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Gefährliche Glutnester

Die Feuerwehren im Kreis sind seit Dienstag im Dauereinsatz. Zwei Feuerwehrleute kamen in die Klinik.

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© Norbert Millauer

Von Ines Scholze-Luft

Coswig. Dass sie so schnell wieder nach Kötitz müssen, haben die Coswiger Feuerwehrleute nicht gedacht. Nach dem bis in den Abend dauernden Großeinsatz am Dienstag ist die Hoffnung groß, dass es sich erledigt hat mit den Flammen auf der alten Halde am einstigen Zellstoffwerk. Nach dem Kampf mit aller Kraft gegen die Glut am Boden und zwischen den Bäumen, bei sowieso schon tropischen Temperaturen.

Engagierter Kampf gegen die Flammen bei tropischen Temperaturen. Insgesamt 110 Feuerwehrleute waren allein am Dienstag im Einsatz.
Engagierter Kampf gegen die Flammen bei tropischen Temperaturen. Insgesamt 110 Feuerwehrleute waren allein am Dienstag im Einsatz. © Norbert Millauer
Großes Ärgernis und nicht zuletzt brandgefährlich: Jede Menge Müll auf der Fabrik-Brache der einstigen Sachsenwelle.
Großes Ärgernis und nicht zuletzt brandgefährlich: Jede Menge Müll auf der Fabrik-Brache der einstigen Sachsenwelle. © Norbert Millauer

Leider auch mit unerfreulichen Folgen, Zwei Feuerwehrleute müssen wegen eines Schwächeanfalls, verursacht durch die Hitze, in die Klinik, erhalten Sauerstoff und Stärkungsmittel, können dann wieder entlassen werden. Sagt Radebeuls Stadtwehrleiter Roland Fährmann, an dem Tag diensthabender Kreisbrandmeister, der später die Einsatzleitung an Coswigs Wehrchef Andreas Schorbogen übergibt.

Wegen der hohen Temperaturen gibt es Marscherleichterung. Erst Arbeit in voller Montur, dann Restablöschung im T-Shirt, aber mit Helm und Handschuhen. Die Brandbekämpfer werden schneller ausgetauscht, sagt Andreas Schorbogen. Das gilt nicht nur für die Feuerwehrleute aus Coswig und Radebeul. Insgesamt 110 Leute sind bis gegen 20 Uhr im Einsatz. Aus Moritzburg, Weinböhla, Meißen, Hühndorf, Gauernitz. Unterstützung kommt außerdem von der in Niederau stationierten schnellen Einsatzgruppe (SEG) des DRK, die sich um die Verpflegung kümmert und mit Rettungswagen unterwegs ist. Und der Rettungsdienst selbst, bei größeren Ereignissen immer dabei, zur Sicherheit der Feuerwehrleute. Diesmal dringend gebraucht. Roland Fährmann lobt das Zusammenwirken aller Kräfte, wirkungsvoll und ohne Hektik, trotz der widrigen Bedingungen.

Schließlich ist die Arbeit in Kötitz nicht die einzige für die Wehren. So brennt es erst in Meißen Richtung Buschbad, auch dorthin sind die Coswiger unterwegs. Dann der Halden-Alarm. Danach statt der erhofften Ruhe der Einsatz überelbisch in der Kompostieranlage in Ullendorf (siehe unten stehender Bericht). Coswigs Wehrchef, in den frühen Morgenstunden daheim, denkt an ein wenig Ruhe. Die hält nicht lange an. Gegen 9.30 Uhr am Mittwoch macht sich die Brandstelle unterhalb des Zellstoffwerk-Schornsteins erneut bemerkbar. Glutnester haben sich entzündet, sagt Wehrchef Schorbogen. Eine Firma neben der Halde schlägt Alarm. Die Coswiger fahren mit 13 Leuten nach Kötitz.

Während auf dem nördlichen Haldenteil gelöscht wird – immer wieder steigt ein Wasserstrahl hoch –, zeigt Andreas Schorbogen das, was der Brand auf dem langgestreckten Hügel übrig ließ. Auf etwa 200 mal 300 Metern hat das Feuer gewütet. Verkohltes Gras, angekokelte Baumstämme. Der Feuerwehrchef hofft, dass sich die Bäume erholen. Wieder ein Wasserstrahl, hoch in die Baumkronen. Die Flammen dürfen die Wipfel nicht erreichen, dann wäre der Brand noch schwerer unter Kontrolle zu bekommen als auf der Wiese.

Schon am Dienstagnachmittag setzen die Einsatzkräfte alles daran, dass das Feuer nicht übergreift. Vermutlich hat es sich vom Elberadweg Richtung Ruine der ehemaligen Sachsenwelle ausgebreitet. Ebenso zu einem benachbarten Aroniafeld. Firmengebäude sind in der Nähe – vom dicht bewachsenen Laubwald nur ein Katzensprung. Doch wäre das bei der Ruine der Sachsenwelle schlimm? Andreas Schorbogen: Durch einen Brand könnte eine Umweltbelastung entstehen. Denn in den verfallenen Bauten lagern Teer und Öle. Deshalb muss der gesamte Bereich gesichert werden. Was die Coswiger auch am Mittwoch tun, unter anderem mit einem Schaumteppich – umweltfreundlich, versteht sich –, der kühlt, das Feuer erstickt und einen höheren Löscheffekt bringt. Gerade jetzt, wo das Löschwasser allein nur schwer eindringt in den trockenen Boden.

Bevor sie ihre Aufgabe in Kötitz zu Ende bringen, müssen die Coswiger noch nach Radebeul ausrücken. Dort ist in einer Wohnung auf der Moritzburger Straße Fleisch in einem Topf angebrannt, zum Glück kein großes Problem.

Gegen 15.30 Uhr kommt die Coswiger Wehr zurück ins Gerätehaus. Zur Ursache des Haldenfeuers kann Andreas Schorbogen nicht viel sagen. Vielleicht wurde auf dem Elberadweg etwas weggeworfen, was den Brand verursacht hat? Die Polizei ermittelt allerdings dazu derzeit nicht, heißt es aus der Polizeidirektion Dresden.