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Gefesselt die Spitzhaustreppe hoch und runter

Zwei Radiomoderatoren stellen sich einer verrückten Wette. Vor allem eine Person hofft, dass sie die Aktion nicht schaffen.

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© Arvid Müller

Von Nina Schirmer

Radebeul. Zehn Minuten müssten doch möglich sein. Das finden die meisten der Schaulustigen am Fuß der Spitzhaustreppe am Donnerstag. Offenbar allesamt Hörer des Radiosenders Energy Sachsen. Denn dort hatten die Moderatoren Franzi und Julian einen Tag zuvor verkündet, dass sie nach Radebeul kommen, um sich einer sportlichen Aufgabe zu stellen.

Sie wollen die Spitzhaustreppe hoch- und runterlaufen, mit Handschellen aneinander gefesselt. Das heißt, „wollen“ ist wohl das falsche Wort. Sie müssen. Und außerdem gibt es eine Zeitvorgabe: Wenn sie die Strecke nicht in zehn Minuten schaffen, verlieren sie ihre Wette und Jessica Gauch gewinnt 1 000 Euro. Die Großenhainerin hatte die Wette beim Radiosender vorgeschlagen.

„Mittwoch um 6.15 Uhr hat mein Telefon geklingelt“, erzählt sie. Die Radiomoderatoren am anderen Ende wecken die 23-Jährige. Ihr Wettvorschlag wurde gezogen.

Am nächsten Tag in Radebeul sind die Radioleute allerdings nicht ganz so zeitig dran. Sie lassen auf sich warten. Schon 20 Minuten Verspätung. Dann tauchen die Moderatoren am oberen Ende der Treppe auf. „Die sollen doch unten starten“, ruft Jessica Gauch. So geht das nicht. Also stapft die Großenhainerin die 397 Stufen nach oben, um das zu klären.

Für die Aktion opfert die junge Frau ihre Mittagspause. Sie arbeitet bei der Motor-Gruppe Sachsen in Radebeul. „Meine Chefs haben mich extra freigestellt“, sagt sie. Auf die Idee mit der Treppenwette kam sie übrigens einfach so. Selber mal vorher die Zeit gestoppt hat sie nicht. Vielleicht war das ein Fehler?

Ulf Kühne denkt, dass zehn Minuten kein Problem sind. Der Organisator des Radebeuler Treppenmarathons ist ebenfalls extra vorbei gekommen, um die Radiomoderatoren laufen zu sehen. Der Rekord beim Treppenmarathon liege bei fünf Minuten – jedoch noch mit einer deutlich größeren Laufstrecke. „Das ist allerdings der Wahnsinn“, sagt Kühne.

Plötzlich kommen zwei Gestalten immer näher. Die Moderatoren sind doch oben gestartet. Runter geht es zügig. Schon bald kann man das Lachen von Moderatorin Franzi hören. „Wir freuen uns auch über einen Jubelsturm“, scherzt Julian. Sie laufen nebeneinander. Die Hände in der Mitte sind mit rosafarbenen Plüschhandschellen zusammengebunden. Unten angekommen, machen sie kehrt und steigen wieder nach oben. Erst noch im Laufschritt. Doch schon nach wenigen Metern werden sie langsamer. Fürs Quatschen reicht die Luft nicht mehr. In weiser Voraussicht hatten sich die beiden entschieden, nicht live auf Sendung zu gehen. Es zieht sich, bis die letzte Stufe geschafft ist. „Meine Beine brennen so, ich war 50 Mal davor, aufzugeben“, sagt Franzi. Und Julian: „Ab der Hälfte musste ich dich mitziehen.“ Die Handschellen waren dafür sogar eine Erleichterung. Die alles entscheidende Frage aber ist: Was sagt die Uhr? Sechs Minuten und 56 Sekunden hat das Duo gebraucht. Die Wette ist gewonnen.

„Ich hätte echt nicht gedacht, dass ihr so schnell seid“, gibt Jessica Gauch zu. Die 1 000 Euro bekommt sie zwar nicht, aber ihre Laune ist trotzdem noch gut. „Ich hatte ja nichts zu verlieren.“ Die Moderatoren wollen nach dem Lauf nur noch ins Bett. Immerhin müssen sie am nächsten Tag wieder um 5 Uhr auf Sendung.