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Gastronomen verlassen den Hirsch

Wolle Förster und Sternekoch Dieter Maiwert schließen ihre Restaurants. Doch es gibt auch zwei gute Nachrichten.

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© René Meinig

Von Julia Vollmer

Nach sechs Jahren ist endgültig Schluss: Wolfgang „Wolle“ Förster verlässt den Weißen Hirsch. Er schließt seine Sushi &Wein-Filiale im Parkhotel auf der Bautzner Landstraße. „Das Restaurant war einfach zu klein und damit unwirtschaftlich“, so der Gastronom. Der Laden hatte nur Platz für 60 Gäste, an Wochenenden hätte er locker 100 gebraucht, sagt er. Unter der Woche sei es dagegen nicht so gut gelaufen, manchmal klapperten nur 20 Personen mit ihren Stäbchen beim Sushi-Essen. Wolle Förster kennt die Probleme auf dem Weißen Hirsch: kaum Laufkundschaft, wenig Parkmöglichkeiten. 2015 wollte er seine „Sushi &Wein“-Filiale im Parkhotel schließen und hatte schon die Gäste darüber informiert. Der Mietvertrag war gekündigt, Strom und Wasser abgemeldet. „Unzählige Anrufe von Stammkunden und eine Unterschriftensammlung mit über 400 Unterschriften haben uns damals bewogen, zu bleiben“, erzählt er.

Noch ein anderer Gastronom verlässt die Gegend. Nicht nach sechs, sondern nach nur einem Jahr schloss Sternekoch Dieter Maiwert sein Restaurant „Maiwerts“ auf der Kurparkstraße. Doch zu den Gründen will Maiwert nichts sagen. „Ich bestätigte nur, dass ich weggezogen bin“, sagt er. Unter den Anwohnern kursieren Gerüchte, der Laden sei oft halbleer gewesen.

Nobel-Küche hat es schwer

Maiwert und seine Geschäfts- und Lebenspartnerin Madeleine Maaßen haben ebenfalls unter dem Label „Maiwerts“ ein neues Restaurant auf dem Golfplatz in Wilsdruff eröffnet. Es ist nicht der erste Abbruch ihrer Zelte. Sie kamen erst 2017 von Bayern nach Dresden. Ihr Restaurant am Tegernsee meldete Ende 2016 Insolvenz an. „Nur Gäste, die à la carte essen, reichen für ein gehobenes Restaurant nicht. Ohne Banketts wie Hochzeiten oder runde Geburtstage kann ein Laden nicht überleben“, benannte Dieter Maiwert den Grund für das Aus. Er wollte in Dresden ganz von vorn beginnen. In der Villa Herzog. Es sollte kein „Nobel-Restaurant“ sein, aber trotzdem gehobene Küche anbieten. Ein Menü sollte zwischen 35 und 70 Euro kosten, je nachdem ob die Gäste sechs oder nur drei Gänge essen wollen. 26 Plätze gab es im Innenbereich und 20 Plätze auf der Terrasse. „Lieber erst mal klein anfangen“, sei das Motto, sagte Maiwert vor zwölf Monaten. Daraus wurde ein kompletter Neuanfang.

Diese Nachrichten von den Gastronomen reihen sich ein in mehrere schlechte Botschaften vom Weißen Hirsch in den letzten Jahren. Auch die Postfiliale machte zu, die Sparkasse ist schon weggezogen. Die Zahlen aus der Stadtverwaltung belegen die schwierige Lage für Händler und Gastronomen. Während es 2006 noch 52 Läden gab, sind es jetzt nur noch 38.

Doch bei all den negativen Meldungen gibt es auch zwei gute. Die Post ist in dem Viertel zurück und auch die Commerzbank auf der Bautzner Landstraße öffnet nach einem Umbau wieder.

Seit Dienstag müssen die Anwohner keine weiten Wege mehr in Kauf nehmen, um Briefe zu verschicken oder Pakete abzuholen. Der Post-Partner-Shop im Geschäft „1 000 kleine Dinge“ in der Bautzner Landstraße 10 eröffnete. Die Deutsche Post setzt seit 1993 auf Partner-Shops. Mittlerweile gibt es bundesweit rund 13 200 Filialen. Seit Monaten hatte sich Grünen-Fraktionschefin und Anwohnerin Christiane Filius-Jehne gemeinsam mit einigen Bewohnern und dem Verschönerungsverein Weißer Hirsch/Oberloschwitz dafür eingesetzt, dass es im Stadtteil wieder eine Post gibt. So gab es Gespräche mit dem Konsum-Vorstand und der Vertriebsleitung der Deutschen Post, in der Hoffnung, dass die Frida-Filiale am Lahmannring den Brief- und Paketservice übernehmen könnte. Ohne Erfolg, denn das Gebäude sei zu klein.

Am 3. September öffnet die Commerzbank an der Bautzner Landstraße wieder ihre Türen für die Kunden. Während des Umbaus, der seit gut einem Jahr läuft, funktionieren die Geldautomaten aber weiterhin. Mit der Neueröffnung wird es auf 120 Quadratmetern aber wieder eine „richtige“ Filiale mit Beratungsangeboten durch die Mitarbeiter geben. Rund 300 000 Euro investierte die Commerzbank in den Umbau. Mit drei Mitarbeiter werden künftig so viele Angestellte in der Bank arbeiten wie bisher.

Café statt Sushi-Laden

Gehen musste auch bei Wolle Förster niemand nach dem Aus im Parkhotel. „Wir suchen nach einem Objekt und machen bald wieder eine neue Sushi-Filiale auf“, so Förster. Im Gespräch sind Standorte an der Ostra-Allee in der Residenz am Zwinger und auf der Schweriner Straße. „Wir sind in Verhandlungen und hoffen, bald eine Entscheidung treffen zu können“, sagt er.

In den ehemaligen Sushi-Laden im Parkhotel soll ein Café einziehen.