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Gefährliche Busfahrt

Zwei Marokkaner sollen im Osterzgebirge auch noch ein zweites Mädchen bedrängt haben. Das ist aber noch nicht alles.

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Von Mandy Schaks

Die kleine Frau ist aufgeregt, fährt sich immer wieder nervös durch ihre dunklen Haare, sucht nach Worten. Das ist alles zu viel für sie – erst das, was mit ihrer Kleinen am Mittwoch im Bus der Linie 360 Altenberg–Dippoldiswalde passiert ist, dann Polizei, jetzt Presse. „Aber ich kämpfe um meine Kinder“, sagt sie entschlossen. „Schließlich geht es hier um die Sicherheit unserer Kinder.“

Deshalb hat die Kipsdorferin gestern beim Polizeirevier Dippoldiswalde Anzeige erstattet. Deshalb ist sie danach zur SZ-Redaktion gegangen, damit jeder erfährt, was hier los ist. Yvonne Bernhardt ist es leid. „Drei von meinen Kindern fahren jeden Tag mit dem Bus, da gibt es immer was“, berichtet die 37-Jährige. In den letzten Wochen ist es immer mal wieder in Bussen zu Vorfällen mit Asylbewohnern gekommen, die im Heim in Schmiedeberg untergebracht sind. Die Sächsische Zeitung berichtete davon schon im Februar. Sie bezahlten nicht, beleidigten Leute, sollen auch schon mal gespuckt oder den Bus als Toilette benutzt haben, vornehmlich abends. Doch auch am Tag soll es schon Pöbeleien gegeben haben. „Meinen Kindern habe ich immer gesagt, verhaltet euch ruhig, bitte lasst euch nicht provozieren“, sagt Yvonne Bernhardt. Das hat geklappt – bis Mittwochfrüh.

Ihre drei Schulkinder sind wie immer morgens in Kipsdorf in den Linienbus gestiegen. Unterwegs sind auch wieder Asylbewerber zugestiegen, schildert die 16-jährige Tochter. „Auf einmal hat einer meine kleine Schwester angepackt“, sagt sie, „grob“. Er habe sie, die erst elf Jahre alt ist, überall angefasst. Während sie das sagt, berührt sie Arme, Beine, so wie sie es eben auch der Polizistin gezeigt hätte. Zwei ältere Jugendliche – 17 und 18 Jahre alt – bekamen das mit und hätten dann die Kleine unter ihren Schutz genommen, sodass sie in Obercarsdorf ungehindert aussteigen konnte. So bekam sie wenigstens nicht mit, was dann noch auf der kurzen Strecke bis Dipps passieren sollte, wie die SZ bereits gestern berichtete.

Demnach hatten zwei Asylbewerber, 19 und 29 Jahre alt, dann eine 17-Jährige im Visier. Wie die Polizei meldete, sollen die beiden Marokkaner das junge Mädchen beleidigt und ihr gegenüber sexuelle Anspielungen gemacht haben. Wieder mischten sich die beiden Jugendlichen ein, um den Konflikt zu schlichten. Da eskalierte die Situation. Ein Marokkaner soll dem 17-Jährigen ins Gesicht geschlagen und der andere dem 18-Jährigen in den Rücken getreten haben. Einer der Männer zog dann noch ein Taschenmesser und soll damit gedroht haben. Der Spuk war am Dippser Busbahnhof zu Ende. Die alarmierte Polizei konnte die beiden Tatverdächtigen noch im Bus vorläufig festnehmen. Gegen sie wird wegen Körperverletzung und Beleidigung mit sexuellem Hintergrund ermittelt. Gestern kam mit der Anzeige von Yvonne Bernhardt ein weiteres Kapitel dazu. Wie die Polizei auf SZ-Nachfrage bestätigte, wurde ein zweites Mädchen angehört. Dabei habe die Elfjährige zu Protokoll gegeben, dass sie einer der Marokkaner angefasst und gekniffen habe. Ermittelt wird in diesem Fall wegen Körperverletzung und Beleidigung.

Allerdings reiche das nach deutschem Gesetz nicht, die Männer sofort zu inhaftieren, sagte ein Polizeisprecher. Die Folgen sollte noch am Mittwoch einer der Jugendlichen zu spüren bekommen. „Ich wurde von einem der Marokkaner an der Haltestelle bedroht“, schilderte er der SZ. Er sagte, er wüsste, wo ich wohne und würde mir was antun. Aus Sicherheitsgründen will er anonym bleiben, fuhr aber postwendend zum Polizeirevier und erstattete Anzeige. Die Beamten ermitteln nun noch wegen Bedrohung. Das Landratsamt hat inzwischen reagiert. Um die Lage in Schmiedeberg zu beruhigen, wurden beide Marokkaner verlegt. „Ich bin so dankbar, dass die beiden Jugendlichen geholfen haben“, sagt Yvonne Bernhardt.