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Gefährliche Raupe breitet sich aus

Der warme Frühling bot gute Bedingungen für den Eichenprozessionsspinner. An diesen Stellen ist Vorsicht geboten.

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Von Julia Vollmer

Weiße Fäden ziehen sich über den Stamm. Von den Baumwipfeln nach unten breiten sie sich aus. Am Baum daneben das gleiche Bild. In diesen Nestern sitzen die Raupen des Eichenpro-zessionsspinners. 19 Eichen sind im Park vom Schloss Albrechtsberg befallen. Doch nicht nur dort sind die Tiere aktiv, die Raupen breiten sich über den Dresdner Norden aus.

Im Park von Schloss Albrechtsberg sind 19 Bäume von dem Insekt befallen. Jörg Lange vom Amt für Stadtgrün kümmert sich um die Bäume.
Im Park von Schloss Albrechtsberg sind 19 Bäume von dem Insekt befallen. Jörg Lange vom Amt für Stadtgrün kümmert sich um die Bäume. © René Meinig

Neben dem Gelände in Klotzsche, wo die Insekten zuerst gesichtet wurden, sind nun auch der Park am Lingnerschloss, das Waldbad Weixdorf, Eichen an der Hofewiese und Bäume an der Schillerstraße, im Albertpark und in der Heide betroffen. Allein im Park vom Lingner-Schloss sind neun Bäume befallen, in der Nähe der Hauptstraße in Langebrück acht. „So eine massive Ausbreitung hatten wir bislang noch nie“, sagt Jörg Lange, zuständiger Ableitungsleiter im Amt für Stadtgrün. Der warme und trockene Frühling habe den Tieren die besten Bedingungen geboten. Die aktive Zeit der Raupe ist Mai bis Ende Juli.

Der Eichenprozessionsspinner liebt freistehende Bäume, die viel Sonne abbekommen. Die Raupen müssen von den Bäumen entfernt werden, vor allem, wenn sie nah an Wegen oder Plätzen und auf Höhe von Menschen sitzen. „Es gibt aber keinen Grund zur Panik, die Tiere sind nicht ohne, aber nur bei direktem Körperkontakt wirklich gefährlich“, sagt Lange. Wenn sie nicht angefasst werden, bestehe aber kein Grund zur Sorge.

„Im Moment arbeiten wir an einem Konzept, wie wir künftig mit der Ausbreitung umgehen“, so Lange. Zuständig ist die Stadt nur für die eigenen Grundstücke, ansonsten die Eigentümer, betont er. Auf Schloss Albrechtsberg werden nun erst mal die acht Bäume von den Tieren befreit, die direkt an Wegen stehen oder an denen die Raupen auf Menschenhöhe krabbeln. Beauftragt wird eine Firma zur Schädlingsbekämpfung. Nötig dabei ist ein Überdruckanzug, durch den die Haare des Insektes nicht durchdringen können, damit keine Hautreaktionen auftreten. Die Nester des Eichenprozessionsspinners werden dabei mit speziellen Geräten eingesaugt und danach verbrannt. „Pro Nest dauert es etwa 15 Minuten“, so Lange. Was das konkret kostet, kann Lange nicht sagen.

Einen Fall gibt es auch auf dem Weißen Hirsch. Auf einem Privatgrundstück. In der benachbarten Heide sei das Tier aber in diesem Jahr noch nicht gesichtet worden, so Jörg Stelzig, der zuständige Revierförster.

Vier Fälle gab es aber an anderen Stellen in der Heide, sagt Markus Biernath, Forstbezirksleiter vom Sachsenforst. „Besonders betroffen waren die Gebiete in Klotzsche und Langebrück“, so Biernath. Auch hier war eine Spezialfirma im Einsatz und entfernte die Insekten. Es gäbe aber keine Überlegungen, künftig keine Eichen mehr zu pflanzen, um sich vor der Raupe zu schützen. Im Gegenteil: Eichen sollen langfristig den Fichtenbestand in der Heide ablösen. Diese könnten sich besser an das Klima anpassen, so Biernath. Für die Bäume ist der Eichenprozessionsspinner nicht gefährlich. Doch die Tiere fressen die betroffenen Bäume komplett kahl, wenn sie nicht vorher entfernt werden. Biernath warnt die Hundebesitzer, die mit ihren Vierbeiner im Wald auf Tour sind: „Bei Hunden können die Insekten Allergien und Haut- und Augenreizungen auslösen.“

Ebenso gefährlich wie für die Vierbeiner kann ein Kontakt mit der Raupe auch für den Menschen sein. Die Berührung mit den Gifthaaren verursacht starke Hautreaktionen und Schleimhautreizungen. Bei Allergikern kann es zu schweren Atembeschwerden kommen. Die Uniklinik warnt vor Panikmache, rät aber besonders bei Kindern zur Vorsicht. „Grundsätzlich ist deren Haut zarter und damit empfindlicher für die Brennhaare“, sagt Reinhard Berner, Direktor der Kinderklinik.

Grundsätzlich gefährlich sei der Kontakt mit dem Eichenprozessionsspinner nicht, aber die Hautreaktion könne sehr unangenehm und lang anhaltend sein. Sein Rat: Sofort duschen und die Kleidung wechseln. Kommt es zu dieser Hautreaktion, sollte ein Kind unbedingt bald zu einem Arzt, rät Berner. Keine Zeit zum Warten bis zum Arztbesuch bleibt bei sehr heftigen Reaktionen oder Reizungen an Mund- und Nasenschleimhaut durch das Einatmen der Haare. Das könne zu schmerzhaftem Husten, Atemnot und asthmatischen Beschwerden, in Einzelfällen auch zu schweren allergischen Reaktionen führen.

Die Raupe mit dem markanten schwarz-braunen Streifen auf dem Rücken lebt ausschließlich in Gruppen. Sie ist ungefähr drei bis vier Zentimeter lang und auf dem ganzen Körper mit Gifthaaren bedeckt, die bis zu einem Zentimeter lang werden.