar immer wieder vor Supermärkten entwendet. Der Einkaufswagen ist dafür ausgelegt, große und schwere Ware zu transportieren. Er ist, wenn in gutem Zustand, relativ wendig. Und er ist aus Metall. Ein Großteil der Einkaufswagen in Deutschland wird von der Firma Wanzl Metallwarenfabrik in Leipheim hergestellt. Die Namen der Supermarkthelfer erinnern hier schon fast an Autos: Es gibt die Serien EL, ELX, Tango, Salsa und, und, und. Etwa 150 bis 200 Euro kostet laut Handelsexperten ein Einkaufswagen. Zum Herstellen eines „Klassikers“ werden etwa 90 Meter Draht benötigt. Der Materialwert ist eher gering, liegt bei Mischmetall um die drei Euro. Nichtsdestotrotz, ob mit oder ohne Pfand, Einkaufswagen werden auch in Görlitz gern mal zweckentfremdet oder besser gesagt: gestohlen. In Deutschland gehen nach Expertenschätzungen rund zwei Prozent der Einkaufswagen verloren.

Beispiel Netto: Der Markt sei grundsätzlich vom Einkaufswagendiebstahl betroffen, es entstehe finanzieller Schaden. Wie hoch der genau ist, dazu möchte sich die Pressestelle aber nicht äußern. Der Grund: „Nachahmungseffekte“ sollen vermieden werden. „Wo es nötig sein sollte, arbeiten wir zur Wiederbeschaffung gestohlener Einkaufswagen mit externen Dienstleistern zusammen, um unseren Kunden vor Ort stets ausreichend Wagen zur Verfügung stellen zu können“, so Christina Stylianou, Leiterin Unternehmenskommunikation. Zudem entstehe Netto Mehraufwand durch die Installation branchenüblicher Sicherheitsmaßnahmen. „Dazu gehören in Einzelfällen zum Beispiel Schranken an den Parkplatzausfahrten oder ,Wegfahrsperren’, die verhindern, dass Einkaufswagen über einen bestimmten Bereich hinaus geschoben werden können“, so Christina Stylianou. Ähnlich sieht es bei Lidl aus. „Um zu verhindern, dass Einkaufswagen von unseren Grundstücken gefahren werden, setzen wir in vereinzelten Filialen eine Einkaufswagensperre ein“, sagt eine Sprecherin. Eine Magnet- oder Induktionsschleife blockiert dabei beim Verlassen eines festgelegten Bereichs die Räder an den Einkaufswagen. Aber in Görlitz komme diese Technik nicht zum Einsatz. Eine Zunahme von gestohlenen Einkaufswagen könne Lidl zudem nicht bestätigen.

Auch Edeka sieht in Görlitz kein großes Problem mit dem Einkaufswagenklau. Ein generelles Problem gebe es hier nicht. Kaufland-Sprecherin Christine Axtmann beschreibt die Situation so: „Das Abhandenkommen unserer Einkaufswagen ist für uns aus zweierlei Gründen immer sehr unglücklich. Zum einen möchten wir unseren Kunden immer eine ausreichende Anzahl an Einkaufswagen zur Verfügung stellen. Zum anderen können Einkaufswagen, die außerhalb unseres Geländes abgestellt werden, eine Gefahrenquelle darstellen.“ Für Hinweise zu Standorten von „wild abgestellten Einkaufswagen“ sei Kaufland dankbar. „Unsere Mitarbeiter sammeln diese , herrenlosen Einkaufswagen’ in der Umgebung ein, um sie wieder an ihren Bestimmungsort zu bringen“, so die Sprecherin.

Rewe wiederum betont, dass es wegen der dezentralen, genossenschaftlichen Unternehmensstruktur keine Kenntnis gebe, wie viele Einkaufswagen verloren gehen. „Die Märkte stellen sicher, dass unsere Kunden für ihren Einkauf vor Ort ausreichend Einkaufswagen vorfinden“, heißt es auf SZ-Nachfrage.

So oder so: Einkaufswagen einfach mitzunehmen ist kein Kavaliersdelikt. Dem Handel entstehen jedes Jahr Kosten in Millionenhöhe. Deutschlandweit sind es nach Schätzungen 15 bis 18 Millionen Euro. Marktkauf im Görlitzer Norden ist bisher von diesen Größenordnungen verschont geblieben.